12 Tourismusbetriebe mit dem Fair-Trade-in-Tourism-South-Africa-Label FTTSA: Erstes Gütesiegel zum Fairen Handel im Tourismus auf Erfolgskurs
Zum Auftakt der wichtigsten Tourismusmesse Afrikas, Indaba, konnte die Gütesiegel-Initiative Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA) zwei neue Label-Nehmer vermelden: Die „Singita Group“ mit ihren hochklassigen Safari-Lodges und der privaten „Game Reserve“ in Sabi Sands am Rand des Krügerparks sowie die „Phumulani Lodge“, die unmittelbar am Numbi-Eingang des Krügerparks liegt.
Mit der „Phumulani Lodge“ zeichnet FTTSA bereits das dritte Tourismusunternehmen aus, das im Besitz einer Gemeinde ist und von ihr betrieben wird. Sie gehört dem Volk der Mdluli, das 1969, bei der Erweiterung des Krügerparks, aus seinem Stammesgebiet im Süden des heutigen Krügerparks vertrieben worden ist und in einem aufwendigen Rechtsverfahren nun seinen Anspruch auf vorerst 1’600 Hektaren Land im Krügerpark wieder geltend machen konnte. Für die Mdluli ist das gewonnene Land und der Betrieb der Lodge eine grosse Herausforderung: Die Anlage, in die zünftig investiert wurde, muss nicht nur einwandfrei auf hohem Standard betrieben werden, wofür Mitarbeitende aus der Gemeinde erst geschult werden müssen. Die Rentabilität der Anlage kann allerdings erst durch Verträge mit grösseren Veranstaltern gewährleistet werden, die wiederum grössere Kapazitäten als die bestehenden 17 Bungalows erfordern. So sucht die Gemeinde neue Investoren. Dabei hängt der Erfolg mitunter davon ab, ob sie im weiter laufenden Rechtsverfahren einen weiteren Anteil ihres Stammeslandes im Krügerpark zugesprochen bekommt. Denn damit könnte sie auch die Organisation der „Game Drives“ in ihrem Stammesgebiet als Exklusivität selbst vermarkten. Die „Phumulani-Lodge“ ist ein Erfolgsbeispiel von gemeindeeigenem Tourismus in Südafrika, zeigt aber auch, an welch seidenem Faden ein solcher Erfolg hängt. Das FTTSA-Label hat die „Phumulani-Lodge“ denn auch nicht allein aus Marketing-Gründen angestrebt, sondern weil sie zu einer „Community“, einer Gemeinschaft, gehören möchte, die ähnliche Zielsetzungen im Tourismus verfolgt und ähnliche Probleme in der Umsetzung offen diskutiert.
12 südafrikanische Tourismusunternehmen wurden bis Mai 2005 mit dem FTTSA-Label ausgezeichnet. FTTSA hatte sich ursprünglich mehr vorgenommen. An BewerberInnen fürs Label fehlt es ihnen beileibe nicht. Doch die Prüfung durch die ausgewiesenen FTTSA-Assessoren ist streng, schliesslich geht es um die Glaubwürdigkeit des Labels. Bei allen BewerberInnen gebe es positive und oft auch innovative Punkte, meint die FTTSA-Koordinatorin Jennifer Seif, doch sie scheiterten heute meist an den strengen Auflagen zu den Arbeitsbedingungen und zur breiten Beteiligung von ehemals benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Mit ihren strikten Kriterien weist FTTSA nun für viele Tourismusinitiativen den Weg, wie sie heute in ihrem Betrieb die „BEE-Scorecard“ erfüllen können. Gleichzeitig ergibt sich aus der je nach Unternehmensgrösse klar abgestuften FTTSA-Überprüfung für viele Betriebe ein klarer Anforderungskatalog, wo und wie sie selbst Verbesserungen vornehmen können. FTTSA bietet seinerseits in Zusammenarbeit mit dem Centre for Corporate Citizenship (CCC) der südafrikanischen Universität (UNISA) Seminare zur Weiterbildung an und verweist BewerberInnen für das Gütesiegel auf weitere regionale Qualifizierungsmassnahmen. Doch Hilfestellung erhalten FTTSA-Label-NehmerInnen und -kandidaten auch aus dem Erfahrungsaustausch im Kreis der FTTSA-Unternehmen selbst. So zum Beispiel von den Managern des Grossunternehmens Spier, einem „Winzer-Disneyland“ auf einem alten Weingut in der Kapregion, das einem der reichsten Unternehmer Südafrikas gehört, der grossen Wert drauf legte, als einer der ersten Fair-Label-Nehmer bei FTTSA dabei zu sein. Die „Spier“-Verantwortlichen zeigten gerade bei den FTTSA-Workshops auf der Indaba grosse Offenheit, ihren „Junior“-Partnern der Gütesiegel-Initiative mit konkreter Beratung und Trainingsangeboten beiseite zu stehen. Was dies den Mdluli konkret bringt, wird die Zukunft zeigen. Doch eines ist sicher: FTTSA hat in einem Pionierbereich und schwierigen Umfeld verlässliche potente Partner gewonnen und Allianzen gebaut, die diesem ersten Gütesiegel für den Fairen Handel im Tourismus eine hohe Glaubwürdigkeit verschaffen.
Quellen: Pressematerialien Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA) für die Indaba, May 2005, www.fairtourismsa.org.za; Pressematerialien „Phumulani Lodge“ für die Indaba, May 2005, www.travelsa.co.za/phumulanilodge und www.fairtourismsa.org.za; eigene Recherchen