Am 29. April ist zum drittenmal «Global No Golf Day»
Dies ist mit ein Grund, dass wir in dieser Ausgabe der Kurznachrichten einige brisante «Golfgeschichten » an den Anfang stellen. Wer sich mit Entwicklungen und aktuellen Tendenzen im internationalen Tourismus befasst kommt um Golf nicht herum: Ob in Südostasien, den USA, Osteuropa oder der Schweiz, die Meldungen über geplante und sich im Bau befindende Anlagen reissen nicht ab; Goif ist derzeit eines der beliebtesten Investitions‑ und Spekulationsobjekte der Tourismusindzistrie. In Asien und im Pazifik geht der Trend immer stärker in Richtung gigantischer Ferienanlagen: Riesige Gebiete werden zu eigentlichen Freizeitparks umgebaut, was nicht hineinpasst muss weichen oder allenfalls zur touristischen Attraktion umfunktioniert werden. So plant ein thailändischer Investor in Laos, ein ganzes Dorf umzusiedeln, weil an dieser Stelle des 500 Hektaren umfassenden Golf‑ und Kasinoresorts ein Tierpark vorgesehen ist! In den USA hingegen haben die Golfpromotoren mit ihrem etwas angeschlagenen Image einer naturnahen und gesunden Freizeitbeschäftigung zu kämpfen. Das Resultat einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung im Auftrag der ‹VS Golf Course Superintendent Association » GSCA ergab nämlich, dass Superintendents, die regelmässig mit den Giften in Kontakt kommen, eine höhere Rate von Gehirn‑, Lungen‑, Dickdarm‑, Prostalatumoren sowie Non‑Hodgkin‑Lymphomen aufweisen. Bereits seit vier Jahren bietet die «Ladies Professional Go~f Association » LPGA ihren Mitgliedern gratis Mammographien an, da unter den professionellen Goffispielerinnen ein gehäuftes Auftreten von Brustkrebs beobachtet wurde. Das neue Zauberwort der Golfindustrie heisst nun integrierte Schädlingsbekämpfung (Integrated Pest Management IPM), und soll den Chemikalieneinsatz reduzieren. Weiterhin werden aber hochgiftige Substanzen wie der Unkrautvertilger 2,4‑D, ein Bestandteil des berüchtigten Entlaubungsmittels Agent Orange, eingesetzt. Ein weiterer heikler Punkt betrifft den enormen Verschleiss von Kulturland und Wasser. Auch in der Wasserfrage hat die Golflobby eine Lösung parat, nämlich das «geschlossene Bewässerungssystem «, das im Auffangen, Wiederaufbereiten und erneuten Einsatz immer desselben Wassers besteht. Weil aber über 30 Prozent des bei der Bewässerung verwendeten Wassers auf dem kurzgeschnittenen Golfrasen verdunstet und auch sonst noch einiges verlustig geht, können im Endeffekt vielleicht 15 bis höchstens 30 Prozent der Wassermenge eingespart werden. Diese Methoden sind zudem extrem kapital‑ und arbeitsintensiv, was erklärt, dass bisher nur einige wenige finanzkräftige Golfplatzbetreiber dazu übergegangen sind. Angesichts solcher Tatsachen ist es umso unverständlicher, dass auch die Schweizer Verkehrszentrale SVZ diesen Sommer verstärkt auf Golf setzt, wie an der Pressekonferenz des Swiss Travel Mart SIM in Basel verlautete. Gleichzeitig berufen sich die SVZ‑Strategen auf die zunehmende Nachfrage nach naturnahen, intakten Reisezielen, ein Widerspruch, wie er kaum grösser sein könnte! Auch die Swissair mischelt mit im internationalen Golfbusiness. Nachdem sich die nationale Fluggesellschaft bereits bei den «Swiss Golf Hotels» engagierte, hat sie nun einen Club mit Namen «Golf Traveller» lanciert, der den zahlungskräftigen Mitgliedern exklusive Golfarrangements anbietet, und in Zukunft ist gar eine «Swissair Golf Trophy» geplant! Die Schweizerische Fluggesellschaft hat wahrscheinlich noch nicht von den Protesten gegen die Japan Airlines JAL gehört. Wegen ihrem Golfprojekt in South‑Kona auf Hawaii (vgl. KUNA 1″95) rufen die im «Global Anti‑Golf Movement » GA G M Zusammengeschlossenen Umweltgruppen anlässlich des diesjährigen Anti‑Golf‑Tags zum Boykott der Japanischen Fluggesellschaft auf. Am 29. April wird die internationale Anti‑Golf‑Bewegung vor den JAL‑Büros auf die verheerenden ökologischen und sozialen Auswirkungen des Golfsports aufmerksam machen. Weiterfordert GAG2,1 ein weltweites Moratorium für sämtliche Anlagen und wehrt sich gegen das Vorhaben, Golf in die Olympischen Disziplinen aufzunehmen. Uns bleibt nur, diese Forderungen zu unterstützen!
Japan Times 9.3.95; The Nation 3./215.128.2.95; GAG’M‑Erklärung 13.1.95; Travel Inside 29.3.95; BaZ 4.4.95/kg