In der Salzseeregion Boliviens propagiert die Secretaria Nacional de Turismo (Senatur) die Tourismusförderung als Alternative zur Landwirtschaft. Aufgrund klimatischer Bedingungen wird die landwirtschaftliche Nutzung des Gebiets – der Anbau von Quinua und Kartoffeln dient über die Selbstversorgung hinaus auch dem Verkauf auf dem Markt – immer schwieriger. Seit 1995 regnete und schneite es kaum mehr, die Böden sind ausgetrocknet. Wenn es dem bolivianischen Staat und den internationalen Entwicklungsorganisationen nicht gelingt, die Landwirtschaft zu unterstützen, dann droht eine Unterversorgung und die Landflucht wird weiter angeheizt. Eine nachhaltige Nutzung der vorhandenen Wasservorräte könnte zumindest teilweise mithelfen, die Probleme zu lösen. Mit der Förderung des Tourismus aber werden die Schwierigkeiten zunehmen. Viele Probleme entstehen nämlich erst durch die von Senatur propagierte Alternative eines «EthnoEcoTurismo». Senatur bietet in seinen Katalogen unter anderen den Salar de Uyuni in der Provinz Daniel Campos an. Das Vorgehen und die Art und Weise, wie das Gebiet touristisch genutzt wird, hat zu Konflikten zwischen der Provinzregierung und Senatur geführt. Bis anhin profitierte die lokale Bevölkerung kaum vom Tourismus; Gewinne erzielten nationale Unternehmen in Uyuni und La Paz sowie ausländische Firmen. Mit einer Reihe von Massnahmen wollen nun die Provinzbehörden von Daniel Campos erreichen, dass sie ebenfalls aus der neuen Einnahmequelle ihren Nutzen ziehen können. Zum einen erklärten sie die wichtigste der insgesamt 26 Inseln, Incahuasi, auch Isla del pescado genannt, zu ihrem Souveränitätsgebiet. Zum anderen ernannten sie Lazaro Ticona zum Director Municipal de Turismo y Guardafauna und besetzten damit eigenmächtig einen Posten, der eigentlich direkt von Senatur vergeben wird. Ticona erhielt die Aufgaben, neben eigentlichen Naturschutzanliegen auch die Abfallbewirtschaftung sowie eine Steuer für die InseltouristInnen durchzusetzen. Dieses Vorgehen führte unweigerlich zu neuen Auseinandersetzungen: Die nationalen Behörden weigerten sich, für den Bau des Büros für Ticona auf Incahuasi eine Bewilligung zu erteilen, genehmigten jedoch den Bau eines Hotels auf dem Salar. Mit «Ethno» und «Öko» hat der Tourismus im Salzgebiet nichts zu tun.

Ana María Polo Pallares Haller, Langenthal