Botswana: Empörung über ‹unethische› Elefantenjagd
Die Tötung von fünf Elefanten, von denen einer ein Forschungshalsband trug, durch eine wohlhabende Jagdgesellschaft im Ngamiland Botswanas hat die lokale Gemeinschaft empört. Sie besteht darauf, dass die Jagd nicht die Lösung für den Konflikt zwischen Mensch und Tier ist – einer der Hauptgründe, die Präsident Mokgweetsi Masisi genannt hat, um die Jagd zuzulassen. Die Gemeinschaft fürchtet, dass sie jetzt von wütenden Elefanten bedroht wird. Der Repräsentant der San, Dahem Xixae, erklärt: "Die Jagd auf Elefanten bringt keinen Nutzen für die Gemeinschaft, sondern vielmehr Gefahren. Erstens essen die Ju/’hoansi keine Elefanten, weil sich die Elefanten wie Menschen verhalten. Zweitens waren die fünf gejagten Elefanten keine durchziehende, sondern lokale. Sollten einige verletzt worden sein, sind sie für unsere Gemeinschaft sehr gefährlich."
Die Jagd, angeführt vom professionellen Jäger Lee Potter, fand am 24. November 2019 an der Westgrenze Botswanas in der Nähe des Dorfes Dobe statt. Das Forschungshalsband des toten Bullen wurde entfernt und illegal verbrannt. Potter gab schliesslich zu, dass sie "versehentlich" einen Halsband-Elefanten erschossen hatten und bot an, das Halsband zu ersetzen, das der NGO Elephants Without Borders gehörte.
"Völlig unmoralisch!"
Gemäss den Genehmigungsbedingungen muss eine Jagd mit einem professionellen Jäger, einem professionellen Reiseleiter, einem Ortungsteam und dem Personal des Department of Wildlife durchgeführt werden.
Ein langjähriger botswanischer Safarianbieter war schockiert, dass ein Halsband-Stier erschossen werden konnte: "Kein echter professioneller Jäger würde so etwas je tun. Ich kann nicht glauben, dass jemand einen Elefanten erschiessen und dabei das Halsband übersehen. Wie konnten sie es alle nicht sehen? Dies ist eine weitere Cecil der Löwe-Situation. Völlig unmoralisch."
Wildhüter und professioneller Jäger Adrian Read vom Zimbabwe Wildlife Trust sagte, es sei praktisch unmöglich, ein Halsband zu übersehen. "Das Halsband ist sowohl von vorne als auch von den Seiten gut sichtbar. Und man würde einen Elefanten, der in die entgegengesetzte Richtung blickt, nicht erschiessen, weil man die Grösse des Stosszahns beurteilen muss. Meiner Meinung muss jeder, der einen Elefanten mit Halsband erschiesst und sagt, er habe das Halsband nicht gesehen, erst nach Einbruch der Dunkelheit geschossen haben (was illegal ist)."
"Teil des Mensch-Tier-Konfliktprogramms"
Felix Monggae, Staatssekretär im Ministerium für Tourismus und Wildtiere, wurde kontaktiert, um eine Regierungsperspektive auf die Jagd zu geben, aber die E-Mails an ihn wurden nicht beantwortet.
Lizenzen werden den Gemeinden zugeteilt, aber aufgrund der mit der Jagd verbundenen Kosten können oder wollen viele diese nicht in Anspruch nehmen. Dieser "Überschuss" wird dann an Bürger verlost oder kann für 800 Dollar am Schalter gekauft werden, was im internationalen Durchschnitt ausserordentlich günstig ist.
Die botswanische Tourismus- und Jagdspezialistin Debbie Peake erklärte, sie halte die Erschiessung eines Halsbandelefanten für ausgesprochen unmoralisch. Soweit sie wisse, wurde die Ju/’hoansi-Gemeinde im Gebiet NG3, in dem die Elefanten erschossen wurden, nicht zur Jagd konsultiert. Laut Xixae wurden sie das ganz sicher nicht.
