Aminata Traore: L’Afrique humiliée
Aminata Traore ist eine «Grande Dame» der westafrikanischen Intelligenzia, militante Sozialwissenschafterin und einstige Ministerin von Mali, die sich mit ihrem Angriff auf die Politik der Bretton Woods Institute (IWF usw.) einen Namen machte. Das zentrale Thema ihres neuesten – bisher nur in Französisch erhältlichen – Buches ist die illegalisierte Emigration der westafrikanischen Jugend nach Europa. Als deren Ursache klagt sie den durch die Strukturanpassungs-Programme der Weltbank erzwungenen Stellenabbau der Staatsbeamten an, der ebenso den Lehrkörper, das Gesundheitspersonal und die sozialen Dienste schmälerte, wie er die zu privatisierenden Staatsfirmen und die Verwaltungen zu tausendfachen Entlassungen zwang.
Im realen Krieg gegen die unerwünschten Einwanderer, in der Kriminalisierung dieser Flucht vor der Brot- und offnungslosigkeit sieht sie vor allem den Rassismus auferstanden, der vor der Vernichtung der um Einlass Ringenden nicht zurückschreckt. Argumente wie die Arbeitslosigkeit, die auch in Europa schlecht gebildete Schichten heimsucht, kommen nicht in Betracht, doch leise klagt Traore auch über die Schwäche und Gleichgültigkeit afrikanischer Regierungen vor der Chancenlosigkeit ihrer Bürger. An die Europäer aber richtet sie die Kritik an der Entwürdigung, welche den Asylbewerbern widerfährt, wenn sie die Todesfallen der Wüste, der Meere und Gefängnisse der Grenzstaaten zur EU überwunden haben.
Es ist nicht immer leicht zu verdauen, dass Traore in ihrer Anklage nichts Vertauenswürdiges mehr findet in der «Zusammenarbeit» der früheren Kolonialherren. Doch ihre Zahlen von deren Gebrauch der «Waffe Finanzierung» in eigenem Interesse weisen auf, wie wenig Partnerschaft die neoliberale Ausrichtung der europäischen «Angebote» übrig gelassen hat.
Aminata Traore: L’Afrique humiliée, Ed. Fayard, Paris 2008 , (296p.). ISBN: 978-2-213-63590-3, 18.00 Euro [Vorwort von Cheikh Hamidou Kane].
Die Besprechung von Susy Greuter erschien im afrika-Bulletin vom April/Mai 2008. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung