"Im Sommer 2015 wurde der französische Küstenort Calais zu einer Art touristischer Attraktion. Calais ist Reisende gewohnt, doch die meisten befinden sich hier im Transit auf den Fähren und Zügen zwischen Frankreich und Grossbritannien. Selten bleiben Menschen freiwillig hier. Doch jene, die hier erst mal nicht weiterkommen, sind in den letzten Jahrzehnten immer mehr geworden. Und sie haben ihrerseits eine Reisebewegung ausgelöst, die im Sommer 2015 zu einem deutlich wahrnehmbaren Phänomen anwuchs.
Nach unterschiedlichen Schätzungen besuchten zwischen August 2015 und Oktober 2016 bis zu 10’000 Freiwillige die Lager von Geflüchteten, den Jungle, in den Dünen vor Calais. Die überwiegende Mehrheit der Freiwilligen kam aus Grossbritannien. Sie als TouristInnen zu bezeichnen, ist problematisch, denn sie sehen sich selbst nicht als solche. Man kann auch einfach sagen, dass sie nicht aus Gründen von Flucht, Arbeit oder sonstiger Notwendigkeit reisen, sondern freiwillig, und dass ihre Reise sie normalerweise zu ihrem Ausgangspunkt zurückführen wird. Freiwillig, temporär und zirkulär kann man diese Mobilität auch nennen, wenn man das Wort Tourismus vermeiden möchte.
Seit dem so genannten ‹Flüchtlingssommer 2015› wurden in Europa die radikalen und bis dato marginalen Iden der No-Border-Bewegung kurzzeitig politisch wirkungsmächtig. Ein kollektives ‹Refugees are welcome here› erfuhr sowohl in Deutschland als auch in Grossbritannien im Sommer 2015 breite Resonanz, noch bevor Angela Merkel mit den Worten "Wir schaffen das" eine – wenngleich politisch verkürzte – Botschaft der bereits vorher freiwillig Tätigen aufgriff."
Dies sind die ersten Abschnitte von Fabian Frenzels Beitrag – die wir hier mit freundlicher Genehmigung wiedergeben, Im weiteren beleuchtet er, wie Freiwillige die Geflüchteten und politisch Ausgegrenzten unterstützten, wie sie mit kulturellen Reibungen umgingen, welche Rolle die sozialen Medien spielten, welche Hilfs-Leerläufe sie erlebten, wie radikal die mitmenschlichen Gesten inmitten härtester Abschottungspolitik anmuteten, wie die Helfenden über ihr Tun nachdachten und welche Bilder über die "Anderen" die Helfenden in ihren Berichteten vermittelten.  

Lesen Sie den spannenden Beitrag im Magazin "Keine Freiheit im Paradies – Tourismus & Migration" (Nr. 361, Juli/August 2017)   
Fabian Frenzel ist Associate Professor für Organisationssoziologie an der Universität Leicester. Er veröffentlichte zuletzt "Slumming it – The Tourist Valorisation of Urban Poverty" (Zed Books 2016)

iz3wiz3w steht für das Informationszentrum 3. Welt in Freiburg, einem unabhängigen Verein, der sich in der Bildungsarbeit zu Süd-Nord-Themen engagiert. iz3w versteht sich keineswegs als "neutrale" Quelle für Informationen und Analysen zum Weltgeschehen. Vielmehr wird die Ordnung einer Welt kritisiert, die nicht die beste aller denkbaren ist, als Ausgangspunkt für Ideen, die über das Bestehende weit hinaus weisen.   

Lesen Sie den spannenden Beitrag im Magazin "Keine Freiheit im Paradies – Tourismus & Migration" (Nr. 361, Juli/August 2017)   
Fabian Frenzel ist Associate Professor für Organisationssoziologie an der Universität Leicester. Er veröffentlichte zuletzt "Slumming it – The Tourist Valorisation of Urban Poverty" (Zed Books 2016)

iz3wiz3w steht für das Informationszentrum 3. Welt in Freiburg, einem unabhängigen Verein, der sich in der Bildungsarbeit zu Süd-Nord-Themen engagiert. iz3w versteht sich keineswegs als "neutrale" Quelle für Informationen und Analysen zum Weltgeschehen. Vielmehr wird die Ordnung einer Welt kritisiert, die nicht die beste aller denkbaren ist, als Ausgangspunkt für Ideen, die über das Bestehende weit hinaus weisen.