Vorfälle mit Elefanten, die Ernten zerstören und Dorfbewohner zu Tode trampeln, wurden von Masisi als Grund für die Aufhebung des Jagdverbotes angeführt. Laut der Regierung sind die Genehmigungen "Teil des Mensch-Tier-Konfliktprogramms, um den Einheimischen zu helfen, problematische Elefanten zu entfernen und von der Tierwelt zu profitieren, mit der sie täglich koexistieren". Diese Gebiete, so Masisi, seien vorrangig.
Auf einer Sitzung am 3. Dezember 2019 bekräftigte der Chief Wildlife Officer des Department of Wildlife and National Parks, Dr. Cyril Taolo, dass Jagdkontingente für Gebiete mit hohem Mensch-Tier-Konfliktpotenzial vergeben werden. Er sagte, dass diese ausländische Jäger anziehen würden und ihre Trophäen exportierbar wären.
"Wir haben keinen Konflikt"
Der NG3-Bereich, sagte Xixae, ist kein solcher Bereich. "Wir befinden uns nicht in einem Konflikt. Nur die Jäger sind hier die Gewinner, während die einheimischen Armen weiterhin das Nachsehen haben und jetzt mit aggressiven Elefanten konfrontiert sind. Vor der Verlosung schossen die Menschen keine Tiere mit lauten Gewehren. Sie benutzten ihre Giftpfeile, durch die Tiere starben, ohne dass sie es realisierten. Sie betrachteten uns nicht als Feind. In den guten alten Zeiten respektierten die Menschen Tiere und auch die Tiere respektierten sie."
Botswanas Lizenzen wurden für insgesamt 158 Elefanten ausgestellt, von denen 72 für Einheimische reserviert sind. Diese "nicht exportierbaren" (nicht trophäentauglichen) Lizenzen wurden über ein bundesweites Verlosungssystem vergeben. Acht Elefantenjagdlizenzen pro Jagdrevier gehörten zu den Verlosungspreisen. Pearl Markus, die Ehefrau des Landwirtschaftsministers (die 2018 den Antrag stellte, die Jagd wieder aufzunehmen), gewann in einer Verlosung, an der 5.000 Personen teilnahmen, eine Lizenz zur Jagd auf einen Elefanten im Ngamiland.
Seit vielen Jahren versuchen die Gemeinden in den Konzessionsgebieten des Ngamilandes, einen lokalen High-End-Tourismus aufzubauen. Sie glauben, dass die Jagd den potenziellen Erfolg dieser Initiativen blockieren und den Konflikt zwischen Mensch und Elefant verschärfen könnte. Die Ju/’hoansi betonen, dass die Jagd das Risiko von Angriffen durch Elefanten, die beobachtet haben, wie Herdenmitglieder niedergeschossen wurden, erhöht. Da Jäger auf die Bullen abzielen, die das ‹fehlerhafte› Verhalten von Jungtieren unterdrücken, ist auch nicht klar, wie das Erschiessen von Elefanten den Konflikt zwischen Mensch und Tier lösen sollte.
Jagderlebnis all-inclusive
Die Jagdgesellschaft ist natürlich äusserst zufrieden mit der Aufhebung des Verbots. Auf seiner Website bietet Discount African Hunts siebentägige Elefantenjagden von Drei-Sterne-Lodges mit kostenlosem Gewehrverleih:
"Diejenigen unter euch, die nur eine echte Elefantenjagd erleben wollen, ohne dabei das Bankkonto zu sprengen, finden hier was sie suchen! Diese Bullen werden als nicht exportierbare Bullen verkauft, so dass es keine CITES-Quoten für ihre Ausfuhr gibt. Die Herde auf diesem grossen Gebiet muss ausgedünnt werden, also werden Sie den Einheimischen einen wertvollen Schutzdienst erweisen und gleichzeitig Ihr Ziel erreichen, einen Botswana-Elefanten zu einem ausgezeichneten Preis zu jagen. Die Jagd ist all-inclusive mit Ausnahme der kommerziellen Flüge von Johannesburg nach Maun, der Trinkgelder und der verwendeten Munition. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie keinen Elefanten erschiessen, werden Ihnen 4’775 Dollar zurückerstattet. Einen grösseren Elefanten zu schiessen ist möglich, wenn der Späher Sie dazu anweist!"