Booking.com bietet Hotelzimmer in von Israel illegal besetzten Gebieten der Westbank
Ich reise häufig nach Palästina. In der Regel meide ich Touristenattraktionen, aber letztes Jahr entschloss ich mich für einen Kurzaufenthalt am Toten Meer. Auf der Suche nach einer Unterkunft rief ich die Website Booking.com auf.
Sofort überkam mich ein ungemütliches Gefühl. Könnte es sein, dass sich einige der aufgelisteten Hotels in illegalen Israelischen Siedlungen in der besetzen Westbank befinden?
Statt eine Buchung zu tätigen, fuhr ich zu einem der Hotels. Obwohl die Adresse, für das Kalia Kibbutz Hotel auf Booking.com so aussieht, als läge sie innerhalb der heutigen Grenzen Israels, ist es in Wahrheit ganz anders. Das Hotel liegt in Kalia, einer Siedlung in der Westbank, die Hauptaktionärin ist des Kosmetikunternehmens Ahava.
Die Siedlung liegt in einer geschlossenen Wohnanlage. Das bedeutet, dass es PalästinenserInnen verboten ist, sie zu betreten. Das Hotel war schwach belegt, als ich anrief. Aber das trügerische Detail auf Booking.com könnte arglose TouristInnen zur Annahme verleiten, sie würden sich in Israel aufhalten, obwohl sie sich in Wirklichkeit in einer illegalen Kolonie befinden.
Alle israelischen Siedlungen in der Westbank verletzen die vierte Genfer Konvention, die der Besatzungsmacht verbietet, ihre Zivilbevölkerung in das besetzte Gebiet umzusiedeln. Der Bau und Unterhalt dieser Siedlungen entspricht also einem Kriegsverbrechen. Und indem Booking.com Hotels in diesen Siedlungen bewirbt, macht sich das Unternehmen zum Komplizen eines Kriegsverbrechens.
Das Kalia Hotel ist keineswegs ein Einzelfall. Booking.com bietet TouristInnen Unterkünfte in Siedlungen die Israel auf den seit 1967 besetzten palästinensischen und syrischen Gebieten erstellt hat. Dazu gehören das Olive Tree Hotel, ein israelisches Hotel in Ostjerusalem, Wohnungen in Kfar Adumim, einer Siedlung in der Westbank, sowie das Romomim Hermon Feriendorf auf Syriens Golanhöhen.
Falsche Behauptungen
Auf Anfrage, ob sich Booking.com bewusst sei, dass es seinen KundInnen Aufenthalte in illegalen Siedlungen offeriere, antwortete André Manning, Unternehmenssprecher: "Wir versuchen der Nachfrage unserer Kundschaft Folge zu leisten und sie so gut wie möglich rund um den Globus unterzubringen. Im Allgemeinen geben wir bei jedem Grundstück auf der Westbank an, ob es auf palästinensischem Gebiet liegt oder Teil von Israel ist – ob man das nun illegal, umstritten, nicht anerkannt nennen will, liegt nicht in unserem Ermessen."
Diese Behauptung ist grundfalsch. Die Tekoa Lodge liegt in einer illegalen Siedlung in der besetzten Westbank. Doch die auf Booking.com für die Lodge angegebene Adresse besagt, dass sie in Israel liegt.
Booking.com wurde in den Neunzigerjahren in Holland gegründet. Obwohl die Firma 2005 vom Unternehmen Priceline der Vereinigten Staaten übernommen wurde, hat sie den Hauptsitz in Amsterdam behalten. Heute ist Booking.com die beliebteste Website für Unterkünfte.
Es mag sein, dass es nicht Sache des Unternehmens ist, zu urteilen, ob die Westbank in einer illegalen oder umstrittenen Weise besetzt ist. Doch als ein in Holland domiziliertes Unternehmen sollte es den Weisungen der holländischen Regierung mehr Beachtung schenken.
Doppelte Standards
Frans Timmermans, ehemaliger Aussenminister Hollands und kürzlich zum EU-Kommissar ernannt, hat holländische Fimen mehrmals davor gewarnt, in israelischen Siedlungen in der Westbank zu investieren. Vor zwei Jahren hatte Timmermann erklärt, die 1967 besetzten Gebiete würden Israel nicht gehören.
Zudem fordern die "Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte", welche 2011 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden, dass die Unternehmen internationale Abkommen respektieren, darunter auch die vierte Genfer Konvention.
Bezeichnenderweise war Booking.com bisher bereit, dem Rat offizieller Strategen zu ihren Tätigeiten anderswo zu folgen.
So wird berichtet, das Unternehmen habe letztes Jahr die Hotels in der Ukraine befragt nach Verbindungen zu Viktor Janukowitsch, der im Februar 2014 seines Präsidentenamtes enthoben worden war, sowie zu 17 anderen Personen, gegen welche die Europäische Union Sanktionen verhängt hatte.
Anoesa Van Leeuwen, eine Sprecherin von Booking.com, wurde in der Moscow Times mit der Aussage zitiert: "Als holländische Firma gelten für uns die Handelsrestriktionen der EU."
Die doppelten Standards in dieser Beziehung sind atemberaubend. Booking.com reagiert umgehend, wenn als dem Westen feindlich eingestufte politische Akteure mit Handelsrestriktionen belegt werden. Doch die Firma scheint unbeeindruckt vom Vorwurf der Beihilfe zu Kriegsverbrechen, wenn diese von Israel begangen werden.
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