Delphi-Studie in Deutschland, Österreich und der Schweiz, unter Berücksichtigung von Auswirkungen auf den Tourismus im eigenen Land

150 TourismusexpertInnen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich prophezeien dem Ferntourismus weiteres Wachstum: Durchschnittlich werden Fernreisen aus diesen Ländern jährlich um 4 bis 5 Prozent zunehmen, gebucht wird zunehmend Last-Minute, direkt beim Reiseveranstalter oder über Internet. Von einer Fernreise abhalten lassen sich KonsumentInnen am ehesten durch Krisen, Konflikte und Seuchen in den Zielländern sowie durch Konjunkturschwä-chen und Einkommenseinbussen im eigenen Land. Umwelt- und sozialverträgliche Formen des Reisens werden nur zögerlich gefragt, die globalen ökologischen Veränderungen (Klima und Ozonloch) beeinflussen das Interesse an Fernreisen nur gering. Keine Trendwende im Fernreisegeschäft können also die Fachleute ausmachen, die zwischen April und Dezember 1996 nach der Delphi-Methode befragt detailliert ihre Meinungen zu den unterschiedlichensten Aspekten des Ferntourismus preisgaben. Längst nicht alle von ihnen sind glücklich über die vorherzusehende Entwicklung. So würden ihrer Einschätzung nach die Umwelt-probleme in den Reisezielländern «relativ stark» zunehmen, vor allem im Bereich von Müllentsorgung, Abwasserreinigung, Wasserverbrauch und Landschaftsver-bauung. Als klar wichtigstes Problem, das bis ins Jahr 2005 unbedingt gelöst sein sollte, bezeichnen die Expertinnen und Experten die Kinderprostitution. Doch auch Sextourismus, Sicherheit in den Reisegebieten, ökologische Schäden und der Mangel an sozialverträglicher Tourismusentwicklung werden als Problembereiche genannt, die Gegensteuer erforderten. Zu hoffen ist, dass die Verantwortlichen aus der Tourismuswirtschaft, die als Zielpublikum mit der Studie angesprochen werden, die warnenden Töne auch deutlich hören und – mehr noch – in ihrer künftigen Produktegestaltung berücksichtigen.
Ammerland, Bern, Wien 1997