Eine bunte Gruppe von Indianern, Studierenden, Ski- und Snowboard-Fahrerinnen, Bürgern, Umweltaktivistinnen, Lehrern und Geschäftsleuten wehren sich energisch gegen den geplanten Bau eines Skisportzentrums im US-Bundesstaat Arizona. Im Februar 2004 hat der Forest Service einen Entwurf veröffentlicht, wonach das bisher bescheidene Skigebiet in den unweit vom Grand Canyon gelegenen San Francisco Peaks dank Schneekanonen stark ausgebaut werden soll. Der Schnee soll aus den Abwässern der Stadt Flagstaff produziert werden. Die Proteste der zur „Save the Peaks Coalition“ zusammengeschlossenen Gegner des Projektes gründen auf unterschiedlichen Argumenten: Umweltschützer befürchten, dass sich mit der Schneeschmelze das schmutzige Wasser mit dem reinen Bergwasser vermischen und die Trinkwasserversorgung der Region gefährden würde. Für die in der Region beheimateten Indianer hingegen sind die San Francisco Peaks heilig. Gemäss den Vorstellung der Hopi etwa leben dort Geistwesen, die Katchina. Die Indianer bezweifeln ausserdem, dass die WintertouristInnen ausgerechnet in die Wüste von Arizona reisen werden, um hier Ski zu fahren. Sie lehnen einen Kompromissvorschlag der Befürworter ab, der ihnen ein kulturelles Zentrum in den Bergen verspricht und drohen gar mit einem Boykott von Flagstaff.
Der Kampf der Indianer um die Bewahrung der San Francisco Peaks dauert schon lange. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden extensiv Bäume gefällt. Etwa zur selben Zeit erschienen die ersten TouristInnen. In den 1930ern erlaubte die zuständige US-Behörde, der Forest Service, die Errichtung der ersten Skihütte samt Zufahrtsstrasse. Eine grossangelegte Entwicklung zu einem Skigebiet konnten verschiedene Indianerstämme 1969 zwar vorerst verhindern, nicht aber zehn Jahre später: Ihre Klage gegen vier Skilifte, Zufahrtsstrassen, Parkplätze und mehr wurde vor Gericht trotz des 1978 in Kraft getretenen „American Indian Religious Freedom Act“ abgewiesen.
Die Streitigkeiten in Arizona erinnern stark an jene in der kanadischen Provinz British Columbia. Dort wehren sich die Secwepemc (Shushwap)-Indianer seit 1999 gegen den Massentourismus im Skigebiet Sun Peaks (siehe akte-Kurznachrichten 1/03). Die Secwepemc haben das umstrittene Gebiet nie abgetreten und machen Besitzrechte geltend, die von den kanadischen Behörden nicht akzeptiert werden. Immer wieder wurden Protestcamps aufgelöst und Indianer in Haft genommen, zuletzt am 22. September 2004. Obwohl die Secwepemc sicher sind, dass die Räumungsbefehle und das ganze Tourismusprojekt gegen die kanadische Verfassung verstösst, können sie aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht gerichtlich dagegen vorgehen. Besondere Bedenken hegen sie, seit die olympischen Winterspiele 2010 nach Vancouver vergeben wurden (siehe akte-Kurznachrichten 1/04). Sie fürchten, dass dieses Grossereignis einen weiteren Ausbau der touristischen Infrastruktur von Sun Peaks zur Folge haben wird. /na

Quellen: Incomindios Newsletter Nr. 18, Nov. 2004; Newsletter des Verlags für Amerikanistik, März 2004; www.savethepeaks.org; www.sacredland.org; www.blackfire.net