Aktiv unterwegs im Schilderwald
Für die Schweizer ist es inzwischen ein gewohntes Bild: die tausenden von roten Wegweisern mit Velo- oder Inline-Skate-Symbolen, die auch in den hintersten Winkeln des Landes noch zu finden sind und die gelben Wanderwegweiser mengenmässig schon fast überholt haben. Dabei ging es erst vor sechs Jahren so richtig los. Damals wurde Schweiz Mobil eröffnet, ein weltweit einzigartiges Projekt im Langsamverkehr. Nebst dem bereits bestehenden Netz von Velorouten wurden 2008 auch Wander-, Bike-, Skating- und Kanurouten einheitlich beschildert.
Das Netz ist in den letzten Jahren stets gewachsen und kann heute mit eindrücklichen Zahlen aufwarten: Über 35’000 Kilometer Wander-, Velo-, Bike-, Skate- und Kanurouten sind mit insgesamt 150’000 Wegweisern beschildert. Und es wird weiter gearbeitet: Im Jubiläumsjahr 2013 präsentierte Schweiz Mobil ein nationales Netz von 57 hindernisfreien Wegen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.
Die Experten fürs Drumherum
Die Routen von Schweiz Mobil sind alle bestens ausgeschildert und können deshalb problemlos individuell bewältigt werden. Das ganze Drumherum kann aber schnell einmal aufwändig werden. Schliesslich ist man auf einer solchen Reise jeden Abend in einer anderen Ortschaft, sprich in einer anderen Unterkunft. Ausserdem muss man das Gepäck mitschleppen und bei einer Velopanne eine Werkstatt suchen.
Um solche Dinge kümmert sich der Reiseveranstalter Swiss Trails, indem er dem Routennetz von Schweiz Mobil "Leben einhaucht", wie er es selber nennt. Swiss Trails bietet fertige Reisen an, bucht die Unterkünfte, transportiert das Gepäck, vermietet auf Wunsch die Sportgeräte und verspricht seinen Kunden, im Fall eines Problems oder einer Panne innert 30 Minuten auf der Matte zu stehen. Letztes Jahr wurde der Service noch erweitert: Nun holt Swiss Trails das Gepäck und die Velos bereits am Wohnort der Gäste ab und transportiert es zum Startpunkt der Route. Was die Übernachtungen angeht, gibt es verschiedene Unterkunftskategorien, die vom Viersternehotel bis zur Jugendherberge reichen. "Bei Familien sind Campingplätze und Schlafen im Stroh sehr beliebt", erklärt Geschäftsführer Ruedi Jaisli. Neu hat er zudem Gasthöfe im Sortiment, die zwar einen ähnlichen Standard wie ein Dreisternehotel böten, aber zu 25% günstiger seien.
Apropos Preis: Die Reisen von Swiss Trails sind günstiger als eine geführte Gruppenreise, aber natürlich etwas teurer, als wenn man komplett auf eigene Faust losziehen würde. Dafür kann man sich voll auf seine Route konzentrieren und überlässt die Administration den Fachleuten.
Die App hilft weiter
Zu den Wegweisern haben sich zudem immer mehr Zusatzservices gesellt. So gibt es in den Reiseführern respektive auf der Website von Schweiz Mobil Verzeichnisse für Unterkünfte und Servicestationen entlang der Routen. Eine Smartphone-App zeigt die Routen auf einer topographischen Karte an und lokalisiert einen dank GPS und Kompassfunktion auch gleich. Und mit der Schweiz Mobil Card kann man gegen eine Jahresgebühr sogar eigene Routen zeichnen.
Wie viel taugt Schweiz Mobil in der Praxis? Der Autor hat vor einiger Zeit die nationale Bikeroute 3 von Basel nach Nyon unter die Räder genommen. Das Hotelverzeichnis war für die Organisation sehr hilfreich: Selbst im dünnbesiedelten Jura-Gebiet gibt es in vielen kleinen Ortschaften zumindest eine Pension oder ein Bed & Breakfast. Wer mehrere Tage unterwegs ist und auf das Zelt verzichten will, muss eine etwas aufwändige Planung in Kauf nehmen, schliesslich muss jedes Hotel einzeln angefragt und gebucht werden. Abhilfe schafft ein spezialisierter Reiseveranstalter (siehe Box).
Die Beschilderung ist hervorragend, auch in den Städten wird man zielsicher durch die Strassen geführt. Im Gelände kann der Nutzer an vereinzelten Abzweigungen etwas unsicher werden – dann hilft die App weiter, die auch bei schwachem Handyempfang erstaunlich exakt arbeitet. Auf die gefaltete Karte kann man mit gutem Gewissen verzichten.
Was auch auffällt: Die Routenmacher haben viel Wert auf eine abwechslungsreiche Strecke gelegt, mit möglichst wenig Verkehr und vielen Aussichtspunkten. Dafür wurde gerne einmal ein Schlenker zu einem Highlight der Region eingeplant, auch wenn damit ein paar Minuten und Kilometer hinzukommen – schliesslich ist der Weg das Ziel.
Quelle: Stefan Jäggi: Aktiv unterwegs im Schilderwald. In: Traveltip – Das Magazin für Ferien Nr. 1/14. Übernahme mit freundlicher Genehmigung.