Andreas Weissen, was muss es uns im Wallis kümmern, wenn am Gotthard mit der zweiten Röhre weitere drei Milliarden Franken buchstäblich verlocht werden sollen?

Und wie es uns kümmern muss. Denn für das Wallis stehen am 28. Februar zwei ganz wichtige Forderungen auf dem Spiel. Erstens: Wir bringen die Transitgüter entweder auf allen Alpenübergängen auf die Schiene oder nirgends. Und zweitens: Schon mit der Hälfte der drei Milliarden Franken kann verkehrspolitisch Gescheiteres gemacht werden.

Was konkret?

Mit 1.3 Milliarden Franken kann die zweite Röhre des Lötschberg-Basistunnels endlich voll ausgebaut werden. Und mit ein paar wenigen Millionen zusätzlich kann der Lastwagenverlad durch den Simplontunnel realisiert werden. Das bringt dem Wallis und dem Alpenschutz viel mehr.

Und trotzdem sind der Walliser Staatsrat und die gewählten Oberwalliser Parlamentarier in Bern – Amherd, Rieder, Ruppen und Schmid – unisono für eine 2. Gotthardröhre.

Das ist leider so. Mir scheint, dass Viola Amherd nur aus Loyalität zu ihrer Parteifreundin und Verkehrsministerin Doris Leuthard für die zweite Röhre ist. Dann gibt es die Schlaumeier, die funktionieren nach der Logik: Man muss den Anderen etwas geben, in diesem Fall angeblich den Tessinern, dann bekommen wir beim nächsten Mal auch etwas. Und die ganz Gescheiten, die meinen, wenn man einen zweiten Strassentunnel durch den Gotthard baut, nehmen bei uns die Gefahrenguttransporte ab.

Ist das so?

Nein, im Gegenteil. Die Güterransporte nehmen insgesamt zu und damit bei uns die Gefahrguttransporte, die an den anderen Alpenübergängen mit den langen Tunnels verboten sind. Es bleibt dabei: Die Verlagerung der Güter auf die Schiene ist der bessere Weg und der sicherere, auch wenn es nie eine hundertprozentige Sicherheit gibt.

Gleichwohl will man am Gotthard einen zweiten Strassentunnel bauen, wo es dort bereits einen  Autobahntunnel, eine Passstrasse und einen Eisenbahntunnel hat und nächstes Jahr mit dem neuen NEAT-Basistunnel noch der längste Tunnel der Welt dazukommt. Was treibt Bundesrätin Leuthard und Co. dazu?

Die Röhrenturbos leiden am Röhrenblick. Sie sehen einfach nicht, dass die Schweiz ein komplett falsches, ja verheerendes Signal aussendet, wenn sie jetzt einen zweiten Strassentunnel baut. Mit der Annahme der Alpeninitiative haben wir in der Verkehrspolitik die Weichen in Europa neu gestellt. Die Richtung war klar: 

Die Schweiz verlagert den alpenquerenden Güterverkehr auf die Schiene. Mit dem Bau der NEAT-Basistunnels am Lötschberg und am Gotthard wurde diese Politik glaubwürdig untermauert. Darauf haben sich auch die Investoren eingestellt, beispielsweise in Genua, wo derzeit der Hafen für den Umschlag von Gütern, die grössenteil durch die Alpen weiter befördert werden, massiv ausgebaut wird.

Aber die Befürworter der 2. Gotthard-Röhre beteuern, man wolle die Strassen-Kapazitäten gar nicht erhöhen.

Das ist ein Zug von Winkeladvokaten. Sie wollen mit diesem Kunstgriff das Volk verarschen, die Verfassung aushebeln und den Alpenschutz-Artikel rückgängig machen. Prognosen der EU rechnen mit einer Verdoppelung des Schwerverkehrs in den nächsten 30 Jahren. Dazu kommt, dass die Einführung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) in der Schweiz dazu führte, dass pro Jahr rund 600‘000 Lastwagen den Umweg über Österreich und 300‘000 Lastwagen den Umweg über Frankreich nehmen. Wer zwei und zwei zusammenzählen kann, kann nur zum Schluss kommen: Ist der zweite Strassentunnel einmal gebaut, bleiben die Kapazitäten doppelt so hoch. Es wird ein Riesendruck auf die Schweiz zukommen, die beiden Strassentunnels am Gotthard ganz zu öffnen.

