Rund zwei Monate lang haben sich Umweltorganisationen und BewohnerInnen der südpazifischen Insel Moorea dagegen gewehrt, dass ihre Behörden den Tourismusinvestoren erlauben, die Lagune von Moorea auszubaggern, um 10’000 Kubikmeter Sand für den Ausbau des «Moorea Lagoon Resorts» zu gewinnen (vgl. Kuna 2/2000). Kurz vor Ostern kam die Entwarnung: Das Französische Hochkommissariat wies die Bauherrschaft der Hotelanlage am 19. April 2000 an, die in der Lagune befindlichen Bagger zu demontieren, was am Tag darauf auch geschah. Doch die Ruhe war von kurzer Dauer. Bereits sorgt ein neues Tourismusprojekt in der benachbarten Bucht für Unmut in der Bevölkerung: Eine 4’000 Quadratmeter grosse Riffplatte – traditioneller Fischgrund der Familien von Paopao – soll zugeschüttet werden, damit Ferien-Bungalows auf dem Meer errichtet werden können. Mit einer Petition versuchen die EinwohnerInnen von Paopao ihr Recht auf die Nutzung jener Ressourcen zu verteidigen, welche den Unterhalt ihrer Familien seit Generationen gesichert haben.
Die beiden umstrittenen Tourismusprojekte sind eng mit der Familie Wan verknüpft, welche die Schwarzperlen-Industrie von Französisch Polynesien dominiert. Beim «Moorea Lagoon Resort» handelt es sich um das dritte Joint-Venture, das der Eigentümer und Entwickler Louis Wan mit der grössten hawaiianischen Hotelkette «Outrigger» eingegangen ist. Angesichts der anhaltenden Proteste aus der Bevölkerung scheint sich die Hotelkette nun Sorgen um ihren Ruf zu machen. In einem Interview im hawaiianischen Radio vom 12. April 2000 verkündete David Carey von «Outrigger», dass die Hotelkette die 5-Jahres-Verträge für das Management und Marketing zweier Hotels in Französisch Polynesien, darunter das «Outrigger Moorea Lagoon Resort», noch im selben Monaten beenden würde. Als Gründe nannte Carey Meinungsverschiedenheiten mit dem Hotelbesitzer und die anhaltenden Proteste der ansässigen Bevölkerung, die den Ruf von «Outrigger» gefährdeten. Proteste regen sich nun auch in der benachbarten Bucht von Paopao, in der Louis Wans Bruder – Robert Wan – eine Riffplatte aufschütten will, um Meer-Bungalows für TouristInnen zu errichten. Die Folgen für die ansässige Bevölkerung wären gravierend, meint Maurice Rurua, der Führer der Gemeinde Paopao. «Armen polynesischen Familien wird dadurch die Ernährungsgrundlage genommen. Es wird sie abschneiden von ihren traditionellen Fischgründen.» Wird das Projekt realisiert, wären die Fischerfamilien gezwungen, Fisch auf dem Markt zu kaufen, was sie sich nicht leisten können. Zwar würde das Gesetz den Fischern einen beschränkten Zugang zur Meeresküste zusichern, erklärt Rurua weiter, aber in der Regel seien solche Touristengebiete abgezäunt und für Einheimische gesperrt «Was passiert mit unseren Kindern? Wo werden sie fischen lernen?», fragt er verzweifelt. Inzwischen haben die BewohnerInnen von Paopao über 700 Unterschriften gesammelt, um das neue Tourismusprojekt in ihrer Bucht zu stoppen. Es gäbe bereits genug Hotels auf der Insel Moorea, argumentieren sie, und wie sie mit eigenen Augen sehen könnten, seien nicht einmal jene zur Hälfte belegt. Hotels sollten nicht an den besten Lagen gebaut werden, lautet die Forderung der Protestierenden. Und sie dürfen die DorfbewohnerInnen nicht von jenen natürlichen Ressourcen ausschliessen, von denen sie leben. /frei

Quellen: Hawai’i Public Radio vom 12.4.2000 (in: Pacific Islands Report unter http://pidp.ewc.hawaii.edu/PIReport.htm); Informationen der Umweltorganisation «Paruru ia Moorea» vom 25.4.2000; Radio Australia’s Pacific Beat vom 15.5.2000 (in: Pacific Islands Report, vgl. oben).