Abdulrazak Gurnah: Ferne Gestade. Roman

(By the Sea, 2001. Aus dem Englischen von Thomas Brückner)
edition KAPPA, München, Wien 2002

In London beantragt ein alter Mann Asyl. Nur mit Zeichen und einigen Brocken Englisch verständigt er sich, da man es ihm so eingeschärft hatte. Laut falschem Pass heisst er Shaaban. Seine Betreuerin versucht sofort, einen Übersetzer zu finden. Plötzlich gibt er zu, sehr wohl Englisch zu sprechen. Der Übersetzer will ihn trotzdem kennenlernen, da der Asylbewerber den Namen seines Vaters trägt. Gibt es eine Verbindung zwischen seinem Vater und dem alten Mann? Bei ihrer ersten Begegnung stellen die beiden fest, dass sie sich gut kennen und dass ihre Lebensgeschichten eng verwoben sind. In den Augen des Jüngeren hatte der Alte seine Familie um Haus und Vermögen gebracht. In langen Erzählungen legt der Alte dem Jüngeren seine Sicht der Dinge dar: Er berichtet  aus seinem  reichen, farbigen Leben voller Demütigungen. Er musste als Opfer von Erbstreitigkeiten unschuldig lange Jahre auf einer Gefangeneninsel verbringen. Wieder in Freiheit wird er weiter verfolgt von der Familie der Erben. So beschliesst er, sein Land zu verlassen. Im fernen England gelingt es den beiden, Frieden zu schliessen und eine Art Freundschft zu entwickeln.
Die Rückblenden des Alten in sein Leben in der Heimat sind anregend und mit leisem Humor gespickt. Sie führen in die Welt der engen Gassen eines kleinen Dorfes aus Sansibar.

Irene Stark

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