Und was ist mit den Tessinern, die ohne 2. Röhre während der Sanierung des alten Tunnels drei Jahre lang von der übrigen Schweiz abgeschnitten wären?

Ach, die armen Tessiner! Die jammern auf höchstem Niveau. Auch wenn der Strassentunnel während der Sanierung geschlossen bleibt, haben sie immer noch zwei vollausgebaute Neat-Basistunnels, den alten Eisenbahntunnel mit zwei Röhren, den temporären Auto- und Lastwagenverlad und die Passstrasse. Und zudem gibt’s noch die San Bernardino-Autobahn, auf der die Reise von Zürich ins Tessin höchstens 20 bis 30 Minuten länger dauert. Was die Tessiner für kurze Zeit erwartet, ist für uns im Wallis mit Lötschberg-Autoverlad oder dem Umweg via Genfersee seit Jahrzenten Alltag und wird noch lange Alltag bleiben.

Also, keine 2. Gotthard-Röhre. Wie sieht denn eure Alternativlösung für die Sanierungszeit aus?

Ob eine einfache Sanierung oder die Deluxe-Variante, wie sie nun geplant ist, wir sind für folgende Massnahmen: Erstens sind die Bauarbeiten auf das Winterhalbjahr zu beschränken. In dieser Zeit passieren gerade mal durchschnittlich 14‘000 Fahrzeuge pro Tag den Gotthardtunnel. Das ist weniger Verkehr als zwischen Brig und Visp. Zweitens fordern wir 

den Autoverlad durch den alten Gotthard-Bahntunnel. Die BLS, die am Lötschberg pro Jahr bis zu 1.3 Millionen Autos verlädt, hat ja angeboten, dass sie wenn nötig bis zu 5 Millionen Auto pro Jahr durch den Gotthard-Scheiteltunnel transportieren könne. Und drittens fordern wir eine kurze Rollende Landstrasse (Rola) für den nationalen und eine lange Rola für den internationalen Schwerverkehr.

Und was ist mit dem Stau am Gotthard?

Da wird völlig übertrieben. Die Staumeldungen wurden in den vergangenen Jahren nachweislich künstlich hochgetrieben. Selbst kürzeste Staus von einer Viertelstunde, wie sie sonst überall täglich dutzendfach vorkommen, werden über das Radio verbreitet. Und zudem behaupten ja die Befürworte, man wolle mit der 2. Gotthardröhre die Kapazitäten nicht erhöhen. Also kann es auch nicht weniger Stau geben.

Hand aufs Herz: Sagt das Schweizer Volk am 28. Februar Ja zur 2. Gotthardröhre, wird auch dein verkehrspolitisches Lebenswerk zerstört.

Mehr als das. Ein Ja wäre eine Bankrotterklärung des Alpenschutzes und der Verlagerungspolitik. Die neuen Neat-Eisenbahntunnels am Lötschberg und Gotthard würden zu einer einzigen, riesigen Fehlinvestition. Der Urner Regierungsrat Markus Züst hat es gut auf den Punkt gebracht: Mit der 2. Gotthardröhre würde die Schweiz erpressbar, ja sie wäre je nachdem sogar rechtlich verpflichtet, beide Strassentunnels voll aufzumachen.

Und wie gehst du mit einem möglichen Ja um?

Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es dazu kommen könnte. Ich habe immer auf demokratische Mittel und Wege gesetzt und war als ehemaliger Staatskundelehrer überzeugt, dass die Bundesverfassung respektiert wird. Wenn das nicht mehr gilt, bleibt mir wohl nur noch, als künftiger Co-Wirt im Heiligkreuz in Binn ab und zu den schmerzhaften Rosenkranz zur beten.   

Die Schweiz verlagert den alpenquerenden Güterverkehr auf die Schiene. Mit dem Bau der NEAT-Basistunnels am Lötschberg und am Gotthard wurde diese Politik glaubwürdig untermauert. Darauf haben sich auch die Investoren eingestellt, beispielsweise in Genua, wo derzeit der Hafen für den Umschlag von Gütern, die grössenteil durch die Alpen weiter befördert werden, massiv ausgebaut wird.

Aber die Befürworter der 2. Gotthard-Röhre beteuern, man wolle die Strassen-Kapazitäten gar nicht erhöhen.

