Birdwatchers
An einem entlegenen Ort im immens grossen Bundesstaat Mato Grosso do Sul in Brasilien leben Guarani-Kaiowá-Indianer in einem staatlich eingerichteten Reservat. Nachdem sich die Zahl der Suizide unter den Jungen stark erhöht hat, beschliesst eine Gruppe, zurückzukehren auf das Land, auf dem einst ihre Familien gelebt hatten. Damals war es überwachsen mit dem, was wir Urwald nennen, ein ganz spezieller Lebensraum, unüberschaubar, voller Geräusche, Farben, Düfte und durchdrungen von feuchter Hitze. Inzwischen ist viel Wald gerodet worden. Entstanden ist eine immense braune Fläche, die als Acker genutzt wird und die einem Grossgrundbauern gehört, für den unter anderem auch Indigene arbeiten. Die Rückkehr der Indianer auf den Acker stellt für den Bauern einen Affront dar. Er versucht ihnen klarzumachen, dass das nicht gehe und dass das sein Land sei. Die Gruppe bleibt und richtet sich am Rand des Ackers ein, was das Spannungspotenzial zwischen den beiden Seiten erhöht. Wird die Situation explodieren? Werden die beiden einen gemeinsamen Weg finden? Haben die verschiedenen Lebensentwürfe nebeneinander Paltz? Und wem gehört sie eigentlich, die Erde, die Natur?
"Die Gurarani-Kaiowá auf die Leinwand zu bringen, war eine grosse Herausfoderung", schreibt Regisseur Marco Bechis im aktuellen Trigon-Magazin (Nr. 44). Auf einer langen Reise kam er mit einer gruppe Vogelbeobachtern in das Amazonasbecken. Er beschloss, dort einen Film zu drehen, änderte aber den geplanten Drehort, als er über die Survival-Kampagnen zur Unterstützung indigener Völker von den Gauarani-Kaiowá erfuhr, von den Selbsttötungen der Jungen und vom Kampf zur Zuirückgewinnung ihres Landes. Er machte sich auf nach Dourados, einer der grössten Städte der Gegend, ebenso modern wie wohlhabend und zugleich Produktionszentrum für transgenes Soja von Monsanto. Dort wurde er vom Anwalt Nereu Schnedier zu den Guarani-Kaiowá geführt. Im Zentrum des Films steht der Anführer einer Gruppe von Guarani-Kaiowá, Ambrósio, und dessen Lebensgeschichte im Carapó-Reservat, die Besetzung einer rund 60 Jahre zuvor auf dem Land der Indigenen erbauten Farm, die täglichen Querelen mit den Grossgrundbesitzern.
Bechis bemerkte bald das grosse rhethorische Talent dieser Indigenen. "Sie konnten überzeugend argumentieren und dabei Worte und Körpersprache gezielt einsetzen – sie waren Schauspielerinnen und Schauspieler". Er erfuhr von ihnen, dass ihre Rituale "theatralische" Darstellungen, Begegnungen und Gespräche mit ihrem Gott Nhanderu sind und somit Schauspiel gleichsam ein Element ihrer althergebrachten Tradition ist.
Die Indígenas arbeiteten zuverlässig bei den Dreharbeiten mit. Nach einigen Arbeitsmonaten stellte Bechis fest, dass sie immer so viel wie möglich sprachen, als wäre Schweigen verboten. Bechis zeigte ihnen daraufhin an einer improvisierten Vorführung starke Filmsequenzen, die ohne Worte auskommen: Hitchcocks Birds und Spiel mir das Lied vom Tod von Sergio Leone. Die Indígenas verstanden sofort, was gemeint war und konnten es auch umsetzen.
Birdwatchers ist eine eindrückliche Schau- und Hörerfahrung, ein wichtiger Film, dem man ein grosses Publikum wünscht.
Spieldaten
Baden: VP am 5. April, ab 30. April
Basel: ab 30. April
Bern: ab 30. April
Biel: ab 30. April
Zürich : 2.-7. April Lunchkino, ab 30. April
Weitere Informationen in der Tagespresse
Quelle: Trigon Magazin Nr. 44, www.trigon-film.ch