Mit der Abstimmungsniederlage vom 24. September wurden die unmenschliche siebte Verschärfungen der Asylgesetzes und ein diskriminierendes Ausländergesetz vom Volk angenommen. Angeblich brauche es diese Gesetze zum Schutz der "humanitären Tradition" der Schweiz. "Die Fremdmacher", veröffentlicht anlässlich des 20. Jubliäums der Asylorganisation "Solidarité sans frontières", zeigt auf, dass man an dieser "humanitären Tradition" zweifeln darf.

Detailreich wird die These belegt, dass Fremdsein ein Konstrukt der "Fremdmacher" ist. Davon betroffen sind an erster Stelle MigrantInnen, darüber hinaus aber auch andere Gruppen wie Behinderte oder Jugendliche oder gar Fussballfans. Gemäss der Soziologin, Beizerin und langjährigen feministischen und asylbewegten Aktivistin Anni Lanz und dem Pädagogen und Schriftsteller Manfred Züfle ist das Fremd machen die Funktion der Schweizer Asyl- und Ausländergesetze. Das Buch zeichnet auf der einen Seite nach, wie "von oben" die Mentalitäten hergestellt werden, welche die Verschärfungen der Gesetze unterlegen. Es dokumentiert auf der anderen Seite den Kampf "von unten" um menschenwürdige Lebensbedingungen für Fremde, die nicht ausgegrenzt werden sollen.

In einem abschliessenden Gespräch reflektieren AktivistInnen die gegenwärtigen Aufgaben. Und Anwalt Christophe Tafelmacher kommentiert: "Die humanitäre Tradition der Schweiz ist eine Lüge. Es gibt sie nicht. Sie ist ein Mythos. Es gab im 19. Jahrhundert Phasen, als man Flüchtlinge aufnahm, und andere Phasen, als man das nicht tat. Man hat die Aufnahme mythisiert, ohne sich zu erinnern, was im Zweiten Weltkrieg passiert ist. Es sind ausschliesslich jene paar tausend Männer und Frauen, die wie Paul Grüninger den Flüchtlingen unter grossen Risiken und Strafen geholfen haben. Das ist im Grunde genommen die humanitäre Tradition, die danach auch in der Bewegung weitergelebt hat. Sonst gibt es sie nicht."

Das Buch ist das Geschenk einer Generation von Widerständigen an die nächste, ein Mutmacher und Pflichtlektüre für alle, welche die humanitäre Tradition der Schweiz gerne hätten.
edition 8, Zürich 2006, 144 Seiten, SFr. 22.-, Euro 13.80, ISBN 3-85990-090-x