Basel, 27.07.2012, akte/ Der Jan Satyagrah (Marsch für Gerechtigkeit) bildet den Höhepunkt einer gewaltfreien Kampagne für Gerechtigkeit, den Zugang zu Land und Lebensunterhalt, eine nachhaltige Entwicklung und den Schutz der Umwelt. Die gross angelegte Aktion läuft bereits seit 2010. In ganz Indien und vielen weiteren Ländern sind unzählige Informations- und Solidaritätsveranstaltungen durchgeführt worden. Vor neun Monaten ist ein 20-köpfiges Team der Basisbewegung Ekta Parishad (solidarischer Bund) unter der Führung von P.V. Rajagopal zur einjährigen Tour "Samawad Yatra" aufgebrochen, um sich mit der Bevölkerung über die brennendsten Themen zur Landfrage auszutauschen, sie für ihre Rechte zu sensibilisieren und für eine Teilnahme am Grossen Marsch zu bewegen.
Die 80’000 Kilometer lange Mobilisierungstour hat in Kanyakumari an der Südspitze Indiens angefangen und führt durch 22 von 28 indischen Bundesstaaten. In den 350 Distrikten, in denen der Yatra Halt macht, informiert sich das Team vor Ort über die Anliegen der marginalisierten Bevölkerungsgruppen und erarbeitet mit ihnen gewaltfreie Lösungsstrategien. Die besuchten Gemeinschaften und Organisationen entsenden ihre VertreterInnen an den Marsch für Gerechtigkeit und Land und leisten einen Beitrag an ihre Reisekosten. Zu den oft erwähnten Problemen gehören das Ausbleiben längst versprochener Landreformen und Sozialleistungen, Korruption, Abwanderung mangels Perspektiven und Gewalt gegen Frauen. Viele sind betroffen von Vertreibungen oder Zwangsumsiedlungen und Umweltschäden in Verbindung mit Bergbauvorhaben, Stauseen, Industrie-, städtebaulichen oder Tourismusprojekten. Eine zunehmende Zahl von Kleinbauernfamilien, die ihre Produkte nur unter ihren Selbstkosten vermarkten können, gerät immer tiefer in die Schuldenspirale, als deren einzigen Ausweg viele den Selbstmord sehen. In Treffen mit politischen EntscheidungsträgerInnen bringt das Yatra-Team solche Themen auf die Tagesordnung.
Obwohl die Veranstaltungen des Yatra gewaltfrei sind, stossen sie nicht überall auf Gegenliebe. So unterbrachen Polizeikräfte im April eine friedliche öffentliche Veranstaltung im Distrikt Nawada des Bundesstaats Bihar und hielten die RednerInnen vom Sprechen ab. Französische TeilnehmerInnen wurden beschuldigt, durch ihre Anwesenheit an einer öffentlichen Versammlung die Visabestimmungen verletzt zu haben. Sie wurden für zwei Tage in Haft gesetzt und anschliessend ausgewiesen. Den Medien gegenüber behauptete die Polizei, Ekta Parishad stehe in Verbindung zu Naxaliten – dies ist die in Indien gängige Bezeichnung für maoistische Gruppen, von denen sich einige dem bewaffneten Aufstand verschrieben haben. Aus Protest gegen diese schwerwiegende Diffamierung trat Rajagopal in Hungerstreik. Er sagte: "Der Versuch, uns als Verbündete der Naxaliten darzustellen, ist ein Ablenkungsmanöver mit dem Ziel, dringliche Probleme in Verbindung mit Ressourcen wie Land, Wasser, und Wald sowie mit Armut und Migration unter den Teppich zu kehren und all die Stimmen, die sich gegen das gängige Entwicklungsmodell erheben, zum Schweigen zu bringen."

Internationale Unterstützung

Im Mai wurden VertreterInnen von Ekta Parishad und Ekta Europe von Mitgliedern der Grünen im Europaparlament empfangen, wo sie über den Satyagraha-Marsch berichteten. Die Abgeordneten versprachen ihnen unter anderem, den Kampf der Landlosen zu unterstützen und sich im Oktober mit ihnen für ihre Rechte, die Stärkung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, den direkten Zugang zu lokalen Märkten, Preisstabilität und den Zugang zu Land, Wasser, Saatgut und Bildung sowie gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln und die Landnahmen für die industrielle Produktion von Agrargütern und Agrotreibstoffen einzusetzen.
Die internationale Aktion "The Meal", eine gemeinschaftliche Tafel, die sich mit BäuerInnen in ihrer Forderung nach dem Recht auf Nahrung und dem Zugang zu den natürlichen Lebensgrundlagen wie Land, Wasser, Wald und Saatgut für alle eigenständigen Völker solidarisiert, unterstützt den Jan Satyagraha und spendet einen Teil ihres diesjährigen Sammelerlöses für die Organisation des Marsches. Auch in verschiedenen Schweizer und deutschen Städten werden Tafeln organisiert.
Während im Oktober in Indien 100’000 Menschen für die Selbstbestimmung über Land, Wasser, Wald und weitere natürliche Ressourcen marschieren, finden weltweit Veranstaltungen und Aktionen zur Unterstützung ihrer Forderungen statt. Verschiedene Organisationen rufen zur Unterstützung der Forderungen des Marsches auf und schlagen einfache Möglichkeiten vor wie einen Brief an den indischen Premierminister zu senden, die Online-Petition zur Unterstützung des Marsches zu unterzeichnen, sich mit einer Spende an den Unkosten der TeilnehmerInnen des Marsches zu beteiligen oder eine Patenschaft für eine/n AktivistIn zu übernehmen.