Botswanas Präsident Khama hat ein landesweites Jagdverbot verhängt, von dem auch die indigenen Buschleute betroffen sind, die zur Versorgung ihrer Familien jagen. Vom Verbot verschont bleibt nur die Trophäenjagd, bei der bis zu 8’000 US-Dollar für eine Giraffe oder ein Zebra bezahlt werden.
Wohlhabende Touristen können in Botswanas privaten Wildtier-Farmen, die vom Jagdverbot ausgenommen sind, Grosswild schiessen. Die Buschleute aus dem Central Kalahari Game Reserve in Botswana hingegen, die seit Jahrtausenden mit Pfeil, Bogen und Speer gejagt haben, müssen bei der Subsistenzjagd damit rechnen, festgenommen, inhaftiert und geschlagen zu werden. Das Jagdverbot widerspricht einer Entscheidung von Botswanas Oberstem Gerichtshof aus dem Jahr 2006, bei der das Recht der Buschleute, auf ihrem angestammten Land zu jagen, bestätigt wurde.
Obwohl einige Gemeinden, die vom jetzigen Jagdverbot in Botswana betroffen sind, Lebensmittelrationen erhalten haben, bleiben die Buschleute ohne Unterstützung der Regierung dem Hunger ausgesetzt. Dies hindert Botswanas Tourismusbehörde nicht daran, weiter mit Bildern jagender Buschleute Touristen anzulocken – darunter auch Jagdtouristen. Survival ruft zu einem Boykott von Urlaubsreisen nach Botswana auf.
Die tiefe Bedeutung, die das Jagen neben dem Lebensunterhalt für die Buschleute hat, erklärte einer ihrer bekannten Sprecher, Roy Sesana: "Ich bin als Jäger aufgewachsen, alle unsere Männer und Jungs waren Jäger. Beim Jagen geht man zu den Tieren und spricht mit ihnen. Man stiehlt nicht. Man geht und fragt. Man stellt eine Falle auf oder geht mit Pfeil und Bogen los. Es kann Tage dauern. Man sucht die Spuren der Antilope. Sie weiss, dass du da bist, sie weiss, dass sie dir Kraft geben muss. Aber sie rennt und du musst auch rennen. Wenn du rennst, wirst du wie sie. Es kann Stunden dauern und euch beide erschöpfen. Du redest mit ihr und schaust ihr in die Augen. Und dann weiss sie, dass sie dir ihre Kraft geben muss, damit deine Kinder leben können."
Im Februar hatte Präsident Khama, der auch im Vorstand der grossen US-Naturschutzorganisation Conservation International sitzt, an einer globalen Anti-Wilderei-Konferenz in London teilgenommen. Dort fiel auch der Startschuss für die Kampagne United for Wildlife von Prinz Charles, die die Anti-Wilderei-Bemühungen von sieben grossen Naturschutzorganisationen, darunter Conservation International, zusammenführen soll.
Stephen Corry erklärte heute: "Die Jagd zum Erhalt der eigenen Familie wird verboten, doch die Reichen können weiter Trophäen sammeln – das kommt denen entgegen, die noch immer dem rassistischen Glauben erliegen, dass indigene Völker minderwertig sind. Die Schaffung von Nationalparks ging mit Zwangsvertreibungen einher, häufig auch mit völliger Zerstörung der Völker, die auf dem Land gelebt hatten. Satellitenbilder belegen heute, dass indigene Völker die besten Naturschützer sind, doch sie werden noch immer zerstört. Das ist kein ‹Naturschutz›, es ist nur ein altes koloniales Verbrechen und es ist an der Zeit, dass die verantwortlichen Organisationen sich dagegen positionieren. Doch stattdessen verstecken sie sich hinter hohlen Erklärungen und unterstützen noch immer jene Regierungen, die solch unmenschliches Verhalten zu verantworten haben."