Arosa 2030: Nachhaltigkeit als Vision

Matteo Baldi: Arosas Vision lautet eine der nachhaltigsten Destinationen der Alpen zu sein. Wie leicht ist es, einen solchen strategischen Entscheid durchzubringen? 

Elena Monsch: Der strategische Entscheid, Arosa zu einer der nachhaltigsten Destinationen der Alpen zu machen, kann Arosa Tourismus als Organisation nicht allein fällen. Bei Workshops und Umfragen mit allen Interessensgruppen wurde geprüft, ob Nachhaltigkeit ein realistischer Zielweg für die Destination ist. Nach Konsultation von externen Beratern entstand die Strategie Arosa 2030, welche 2019 an der Generalversammlung verabschiedet wurde. Dieser Ansatz stellt sicher, dass die Vision von allen Akteuren der Destination getragen wird und die Umsetzung nachhaltig erfolgreich ist. Nach der Konkretisierung der Ziele und Massnahmen befinden wir uns nun in der Umsetzungsphase.

MB: Sind Nachhaltigkeit und touristisches (bzw. wirtschaftliches) Wachstum unter einen Hut zu bringen als Tourismusorganisation?

EM: Ja, es ist möglich, Nachhaltigkeit und touristisches Wachstum miteinander zu verbinden, jedoch erfordert dies eine langfristige, strategische Planung. Entscheidend ist dabei, wie und wo wir wachsen. Wir haben Saisonmonate mit Wachstumspotenzial und solche ohne. Diese gilt es klar zu unterscheiden und gezielt zu fördern, wo Potential vorhanden ist. Mit der Strategie Arosa 2030 verfolgt die Destination Arosa dieses Ziel. Wir sprechen von der vierdimensionalen Nachhaltigkeit, bei welcher Natur, Gesellschaft und Wirtschaft gleichermassen berücksichtigt werden. Mit dem Einbezug der Management Ebene wird die Nachhaltigkeit in allen Bereichen des Unternehmens gelebt. So kann das touristische Wachstum nicht nur erhalten, sondern in einer Weise gestaltet werden, dass der Umwelt minimal schadet und die sozialen und wirtschaftlichen Vorteile maximiert.

MB: Nachhaltigkeit sei bei Arosa Tourismus eine Lebensart – wie sieht das mittlerweile bei den Leistungsträger*innen aus?

EM: In Arosa lässt sich eine Bewegung hin zu mehr Nachhaltigkeit erkennen. Einige Betriebe setzen den Leitsatz vorbildlich um, indem sie umweltfreundliche Praktiken wie die Nutzung von erneuerbaren Energien, ressourcenschonenden Angeboten und eine starke Zusammenarbeit mit lokalen Partnern integrieren. Natürlich gibt es auch hier Leistungsträger*innen, welche noch am Anfang ihres Weges stehen.

MB: Mit welchen Aktivitäten plant Arosa die genannten Ziele zu erreichen?

EM: In jedem Bereich der Nachhaltigkeit (Natur, Gesellschaft, Wirtschaft, Management) wurden anhand von Richtlinien Schwerpunkte gesetzt. Mit Projekten aus allen Bereichen wird auf die Erreichung der Richtlinien hingearbeitet. Ein Beispiel sind die Biodiversitätstage Arosa, bei denen Interessierte die Möglichkeit haben während einer Woche eine Vielzahl an Angeboten wie Exkursionen oder Workshops zu besuchen. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität zu stärken und gleichzeitig den sozialen Austausch zu ermöglichen. Die Veranstaltung wurde bewusst auf den Sommersaisonstart gelegt, um die lokale Wirtschaft zu fördern.

Die junge Plessur mit Blick auf ArvenDie junge Plessur mit Blick auf Arven
«Biodiversität ist nicht nur ein ökologisches Konzept, sondern auch ein zentraler Bestandteil eines intakten Naturerlebnisses.»
Elena Monsch
Lebensraum_bergwald: Exkursion Lebensraum Bergwald, ArosaLebensraum_bergwald: Exkursion Lebensraum Bergwald, Arosa

MB: Arosa veranstaltet vom 14. Juni bis 21. Juni 2025 die Biodiversitätstage Arosa. Was hat ein*e Tourist*in von einer intakten Biodiversität?

EM: Biodiversität ist nicht nur ein ökologisches Konzept, sondern auch ein zentraler Bestandteil eines intakten Naturerlebnisses. Biodiversität steht für eine Vielzahl an Ökosystemen, die in sich und untereinander von Abhängigkeiten leben. Vom Kreislauf der Blätter eines Baumes bis hin zur Lebensmittelproduktion, alles hängt zusammen und es ist ein grosses Geben und Nehmen. Für Besuchende bedeutet eine intakte Biodiversität, dass sie eine faszinierende Flora und Fauna erleben können, was die Qualität ihrer Reise bereichert. Gäste*innen haben die Möglichkeit eine atemberaubende Natur zu bewundern und eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren zu bestaunen.

Biodiversitätstage Arosa 2025Biodiversitätstage Arosa 2025

MB: Was können Touristen*innen zu einer intakten Biodiversität beitragen?

EM: Mit einem umweltbewussten Verhalten kann jede*r zu einer intakten Natur beitragen. Dazu gehören Massnahmen wie das Vermeiden und Mitnehmen von Abfall, das Nutzen von umweltschonenden Verkehrsmitteln oder das Einhalten von Wander– und Verhaltensregeln insbesondere in Naturschutzgebieten. Bei den Angeboten der Biodiversitätstage wird dazu wertvolles Wissen vermittelt.

MB: Was sind die Highlights der Biodiversitätstage Arosa?

EM: Zum Auftakt der Biodiversitätstage findet am Freitag, 13. Juni 2025 ein Willkommens Apéro sowie eine Degustation von biodynamischen Weinen statt. Weitere Highlights sind Exkursionen zu den seltenen Frauenschuhen, beheimateten Tieren, Wäldern und Gewässer. Wer selbst aktiv werden möchte, für den eignet sich der Biodiversitätskochkurs, der Makrofotografie- Kurs oder das Fischen am Obersee.

Bergkirchli in InnerarosaBergkirchli in Innerarosa
eamAT-19: Portrait Elena Monsch, Mitarbeiterin Nachhaltigkeit Arosa 2030

Elena Monsch

Elena Monsch hat ihre Ausbildung zur Tourismusfachfrau HF in Samedan abgeschlossen. Seit zwei Jahren arbeitet sie bei Arosa Tourismus und trägt aktiv zur nachhaltigen Entwicklung der Destination bei. Zu ihrem Aufgabengebiet gehören unter anderem Bildungsangebote wie die ArosaAkademie und die Arosa Biodiversitätstage.