Brot für alle: Die Gründer von Brot für alle wollten „den Ursachen der Not und Ungerechtigkeit zu Leibe rücken“. Was hat Brot für alle in 50 Jahren bewirkt?
Beat Dietschy: Um wirkliche Veränderungen in Gang zu setzen, braucht es ein langfristiges Engagement in den drei Bereichen, die für Brot für alle wichtig sind: Aufklärung und entwicklungspolitische Einflussnahme bei uns und Unterstützung von handlungsfähigen Initiativen im globalen Süden. Mit der ökumenischen Frühjahrskampagne ist es uns gelungen, ein Gefäss für Bewusstseinsarbeit zu schaffen, das weltweit einzigartig ist. Hunderte von Freiwilligen sind dabei jedes Jahr im Einsatz.
Auf entwicklungspolitischer Ebene haben wir dazu beigetragen, eine ganze Reihe von Organisationen zu gründen, die sich in verschiedenen Arbeitsbereichen für eine gerechtere Welt einsetzen: den Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung, Max Havelaar, die claro-Weltläden, die Fair Wear Foundation, welche sich für bessere Arbeitsbedingungen im Textilbereich engagiert, sowie dasselbe im Computerbereich (faircomputer.ch). Besonders erfolgreich war die Initiative "Entwicklung braucht Entschuldung" im Jubiläumsjahr der Eidgenossenschaft, dank der sich die Schweiz mit innovativen Entschuldungsansätzen (z.B. der Einrichtung von Gegenwertfonds) profilieren konnte.
Und natürlich haben wir in den 50 Jahren Projekte und Programme unserer Partnerwerke finanziell tatkräftig unterstützen und dank einer systematischen Qualitätssicherung effektiver gestalten können. In diesem Zusammenhang konnten viele Fortschritte erreicht werden, z.B. die generelle Berücksichtigung von Gender-Aspekten.
Eine jüngere Erfolgsgeschichte ist unser Engagement im Bereich Klima: Mit den neu eingeführten Klimaworkshops helfen wir unseren Projektpartnern im Süden, sich besser auf Umweltkatastrophen vorzubereiten und sich dagegen abzusichern. Die direkte Zusammenarbeit mit Südpartnern wird in Zukunft noch wichtiger werden.

Wie feiert Brot für alle das Jubiläumsjahr?
Es ist eigentlich phantastisch, was wir als kleine Organisation zu bewegen vermögen. Das ist nur möglich durch unsere "verlängerten Arme": Freiwillige, Kirchgemeinden, Kantonalkirchen, Partnerwerke. Dafür möchten wir danken und laden ein, mit uns zu feiern: Am 11. September in Bern, am 17. September in Zürich und gemeinsam mit unserem Partner Fastenopfer am 11. November auf dem Waisenhausplatz in Bern. Ausserdem gibt es noch eine Reihe von Konzertabenden mit dem Chorprojekt des Ostschweizers Peter Roth.

Sehr gerne lassen wir uns aber auch von Kirchgemeinden einladen: Wir bereiten eine "Jubiläumsmenü-Karte" vor mit kulinarischen, spirituellen, kulturellen und politischen Angeboten.
Und schliesslich möchten wir ein zukunftsweisendes entwicklungspolitsches Manifest erarbeiten. Alle Interessierten werden eingeladen, sich mit ihren Ideen und Erfahrungen daran zu beteiligen.
Welche Ziele hat sich Brot für alle für die kommenden Jahre gesetzt?
Wir haben vor, die Zusammenarbeit mit unseren Partnern noch weiter auszubauen. Denn wir sind überzeugt, dass unser Netzwerk von derzeit zwölf Organisationen wertvolle Möglichkeiten bietet, die andere Hilfswerke so nicht haben: Wir können unsere unterschiedlichen Kompetenzen noch stärker allen zu Gute kommen lassen, z.B. indem wir unser Wissen im Bereich "Religion und Entwicklung" oder im Umgang mit dem Klimawandel noch besser nutzen und zur Geltung bringen.
Ein anderes Ziel ist es, die weltweite Lerngemeinschaft von Brot für alle und seinen Partnern weiter zu entwickeln. Wir denken daran, Expertenplattformen im Web einzurichten, um durch gezielten Austausch und Dialogprozesse das vorhandene Wissen und die Erfahrungen von Kirchen und sozialen Bewegungen allen Beteiligten zur Verfügung zu stellen. Ein Beispiel dafür sind die Erfahrungen in Ecuador zum Abbau der illegitimen Schulden, die auf diese Weise für andere Länder fruchtbar gemacht werden könnten.
Und nicht zuletzt wollen wir auch die direkte Zusammenarbeit mit unseren entwicklungspolitischen Südpartnern weiter stärken und ihr Engagement vor Ort unterstützen wie etwa bei der Korruptionsbekämpfung oder im Engagement gegen das neuere Phänomen des "Land Grabbing".
Wir streben Veränderungen gleichzeitig im Norden und im Süden an – nur so sind nachhaltige Verbesserungen und eine gerechtere Welt möglich.

Weitere Informationen: http://www.brotfueralle.ch/de/deutsch/ueber-uns/jubilaeum/