Am 8. Juni wird wieder der "World Oceans Day" begangen. Dieser Tag ist seit 2005 fix im Kalender der UNO-Thementage; die ursprüngliche Idee, die Weltöffentlichkeit auf Umweltthemen im Zusammenhang mit den Weltmeeren zu sensibilisieren, war bereits am Weltklimagipfel in Rio de Janeiro 1992 entstanden. Er fällt in die einwöchige "UN Ocean Conference", an der es um die Umsetzung der Nachhaltigkeitsentwicklungsziele geht.
Der "Tag der Ozeane" steht 2017 unter dem Motto "Our Oceans, Our Future". Vorrangiges Umweltthema dieses Jahr ist die Plastikverschmutzung. In den Medien hat man bereits über die "Plastikinseln" im Pazifik gelesen, über Strände an abgelegenen Inseln, welche mit Plastikmüll übersät sind, und Bilder von Tieren gesehen, die nach dem Verzehr von Plastikmüll schmerzhaft verendet sind.
Wie schlimm ist es wirklich? Silvia Frey, Geschäftsführerin der Schweizer Umweltorganisation OceanCare mit Sitz in Wädenswil ZH, nimmt Stellung: "Die Verschmutzung der Meere durch Plastikabfälle ist ein ernstes Problem für die Meerestiere. Unzählige Meerestiere sterben jährlich durch Plastikabfälle. Andererseits enthält Plastik auch toxische Stoffe und insbesondere an kleinsten Plastikteilen, so genanntem Mikroplastik, lagern sich Schadstoffe aus dem Wasser an. Dadurch können Schadstoffe in die Organismen gelangen, wenn sie Plastik aufnehmen."
Sie erinnert daran, dass Plastik aus Erdöl gefertigt wird, also einen grossen Verbrauch von natürlichen Ressourcen darstellt. Sie fordert ein Umdenken in Bezug auf die Plastiknutzung – sowohl bei Privatpersonen als auch bei Unternehmen. "Wir arbeiten seit Jahren mit der Reisebranche zusammen, um Kundinnen und Kunden bezüglich der verschiedenen Gefährdungen der Ozeane und ihrer Bewohner zu sensibilisieren und um einen respektvollen Umgang mit Meerestieren zu fördern", so Frey, "die Plastikverschmutzung ist dabei ein zentrales Thema."

Den Reisenden und der Reisebranche ins Gewissen reden

Reisen per se führt, wie wir alle wissen, zu Umweltemissionen, sei dies durch die Abgase und Lärmverschmutzung der Transportmittel oder die Produktion von Abfällen und Abwässern vor Ort. "Reisende sollten darauf achten, dass sie bei einem Unternehmen buchen, welches sich der Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit verpflichtet hat und die Reise mit Umsicht und Rücksicht auf die Meereswelt durchführt", empfiehlt Frey. Sie erinnert auch an Klimaschutzmassnamen: "Wer von Zürich nach Mallorca fliegt, verursacht knapp 0,5 Tonnen CO2. Gemäss Myclimate sollte eine Person maximal 2,0 Tonnen CO2 pro Jahr verursachen, um den Klimawandel aufzuhalten. Da es schwierig ist, gerade beim Reisen den CO2 Fussabdruck zu verhindern, kann man etwas zum Klimaschutz beitragen, indem man unvermeidbare Emissionen mit Klimaschutzmassnahmen kompensiert."

Was kann jeder einzelne zum Meeresschutz beitragen?

OceanCare wird laut Frey mit einem Team von drei Expertinnen an der Ocean Conference teilnehmen und sich an dieser Konferenz darauf fokussieren, dass der Unterwasserlärm als Form von Verschmutzung anerkannt und in den Aktionsplan zum Nachhaltigkeitsziel 14 Ozeane aufgenommen wird. OceanCare wird den Weltozeantag also dieses Jahr persönlich an der UNO feiern.
Es ist aber jede und jeder eingeladen, einen ganz persönlichen Weltozeantag zu feiern, indem man sein individuelles Verhalten ändert. OceanCare schlägt elf einfache Aktionen vor, die zum Meeresschutz beitragen:

  1. Benützen Sie beim Einkaufen generell wiederverwendbare Taschen. Reduzieren Sie den Gebrauch von Einwegplastik und kaufen Sie möglichst wenig in Plastik verpackte Lebensmittel.
  2. Vermeiden Sie Kosmetikprodukte mit Mikroplastik (oft in Duschgels, Gesichtscremes und Peeling-Produkten enthalten).
  3. Entsorgen Sie Ihren Abfall stets sachgerecht. Ob an Land oder zu Wasser: Sammeln Sie achtlos weggeworfenen Plastikmüll ein und entsorgen Sie diesen sachgerecht.
  4. Auf Reisen: Vermeiden Sie die Degustation von Walfleisch und den Kauf von Souvenirs aus Walprodukten.
  5. Maximal einmal pro Monat einheimische Süsswasserfische kaufen und auf Meerfisch verzichten. Soll es in seltenen Fällen trotzdem einmal Meerfisch sein, dann ausschliesslich aus nachhaltigem Wildfang oder biozertifizierter Zucht. Verzichten Sie auf Krill-, Robben- und Fischöle. Omega-3-Fettsäuren hat es auch in Zuchtalgen-, Lein- und Rapsöl.
  6. Besuchen Sie keine Delphinarien. Delphine gehören in die Wildnis.
  7. Buchen Sie verantwortliche und respektvolle Walbeobachtungsaktivitäten, wenn Sie Meerestiere in der Wildnis erleben wollen.
  8. Wählen Sie Politiker, die sich für den Umwelt- und Tierschutz einsetzen.
  9. Unterstützen Sie Organisationen, die sich für den Arten-, Umwelt- und Tierschutz einsetzen.
  10. Überlegen Sie, welche Wassersportaktivitäten Sie wählen. Jet-Skis, zum Beispiel, schaffen viel Lärm und bedeuten grossen Stress für Meerestiere.
  11. Mobilisieren Sie Freunde, Familie und Bekannte und motivieren Sie diese ebenfalls zu Verhaltensänderung. Organisieren Sie Aufräumaktionen, starten Sie eine Recycling-Initiative am Arbeitsplatz oder ein Mehrweg-System in der Kantine und laden Sie Experten für einen Fachvortrag ein. Was uns alle angeht, können wir nur gemeinsam lösen!