Auf 57km2 soll an der Nordspitze Zanzibars in den nächsten Jahren das grösste Tourismuszentrum Ostafrikas entstehen.
Geplant sind unter anderem 16 Vier- bis Fünf-Stern Hotels oder Resorts, ein neuer Yachthafen (für 150 Yachten bis 36m) mit Shops und Restauarants, ein Country-Club mit einem 27-Loch-Golfplatz (mit Flutlicht), Stallungen, 16 Tennisplätzen, Squashplätzen, div. Pools und einem künstlichen See (in dem zur Besichtigung der Meerestiere ein «underwater walk» eingerichtet wird), ein Konferenz- und Theaterzentrum mit Sitzplätzen für 1’000 Personen und vieles mehr.
4 Milliarden Dollar sollen in das Projekt, ein Joint Venture zwischen dem Government of Zanzibar und der East African Development Company Ltd. (EADC), investiert werden. Für die Realisierung des Projektes wurde die Nungwi Peninsula Limited gegründet, in deren «Main Board» neben den Vertretern der EADC auch der Finanz- und der Transportminister Zanzibars Einsitz nehmen. Die EADC mit Hauptsitz auf der Isle of Man (UK), verfügt, neben einem Büro auf Zypern, übrigens auch über eine Vertretung in der Schweiz. Für den Betrieb der Hotels wurde Forte Meridien Hotels (Dubai) verpflichtet, die im vergangenen Herbst in London zur besten Hotelgruppe der Welt gekürt wurde.
Offensichtlich hat man es auf eine betuchtere Kundschaft abgesehen, so sind neben sechs Suiten für Staatsoberhäupter, 100 Luxusvillen im Mittelmeer-Stil, alle mit eigenem Swimming-Pool, vorgesehen. Neben diesen Villen für die Halbreichen (90-140 m2), gibts für die Crème de la Crème «Luxury Residential Villas» à 1’000m2. Um die berechneten Einnahmen zu erzielen wird man diese begüterte Kundschaft auch nötig haben: Nach zehn Jahren erwartet man für die Bauten der ersten Phase (ein Hotel, Villen, Hafen, Konferenzzentrum, Country-Club) jährliche Nettoeinnahmen von rund 90 Millionen Dollar. Allein mit Mitgliedschaften für den Golfclub sollen in den ersten 4 Jahren 5,6 Millionen Dollar eingenommen werden.
Der Chefökonome der EADC, Chris Gardner, beteuert, dass die Bevölkerung Zanzibars die Hauptnutzniesser des Projektes sein werden. Arbeitsplätze für 20’000 Personen, wobei die direkt Angestellten alle in neuen Überbauungen untergebracht werden, ein öffentliches Spital mit 100 Betten, Schulen für 12’000 Schüler, sowie eine Universität (!) werden versprochen. Die Realität steht im krassen Widerspruch zu diesen Versprechungen. Die Menschen, die im für das Projekt vorgesehenen Gebiet wohnen, wurden nicht konsultiert. Ihre Zukunft ist ungewiss. Sie befürchten aus ihren Häusern vertrieben zu werden. Auch von einer Umweltverträglichkeitsprüfung wissen sie nichts. Von den Schulen, Häusern und dem öffentlichen Spital ist im Businessplan überhaupt nichts zu sehen. All dies deutet darauf hin, dass die lokale Bevölkerung einmal mehr Opfer einer menschenfeindlichen Tourismusplanung zu werden droht.
Dabei hat die touristische Entwicklung auf Zanzibar, bislang eher ein Ziel für Rucksacktouristen, eben erst begonnen. Nach der Italienischen Reiseindustrie, welche bereits im letzten Jahr Charterflüge nach Zanzibar angeboten hat, gehören auch die schweizerischen Touroperators zu den Pionieren. Gleich zwei Charterrotationen werden diesen Winter von Hotelplan und Private Safaris angeboten. Das Geschäft ist, sicherlich auch wegen Annulationen in Kenya, vielversprechend angelaufen. Der Ausbau des Flughafens für die Aufnahme von grössten Jets ist bereits vorgesehen (ebenfalls ein Joint Venture vom Zanzibar Government und der EADC), und Aga Khan Tourism Promotion Services plant nach der Eröffnung des edlen Serena Inn in der Altstadt von Zanzibar, den Bau eines luxuriösen Strandhotels (ebenfalls mit einem 18-Loch Golfplatz) im Norden der Stadt.
Es besteht die Gefahr dass beim ganzen Rummel geschäftsgefährdende Sicherheitsaspekte in den Hintergrund geschoben werden. Das auswärtige Amt Deutschlands stuft jedoch die attraktiven Strände von Zanzibar als unsicher ein. «Ausländer sind dort wiederholt Opfer von Raubdelikten und begleitenden Straftaten geworden, wobei es zum Teil zu erheblicher Gewaltanwendung unter Benutzung von Stich- und Schusswaffen gekommen ist. Am 23.12.97 ist ein deutscher Tourist von Soldaten erschossen worden, als er sich der Darstellung der tanzanischen Behörde zufolge in einem militärischen Sperrgebiet der Festnahme widersetzte.» Das Departement für auswärtige Angelegenheiten weist ebenfalls auf die galoppierende Kriminalität hin.
Ergänzt werden die Badeferien auf Zanzibar von den Reiseveranstaltern mit Safaris auf dem Festland. Doch auch für die nördlichen Nationalparks weist das auswärtige Amt auf ein derzeit erhöhtes Sicherheitsrisiko für AusländerInnen hin.
In den Nationalparks im Norden Tanzanias kommt man bald an die ökologische Grenze des Wachstums. So dürfen seit Juni ’96 keine neuen Hotels im Serengeti- und im Ngorongoro-Park errichtet werden, und die Zahl der Fahrzeuge, die in den Ngorongoro-Krater fahren, sollen auf 80-100 pro Tag beschränkt werden. Nur noch vier private Firmen sollen diese Touren ausführen dürfen. Um weiteres Wachstum zu ermöglichen, plant man Fahrzeuge einzusetzen, in denen 30 Personen Platz haben.
Die NCAA, die zuständige Behörde für den Ngorongoro-Park, versucht die Maasai vermehrt in den Tourismus zu integrieren, damit sie die Rinderzucht innerhalb des Wildschutzgebietes aufgeben. Anstatt Rinder zu züchten sollen einige Maasai drei Kraale für die Unterbringung von TouristInnen einrichten und dort auch kulturelle Veranstaltungen durchführen, schlägt die NCAA vor.

Projekt-Papier der East Africa Development Co. Juli 1996; Karibu Zanzibar 4/97; The Independent 22.11.97; The East African 23.12.96; The Guardian 11.3.97 und 29.9.97; New African 10.97; www.auswaertiges -amtgovernment.de; Travel Inside; eigene Recherchen 3.12.97/fm