Katastrophen, Tourismus, Krise, KriegChristchurch, Neuseeland (© Josef Thaler)

Doch mit Sicherheitsforderungen für Reisende wird auch Politik gemacht. Nicht selten werden in den Tourismusgebieten unter dem Vorwand der Reisesicherheit Repressionsmassnahmen gegen die Lokalbevökerung ergriffen. Etwa wenn Bettelkinder von der Polizei verhaftet und nur gegen willkürliche Kautionen wieder freigelassen werden. Oder wenn nach einem Anschlag auf eine touristische Einrichtung willkürlich Razzien unter den Anwohner*innen durchgeführt werden. Einige Länder und Regionen – oft mit einer diversifizierten Wirtschaft – sind widerstandsfähiger und besser darauf vorbereitet, mit Krisen umzugehen, während andere – besonders Destinationen, die ökonomisch sehr stark vom Tourismus abhängen – anfällig bei einem Rückgang der Besucherzahlen sind.

Ethisch stellt sich die Frage: Darf man in Krisenländer reisen oder nicht? Dagegen spricht, dass man für die Lokalbevölkerung lebenswichtige Ressourcen verbraucht, man ein autoritäres, menschenrechtsfeindliches Regime unterstützt oder man moralisch schwieriger Schaulust frönt. Dafür spricht, dass man Einkommen und Arbeit in die krisengeschüttelte Region bringt. Ohne Tourist*innen leiden sie doppelt: an der Krise und am ausbleibenden Tourismus.

6 Punkte, die es bei einer Reise in ein Krisengebiet zu beachten gilt

1. Sicherheitslage

Für dein eigenes Wohlbefinden empfehlen wir dir, Reisewarnungen des auswärtigen Amtes oder des Aussendepartementes (EDA, Bundesministerium Österreich und Deutsches Aussendepartement) zu berücksichtigen und ernst zu nehmen. Katastrophengebiete können gefährliche Orte sein, sowohl während als auch nach der Katastrophe. Indem du in solche Gebiete reist, kannst du deine eigene Sicherheit und die Sicherheit der Rettungskräfte gefährden.

2. Belastung fürs Krisengebiet

Indem du ohnehin begrenzte Ressourcen wie Lebensmittel, Wasser, medizinische Versorgung beanspruchst, verschärfst du die Situation vor Ort womöglich weiter. So dies der Fall sein könnte, raten wir von einer Reise ab.

3. Bedürfnisse der Betroffenen

Überlege dir, aus welchem Motiv du in das Gebiet reisen möchtest, wo Menschen um ihre Sicherheit, ihr Überleben oder ihre Grundrechte kämpfen. Wenn du in ein Katastrophengebiet reist, sollte die Unterstützung der Menschen im Vordergrund stehen.

4. «Katastrophentourismus» vermeiden

Das gelingt dir, indem du Touren, bei denen das Leid, und menschliche Tragödien vermarket und kommerzialisiert werden, abwählst.

5. Unterstütze dein Zielland finanziell

Möglicherweise hilfst du am meisten, indem du auf Reisen in diese Gebiete verzichtest und stattdessen, die Betroffenen durch Spenden unterstützt.

6. Deine Reise als Katalysator für Menschenrechtsverletzungen

Indem du in ein Konfliktgebiet reist, kann es passieren, dass du zum Beispiel durch deinen wirtschaftlichen Beitrag unwissentlich zur Verlängerung des Konflikts beiträgst oder Menschenrechtsverletzungen unterstützt.

Für Touristiker*innen

Tourismus in fragilen Kontexten

Ein Orientierungsleitfaden des Roundtable Human Rights in Tourism zeigt Möglichkeiten für verantwortungsvollen Tourismus in einem fragilen Umfeld auf.

Download Leitfaden PDF-DE