Abdalrachman Munif: Salzstädte. Roman

(Mudun al-milh. At-tih, 1984. Aus dem Arabischen von Magda Barakat und Larissa Bender.)
Diederichs bei Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2003
559 S.;  Fr 42,90;  € 24,95
ISBN 3-7205-2425-6

Wie eine grüne Insel liegt das Wadi al-Ujun inmitten der Wüste. Mit seinen Palmen und Quellen erscheint es den Durchreisenden als rettendes Paradies. Für die Bewohner, Angehörige des stolzen Stamms der Utum, ist die Oase das Zentrum der Welt, trotz der harten Lebensbedingungen. Die Verbindung zur Aussenwelt sind die Karawanen. Sie bringen ausser Neuigkeiten und Waren, auch die Möglichkeit, das Tal zu verlassen.
Eines Tages tauchen Amerikaner auf. Die Fremden stellen merkwürdige Fragen, machen Untersuchungen und errichten ein Camp. Das alles geschieht unter dem Schutz der Regierung. Der beunruhigten Bevölkerung verspricht man grossen Reichtum. Aber vorerst werden die Menschen gezwungen, das Wadi zu verlassen. Monströse Maschinen ebnen die blühende Oase ein und die Anlage einer streng bewachten Firma entsteht. Die Söhne der stolzen Wüstenbewohner werden zu  schlecht bezahlten, überwachten Arbeitern degradiert.
Gleichzeitig baut die Firma einen Hafen an der Küste und statt des verschlafenen Ortes Harran entstehen innerhalb eines Monats zwei neue Städte: die eingezäunte, komfortable, klimatisierte Stadt der Amerikaner und in gebührender Entfernung das arabische Harran mit einfachen Behausungen für die Einheimischen. Die Zeit des Ölgeschäfts ist angebrochen.
Abdalrachman Munif wurde 1933 in Jordanien als Sohn einer irakischen Mutter und eines saudischen Vaters geboren und starb im Januar 2004 in Damaskus. Er studierte Erdölwirtschaft und war jahrelang auf diesem Gebiet bei der OPEC tätig. „Salzstädte“ ist der erste Teil eines fünfbändigen Werkes, in dem A. Munif die Entwicklung der Erdölwirtschaft auf der Arabischen Halbinsel kritisch darstellt, bei der nicht nur die Fremden sondern auch die einheimischen Verantwortlichen und Profiteure eine unrühmliche Rolle spielen. Nach dem Erscheinen wurde der Romanzyklus in Saudiarabien verboten und dem Autor die saudische Staatsbürgerschaft aberkannt. Das grossartige Werk informiert über eine Vergangenheit, aus der viele Reaktionen und Geschehnisse in der Gegenwart resultieren.

Elke Müller

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