A propos «Visit Myanmar Year 1996» Aung San Suu Kyi nach ihrer überraschenden Freilassung: «Everywhere I go I find hotels. I am getting tired of hotels.»
In ihrem ersten ausführlichen Interview nach ihrer Befreiung aus dem sechsjährigen Hausarrest gibt die burmesische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi ihrer Besorgnis darüber Ausdruck, dass sie in Rangoon nichts als neue Hotelbauten sieht, aber keine neuen Schulen oder Spitäler, keine Kindergärten, Bibliotheken oder Buchhandlungen. Rangoon habe sich wenig verändert, meint sie auf die Frage der thailändischen Journalisten, bloss die vielen neuen Hotels, die auf eine unausgewogene Entwicklung hindeuten. Entwicklung müsse den Menschen des Landes zugute kommen und könne sich nicht auf ein enges wirtschaftliches Verständnis von Investitionen, TouristInnen und Hotels beschränken. Burmas Tourismus‑ und Geschäftswelt bejubelte die Mitte Juli 1995 überraschend erfolgte Freilassung der Nobelpreisträgerin als willkommene Werbung für ausländische Investoren und Reisende. Sehr viel zurückhaltender kommentiert Aung San Suu Kyi selbst den Schritt der Militärmachthaber: «Ich wurde freigelassen. Sonst hat sich nichts verändert.» Die Militärs sitzen seit der Kabinettsumbildung vom vergangenen Juni so fest im Sattel, dass die Aufhebung des Hausarrestes der populären Oppositionspolitikerin offensichtlich für sie keine Risiken, sondern eher Vorteile bringt. Bislang haben sie jedenfalls weder einen Plan für eine landesweite Versöhnung mit den ethnischen Minderheiten vorgelegt, noch offiziell den Dialog mit der Demokratiebewegung im In‑ und Ausland aufgenommen. So bittet Aung San Suu Kyi denn auch die ausländischen Geschäftsleute, die in Burma investieren möchten, damit zuzuwarten, bis tatsächlich Versöhnungsverhandlungen und ein demokratisches Regierungssystem eingeleitet seien.
Far Eastern Econornic Review 14.9.95‑ The Nation 10.9./1./2.8.95‑ New Frontiers August 95, The Irrawaddy 15.7./15.8.95/cp