In Peru ist seit einigen Jahren der "Turismo Rural Comunitario", etwa mit "ländlicher Gemeindetourismus" übersetzbar, im Aufwind. Diese Form von Tourismus bedeutet, nicht nur ein Land einfach zu besuchen und womöglich gar nicht mit Einheimischen in Kontakt zu kommen, sondern wirklich die jeweilige Kultur, Gepflogenheiten und Bräuche in einer persönlichen und authentischen Form zu erleben. Konkret heisst dies: statt in einem Hotel in der Stadt übernachtet man zuhause bei Einheimischen in einer ländlichen Gemeinde. Diese Art von Tourismus findet ausschliesslich auf dem Land statt.
Die Menschen, welche ländlichen Gemeindetourismus anbieten, lassen ihre Gäste an ihrem Leben teilhaben, sei dies beim Kochen, beim Gärtnern, auf dem Feld oder gar beim Fischen, Wolle färben, Weben oder weiteren Aktivitäten. Diese Art von Tourismus ist nicht nur viel umweltverträglicher und führt zu einem besseren Verständnis der lokalen Kultur und Bräuche, sondern bietet der Bevölkerung – welche oftmals an Orten mit wenig Einkommensmöglichkeiten lebt – ein lokal erwirtschaftetes Einkommen. Dadurch verbessern sich ihre Lebensbedingungen und die Familie oder ein Teil der Familie wandert nicht ab, um andernorts Arbeit zu suchen, wie dies sonst eventuell nötig wäre. Die Region Cusco bietet viele Sehenswürdigkeiten: zahlreiche archäologische Stätten aus der Zeit vor der spanischen Invasion, schöne (Barock-)Kirchen und viele unglaubliche Naturschönheiten wie Seen, Schluchten, Flüsse und eindrückliche Berglandschaften. Ländlicher Gemeindetourismus bietet den Feriengästen die Möglichkeit, all diese schönen Orte zu erkunden.
Ein Arbeitsbereich des Centro Bartolomé de Las Casas, meiner Partnerorgansation, ist die "solidarische Wirtschaft". Nebst technischer und juristischer Beratung und Weiterbildungsveranstaltungen für Kleinbauern hat dieser Arbeitsbereich ein Netzwerk für Kunsthandwerker/innen aufgebaut, durch welches sie zu einem fairen Preis ihre Stoffe und Textilien an verschiedenen Orten innerhalb Perus verkaufen können. Ein weiterer Pfeiler ist die Beratung und Begleitung mehrerer Turismo-Rural-Comunitario-Organisationen rund um Cusco, welche Gäste bei sich zu Hause empfangen.
Für dieses Projekt des ländlichen Gemeindetourismus haben wir im vergangen Mai den Preis der Alpenschutzkonvention (CIPRA) gewonnen, welcher jeweils nachhaltige Tourismusprojekte in Europa und einem aussereuropäischen Berggebiet auszeichnet. Anfang September konnten wir dank dieses Preisgeldes einen Wissensaustausch nach Luquina Chico organisieren, einem kleinen Ort am Titicacasee, in welchem schon seit mehr als zehn Jahren Gäste zuhause empfangen werden. Für unsere Tourismus-Organisationen war es sehr bereichernd und motivierend, diese Erfahrung, welche von vielen Erfolgen, aber auch ein paar Rückschlägen geprägt war, kennenzulernen.