Allen Berichten über die umwelt- und sozialschädlichen Folgen von Golfanlagen in den Tropen zum Trotz, expandiert der Golftourismus in Südostasien weiter. Vor allem in Thailand schreitet diese Entwicklung fort. Von Bangkok, Pattaya und Phuket bis Chiangmai, Chiangrai und den Ufern des berühmten River Kwai: Dutzende von Golfplätzen und Resorts mit – laut Münchner „Golf Journal“ – zumeist hübschen Damen als Caddies locken vor allem männliche Golfsportler aus aller Welt nach Thailand. Nun soll der bewaldete Phu Yong Na Yoi-Nationalpark in der thailändischen Provinz Ubon Ratchathani einem neuen Tourismusprojekt inklusive Golfanlage geopfert werden, berichtet das Tourism Investigation and Monitoring Team (tim-team). Informationen dieser thailändischen Nichtregierungsorganisation zufolge hat die Nationalparkbehörde Thailands nichts gegen ein Golfresort mitten im Regenwald einzuwenden. „Nationalparks sind als Erholungsgebiet für Touristen da“, wird Vichit Pattanagosai von der Nationalparkbehörde zitiert. „Weshalb sollten wir gegen Golfplätze und andere Erholungseinrichtungen sein?“ Nach Ansicht des Nationalparkchefs könnte der Golfsport sogar als Ökotourismus bezeichnet werden, schliesslich seien Golfplätze auch grüne Flächen, die gut in ein geschütztes Waldgebiet hineinpassten. So könnten die GolferInnen gleichzeitig Golf spielen und dabei Wildtiere beobachten. Der Phu Yong Na Yoi-Nationalpark liegt im Dreiländereck Thailand, Laos und Kambodscha, das einst in den 80er Jahren Schlachtfeld der Roten Khmer war. Teile des Schutzgebiets, das zum grenzübergreifenden Pha Taem Regenwaldreservats gehört, sind bis heute mit zahlreichen Landminen gespickt, weshalb die Natur vor jeglicher Ausbeutung und industrieller Entwicklung verschont geblieben ist. Das Golfresort als Teil des grösser angelegten „Emerald Triangel Development Project“ würde nach Ansicht thailändischer UmweltschützerInnen die Biodiversität in dieser Region erheblich schädigen. Denn die geplanten, grenzübergreifenden touristischen Infrastrukturprojekte schliessen den Bau eines Flughafens, eines Konferenzzentrums, eines Sportzentrums und zweier Vergnügungsparks mit ein. Ausserdem sei, so das tim-team, die Ausweisung eines Gebiets für den Abenteuertourismus sowie die Anlage eines Strassennetzes zwischen diesen neuen touristischen Attraktionen im Dreiländereck geplant.
Ein weiteres grosses Tourismusentwicklungsprojekt will die Regierung Thailands auf der unter Naturschutz stehenden und noch als „Geheimtipp“ geltenden Koh Chang-Inselgruppe starten. Das aus rund 60 Inseln bestehende Archipel im Osten des Landes nahe der kambodschanischen Grenze soll für die sogenannten Big Bucks ausgebaut werden. Damit sind reiche UrlauberInnen gemeint, die sich nicht mit den MassentouristInnen von Phuket oder Pattaya abgeben und vor dem Anblick von RucksacktouristInnen verschont werden wollen. Freilich kommt auch dieses, auf LuxustouristInnen der „Oberklasse“ abzielende Tourismusprojekt nicht ohne obligatorischen Golfplatz und nicht ohne neue Bootshäfen und Strassen aus. Für reiche ÖkotouristInnen allerdings, die das wohlkalkulierte Natur-Abenteuer suchen, werden einige schwer erreichbare Regenwaldinseln des Archipels als Trekking- und Expeditionsziel reserviert. Der für den Tourismusplan des Koh Chang- Meeresparks verantwortliche Leiter des Royal Forest Department, Plodprasop Suraswadi, bemüht sich zwar, den rund 30’000 InsulanerInnen die Angst vor diesem Tourismusprojekt zu nehmen. Es werde eine vorsichtige Entwicklung geben, um Umweltschäden wie auf Phuket zu verhindern, sagt er. Doch glauben will ihm kaum einer. Schliesslich ist Suraswadi in Thailand nicht gerade als Umwelt- und Menschenrechtsschützer bekannt. Erste Küstenabschnitte werden bereits für den Bau von Luxusresorts zurechtgestutzt und traditioneller Landbesitz auf den Inseln von Grossinvestoren übernommen.

Norbert Suchanek, Journalist (N.SUCHANEK@AMAZONAS.comlink.apc.org)