Was kann die Psychologie zum interkulturellen Verstehen und Handeln beitragen? – lautete die zentrale Frage des 14. Workshop-Kongresses der Sektion Politische Psychologie im Berufsverband Deutscher Psychologen von 1992. Wissenschaftliche Beiträge, Referate und Ergebnisse der Tagung sind nun in einem Buch zusammengefasst, das psychologische Forschungsansätze und -ergebnisse sinnvoll verknüpft mit Erkenntnissen aus anderen wissenschaftlichen Disziplinen wie Pädagogik, Soziologie, Politologie, Rechtswissenschaften und Geschichte. Die vielseitigen Hintergrundbeiträge sind zwar qualitativ unterschiedlich aussagekräftig und gehen zum Teil recht grosszügig mit umstrittenen Begriffen und Konzepten (z.B. Multikulturalität) um, sie verschaffen aber einen guten Überblick über Herangehensweisen und aktuellen Forschungsstand zu Themenkomplexen wie Rassismus-Nationalismus, die diversen Ursachen von Fremdenfeindlichkeit, interkulturelle Kommunikation und Chancen und Grenzen von interkulturellen Austauschformen. Darunter wird für einmal auch Reisen und Tourismus in die Analyse einbezogen, wobei die Forschungsbeiträge zu Tourismus signifikant schwach ausfallen, wenig durch theoretische und empirische Erkenntnisse abgestützt sind und praktisch keine Querbezüge zu anderen Forschungsrichtungen aufweisen. Wann endlich wird die Leier der "Völkerverständigung durch Tourismus" aufgegeben zugunsten geeigneterer Konzeptrahmen zur Erfassung einer vielschichtigen Realität? Schon nur der Blick "über den Gartenzaun" in die interkulturelle Kommunikations- und Lernforschung vermöchte der stagnierenden Tourismusanalyse ein paar aufschlussreiche Anstösse zu geben, wie Begegnungen stattfinden, zu erfassen und zu verstehen sind.
Verlag für Angewandte Psychologie, Göttingen-Stuttgart 1994, 333 Seiten, Fr. 67.-