Ayi Kwei Armah: Die Schönen sind noch nicht geboren. Roman
(The beautiful ones are not yet born, 1968. Aus dem Englischen von Hugo Loetscher)
Hammer Verlag, Wuppertal, 1999
216 Seiten, Fr. 29.80
In einem korrupten Regime kommt man mit Betrug am schnellsten auf einen grünen Zweig. Doch nach einem Regierungswechsel müssen ehemals Einflussreiche manchmal bös unten durch.
Im postkolonialen Ghana der 60-er Jahre weichen die sozialistischen Ideen bald einmal dem Streben nach Besitz und Privilegien. Wer aber in Sauberkeit und Wohlstand lebt, ist meist mit unsauberem Geld dorthin gelangt.
Der namenlose Held, Eisenbahnbeamter und Aussenseiter lebt in einer Umgebung voller Unrat und Dreck, möchte sich aber die Hände nicht schmutzig machen. Nicht am Treppengeländer mit dem ekligen Belag aus mehrjährigem Schmutz und nicht mit unehrenhaften Geschäften. Indem er sich weigert, Bestechungsgelder anzunehmen, bleibt er zwar schuldlos, wird jedoch vor seiner Familie zum Versager. Die Frau bewundert seinen ehemaligen Schulkollegen Koomson, der es bis zum Minister gebracht hat. Voll Neid blickt sie auf dessen Mercedes und begehrt die Perücke seiner Frau. Doch ein Staatsstreich verändert die Verhältnisse über Nacht, aus Jägern werden Gejagte. Während das Volk sich beeilt, den neuen Machthabern die Loyalität zu bekunden, wird mit den parfümierten Dickwänsten abgerechnet. Um seine Haut zu retten, bleibt Koomson, vor kurzem noch strotzend vor Selbstbewusstsein, nur noch ein Fluchtweg: das fäkalienverschmierte Loch einer Gemeinschaftslatrine…
Mit kraftvoller, bildreicher Sprache beschreibt der Autor diese und andere Szenen beängstigend real. Legt man das Buch aus der Hand, muss man erst einmal tief durchatmen, um die Gerüche wieder loszuwerden.
Katrin Ruchti-Fehr
Weitere Literaturtipps finden Sie bei Literatur glObal