Das ist ein Zug von Winkeladvokaten. Sie wollen mit diesem Kunstgriff das Volk verarschen, die Verfassung aushebeln und den Alpenschutz-Artikel rückgängig machen. Prognosen der EU rechnen mit einer Verdoppelung des Schwerverkehrs in den nächsten 30 Jahren. Dazu kommt, dass die Einführung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) in der Schweiz dazu führte, dass pro Jahr rund 600‘000 Lastwagen den Umweg über Österreich und 300‘000 Lastwagen den Umweg über Frankreich nehmen. Wer zwei und zwei zusammenzählen kann, kann nur zum Schluss kommen: Ist der zweite Strassentunnel einmal gebaut, bleiben die Kapazitäten doppelt so hoch. Es wird ein Riesendruck auf die Schweiz zukommen, die beiden Strassentunnels am Gotthard ganz zu öffnen.

Und was ist mit den Tessinern, die ohne 2. Röhre während der Sanierung des alten Tunnels drei Jahre lang von der übrigen Schweiz abgeschnitten wären?

Ach, die armen Tessiner! Die jammern auf höchstem Niveau. Auch wenn der Strassentunnel während der Sanierung geschlossen bleibt, haben sie immer noch zwei vollausgebaute Neat-Basistunnels, den alten Eisenbahntunnel mit zwei Röhren, den temporären Auto- und Lastwagenverlad und die Passstrasse. Und zudem gibt’s noch die San Bernardino-Autobahn, auf der die Reise von Zürich ins Tessin höchstens 20 bis 30 Minuten länger dauert. Was die Tessiner für kurze Zeit erwartet, ist für uns im Wallis mit Lötschberg-Autoverlad oder dem Umweg via Genfersee seit Jahrzenten Alltag und wird noch lange Alltag bleiben.

Also, keine 2. Gotthard-Röhre. Wie sieht denn eure Alternativlösung für die Sanierungszeit aus?

Ob eine einfache Sanierung oder die Deluxe-Variante, wie sie nun geplant ist, wir sind für folgende Massnahmen: Erstens sind die Bauarbeiten auf das Winterhalbjahr zu beschränken. In dieser Zeit passieren gerade mal durchschnittlich 14‘000 Fahrzeuge pro Tag den Gotthardtunnel. Das ist weniger Verkehr als zwischen Brig und Visp. Zweitens fordern wir 

den Autoverlad durch den alten Gotthard-Bahntunnel. Die BLS, die am Lötschberg pro Jahr bis zu 1.3 Millionen Autos verlädt, hat ja angeboten, dass sie wenn nötig bis zu 5 Millionen Auto pro Jahr durch den Gotthard-Scheiteltunnel transportieren könne. Und drittens fordern wir eine kurze Rollende Landstrasse (Rola) für den nationalen und eine lange Rola für den internationalen Schwerverkehr.

Und was ist mit dem Stau am Gotthard?

Da wird völlig übertrieben. Die Staumeldungen wurden in den vergangenen Jahren nachweislich künstlich hochgetrieben. Selbst kürzeste Staus von einer Viertelstunde, wie sie sonst überall täglich dutzendfach vorkommen, werden über das Radio verbreitet. Und zudem behaupten ja die Befürworte, man wolle mit der 2. Gotthardröhre die Kapazitäten nicht erhöhen. Also kann es auch nicht weniger Stau geben.

Hand aufs Herz: Sagt das Schweizer Volk am 28. Februar Ja zur 2. Gotthardröhre, wird auch dein verkehrspolitisches Lebenswerk zerstört.

Mehr als das. Ein Ja wäre eine Bankrotterklärung des Alpenschutzes und der Verlagerungspolitik. Die neuen Neat-Eisenbahntunnels am Lötschberg und Gotthard würden zu einer einzigen, riesigen Fehlinvestition. Der Urner Regierungsrat Markus Züst hat es gut auf den Punkt gebracht: Mit der 2. Gotthardröhre würde die Schweiz erpressbar, ja sie wäre je nachdem sogar rechtlich verpflichtet, beide Strassentunnels voll aufzumachen.

Und wie gehst du mit einem möglichen Ja um?

Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es dazu kommen könnte. Ich habe immer auf demokratische Mittel und Wege gesetzt und war als ehemaliger Staatskundelehrer überzeugt, dass die Bundesverfassung respektiert wird. Wenn das nicht mehr gilt, bleibt mir wohl nur noch, als künftiger Co-Wirt im Heiligkreuz in Binn ab und zu den schmerzhaften Rosenkranz zur beten.