arbeitsgruppe schweiz-kolumbien: 25 Jahre konsequente Menschenrechtsarbeit
Basel, 03.11.2012, akte/ 25 Jahre – ein respektables Alter für eine Solidaritätsgruppe. Die GründerInnen, ehemaligen Angehörigen christlicher Schweizer Hilfswerke, die in Kolumbien tätig waren, hatten hautnah den Widerspruch zwischen der Hoffnung auf eine politische Wende durch die Bewusstwerdung und Organisation der Zivilgesellschaft und der Realität eines brutalen "schmutzigen Krieges" mit der systematischen Ermordung von Zivilpersonen erlebt. Von Anfang an war ihnen klar: Sie wollten weder als Veteranen-Verein noch als verlängerter Arm der Hilfswerke wahrgenommen werden. Die klare Trennung von Religion und Politik und die Weigerung, sich einem Links-Rechts-Schema zuordnen zu lassen, verschaffte der Gruppe die hohe Glaubwürdigkeit, die Grundlage einer professionellen Lobbyarbeit für die Menschenrechte ist.
Immer wieder gelang es der ask, verschiedene Akteure zu einem Thema zu vereinen: Als sich mehrere Schweizer Hilfswerke aufgrund der zunehmend schwierigen Lage in Kolumbien überlegten, ihr Engagement in Kolumbien zu beenden, berief die ask zusammen mit anderen Organisationen ein Treffen der in Kolumbien aktiven Hilfswerke ein, das 1988 zur Gründung der Koordination Schweiz-Kolumbien führte. Dies bewirkte, dass nicht nur verschiedene Hilfswerke ihre Präsenz verstärkten, sondern neue Friedens- und Menschenrechtsorganisationen dazukamen und sich schliesslich auch Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten für die Friedensförderung in Kolumbien zu engagieren begann.
Von Anfang wies die ask auf den Zusammenhang zwischen Menschenrechtsverletzungen und wirtschaftlicher Ausbeutung hin. Mit ihrer Blumenkampagne machte sie auf die schlechten und gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen der Frauen in kolumbianischen Schnittblumenplantagen aufmerksam und erreichte, dass Max Havelaar 2001 als erstes zertifiziertes Non-Food-Produkt fair gehandelte Blumen einführte. Wenn auch aufgrund des erbitterten Widerstandes der örtlichen Plantagenbesitzer nur die wenigsten kolumbianischen Blumenarbeiterinnen von Fairhandels-Bedingungen profitieren können, gehören Fair Trade Blumen aus Afrika und Ecuador zum festen Bestandteil des Fairtrade-Produktespektrums der Schweiz.
Schweizer Wirtschaft im Fokus
Die ask machte verschiedentlich deutlich, dass auch Teile der Schweizer Wirtschaft zu den Missständen in Kolumbien beitragen. Nachdem eine Studie aufgezeigt hatte, dass auch kolumbianische Fluchtgelder auf Schweizer Bankkonti gebunkert wurden, arbeitete die ask 1991 aktiv an der Kampagne "Für eine Schweiz ohne Fluchtgelder" mit.
Als immer mehr afrokolumbianische und indigene Gemeinschaften von ihrem angestammten Land vertrieben wurden, weil Investoren Flächen für den Anbau von Agrotreibstoffen begehrten, lancierte die ask 2008 mit einer breiten Koalition von Schweizer Nichtregierungsorganisationen die Kampagne "Mit Vollgas in den Hunger. Brot statt Agrotreibstoffe". So wurde erreicht, dass die Schweiz im Gegensatz zu anderen Staaten Agrotreibstoffe nicht steuerlich begünstigt.
Es gibt noch viel zu tun
Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen ist zusammen mit der ungerechten Landverteilung einer der zentralen Bereiche, in denen es immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen kommt. Auch Schweizer Bergbaukonzerne wie Glencore und Xstrata spielen in diesem Geschäft eine wichtige Rolle. Ein Drittel des in Kolumbien geförderten Goldes gelangt in die Schweiz. Klare Regulierungen für die Tätigkeit von Schweizer Unternehmen und Rohstoffhändler, wie sie die ask gemeinsam mit der Kampagne "Recht ohne Grenzen" fordert, könnten einen Beitrag zum Frieden in Kolumbien leisten.
Als kleine Organisation, getragen von qualifizierten, engagierten Mitarbeitenden und treuen Mitgliedern und SympathisantInnen, hat die arbeitsgruppe schweiz-kolumbien seit ihrer Gründung im September 1987 vieles geleistet, und die Arbeit wird ihr nicht so schnell ausgehen. Sie ist als seriöse Informationsquelle für die Menschenrechtslage in Kolumbien, aber vor allem auch als anwaltschaftliche Organisation für die Menschen, deren Rechte verletzt werden, nicht mehr wegzudenken. Wir wünschen ihr weiterhin viel Elan.
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In der Schweiz stellen verschiedene Hilfswerke, Solidaritätsgruppen und Freundeskreise Informationen über die Länder zusammen, mit denen Sie einen steten Austausch pflegen und in denen Sie Entwicklungsprojekte fördern. Wir haben empfehlenswerte Adressen zusammengestellt, damit Sie selber Kontakt aufnehmen und sich aktiv engagieren können. Sie finden diese unter dem jeweiligen Land in der Rubrik Hier & Jetzt > Adressen.