
AUSGEZEICHNET NACHHALTIG UNTERWEGS mit TourCert
Basel, 23.06.2011, akte/ Wie funktioniert das Zertifizierungssystem TourCert und was bringt es Reiseveranstaltern? Darüber diskutierten in Zürich Günter Koschwitz, Geschäftsführer von TourCert, und die Vertreter von drei Schweizer Pionierveranstaltern, die mit TourCert ausgezeichnet wurden, Heinz Hirter vom Reise Service Imagine, Christian Burkhardt von Team Reisen AG und Matthias Leisinger von Kuoni Travel Holding, mit einem interessierten Publikum.
TourCert: "Mehr als ein Label"
Das einzigartige Zertifizierungssystem für Reiseveranstalter geht auf eine Initiative von "forum anders reisen" zurück. Der deutsche Verband, in dem rund 130 kleinere Reiseveranstalter zusammengeschlossen sind, wollte ein Instrument entwickeln, mit dem sich die Qualität und Vergleichbarkeit von Berichten über die soziale Unternehmensverantwortung im Tourismus sicherstellen lassen. Daraus ist schliesslich eine Zertifizierung entstanden, die bereits 54 Unternehmen erfolgreich durchlaufen haben. Bis Ende 2011 ist die Zertifizierung für alle Mitglieder von "forum anders reisen" obligatorisch. Inzwischen können sich aber auch Nichtmitglieder zertifizieren lassen. Kuoni Schweiz und der zur TUI-Gruppe gehörende deutsche Veranstalter Gebeco waren die ersten Tourismus-Unternehmen, die sich zu diesem Schritt entschlossen. "Beim TourCert-System geht es nicht einfach um die Verleihung eines Labels, das sich gut verkauft, sondern um einen zentralen Ansatz, der die Nachhaltigkeit in der strategischen Ausrichtung des Unternehmens und in seiner gesamten Wertschöpfungskette betrachtet." unterstreicht Günter Koschwitz, der Geschäftsführer von TourCert.
Der Aufwand lohnt sich
Matthias Leisinger, Leiter Corporate Responsibility von Kuoni Travel Holding, hat für Kuoni Schweiz den Zertifizierungprozess initiiert. "Wir waren bereits ISO 14001 zertifiziert, aber das entsprechende Managementsystem deckt nur Umweltaspekte ab und ist mehr auf Industriebe ausgerichtet. Wir fanden TourCert spannend, weil es sowohl Umwelt- als auch Nachhaltigkeitsaspekte beinhaltet und auf die spezifischen Anforderungen von Reisveranstaltern zugeschnitten ist." Die ähnlich breit gefasste neue ISO-Norm 26000 für die soziale und ökologische Verantwortung von Unternehmen sei weniger attraktiv gewesen, weil sie nicht zu einer Zertifizierung führe und sich als Leitfaden für Organisationen jeglicher Art verstehe. Für die kleineren Reiseveranstalter ist TourCert aber auch aus einem sehr pragmatischen Grund interessant: Dank eines schlanken Einführungs-, Schulungs- und Auditsystems ist es kostengünstiger als andere Zertifizierungen. "Der Nutzen der Zertifizierung hat Aufwand bei weitem übertroffen", so Christian Burkardt, Geschäftsleiter von Team Reisen. "Das Managementsystem sowie die einzelnen Prozesse des Unternehmens und jeder Aspekt der Geschäftstätigkeit werden einer gründlichen Analyse unterzogen und kontinuierlich verbessert." Das bestätigt auch Heinz Hirter, Inhaber von Reise Service Imagine: "Unser Unternehmen hat von diesem Prozess profitiert. Wir haben interne Abläufe überprüft und die Partizipation der Mitarbeitenden wie auch die Befragung von Kunden optimiert. Zudem befragen wir neu unsere Geschäftspartner, insbesondere die Anbieter in den Destinationen, auf Nachhaltigkeit." Die von TourCert zur Verfügung gestellten Instrumente würden sich auch gut eignen, um potenzielle neue Partner zu prüfen und bestehenden Partnern konkrete Anstösse zur Verbesserung ihrer Nachhaltigkeit zu geben.
Unternehmerische Weitsicht ist angesagt
TourCert – da sind sich die Vertreter der Reiseunternehmen einig – ist nicht einfach im Hinblick auf Marketing wirksam. Dafür ist das Siegel (noch) viel zu wenig bekannt und allein als "Nachhaltigkeitszertifikat" auch für die Medien wenig attraktiv. Vielmehr erweist sich TourCert für Reiseunternehmen in erster Linie als wertvolles Instrument zur Verbesserung aller Betriebsabläufe auf Nachhaltigkeit, was sich unter dem Strich in Effizienzgewinnen auszahlt. Doch für die Kundenbindung kann die Zertifizierung durchaus eine Rolle spielen, wenn sie entsprechend klar kommuniziert wird. Die Reisenden wählen ihre Ferien aufgrund verschiedenster Kriterien, wichtig sind allen voran die Destination, das Wetter und der Preis. Für nahezu einen Viertel der Reisewilligen ist aber auch die Nachhaltigkeit ein Entscheidungskriterium. Sie sind jedoch laut Umfragen nicht bereit, dafür erhebliche Mehrkosten in Kauf zu nehmen. Vielmehr scheinen sie einfach zu erwarten, dass das Hotel vor Ort beispielsweise seinen Abfall fachgerecht entsorgt, sein Abwasser nicht ungeklärt ins Meer einleitet und sein Personal anständig behandelt. Deshalb müssen Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung in der Tourismusbranche zum Standard werden. Die Reiseanbieter müssen Eigeninitiative entwickeln, statt auf eine spezifische Nachfrage der Kundschaft zu warten.
Die Podiumsteilnehmer und das interessierte Fachpublikum waren sich einig: Es liegt an den Unternehmen, Nachhaltigkeit und soziale Unterehmensverantwortung zu leben und als Thema in der Kommunikation mit den Reisenden und Partnern zu verankern. Sicher ist: Verbände und Dachorganisationen der Branche wie das "forum anders reisen" nehmen bei der Qualifizierung von Tour Operators eine Vorreiterrolle ein. In Deutschland steht TourCert mit dem Deutschen ReiseVerband im Gespräch. TourCert Geschäftsführer Koschwitz lädt nun auch den Schweizerischen Reisebüro-Verband zur Zusammenarbeit ein, um die Nachhaltigkeitsbemühungen in der Reisebranche aktiv zu fördern.