Basel, 11.03.2010, akte/ Das neue Buch von Alaa Al-Aswani aus Kairo ist eigentlich nicht so neu: Nach dem Studienaufenthalt in den USA verdiente Al-Aswani seinen Lebensunterhalt mit seinem bürgerlichen Zahnarztberuf, während er nachts recherchierte und schrieb. Damals, Ende der Achtzigerjahre, entstanden auch "Die Aufzeichnungen des Issâm Abdalâti" und weitere Erzählungen. Doch die ägyptische Buchorganisation wollte die kritischen Texte nicht veröffentlichen und warfen Al-Aswani vor, Ägypten zu verunglimpfen. Das Argument, wonach lyrisches Ich und Autor durchaus unterschiedliche Ansichten vertreten können, überzeugte die Beamten nicht. Weil Al-Aswani weder ein berühmter Schriftsteller war noch über entsprechende Beziehungen verfügte, kassierte er eine Absage. So liess er seine Erzählungen kurzerhand selbst drucken und wurde, wie er es nennt, ein "bekannter Schriftsteller ohne Leserschaft". Selbst nach dem Welterfolg "Der Jakubijan-Bau", der Al-Aswani zum erfolgreichsten arabischen Schriftsteller der Gegenwart machte, schreckten einige Verleger vor der Publikation der frühen Erzählungen zurück. Ein häufiger Vorwurf lautet, dass er es am nationalen und religiösen Respekt fehlen lasse. Inzwischen liegt auch "Ich wollt›, ich würd› Ägypter" mit Erzählungen über unangepasste Aussenseiter, Heuchelei, Korruption und bigotte Liebhaber in mehreren Sprachen vor. "Ich wollt›, ich würd› Ägypter" bietet nicht nur einen Einblick in die schriftstellerische Auseinandersetzung Al Aswanis mit seiner Heimat, sondern auch in den Umgang der ägyptischen Kulturinstitutionen mit kritischen Köpfen.
Alaa Al-Aswani: Ich wollt›, ich würd› Ägypter, Lenos Verlag, Basel 2009, 265 Seiten, CHF 34,80, Euro 19,90, ISBN: 978 3 85787 404 8