Boualem Sansal: Der Schwur der Barbaren. Roman

(Le serment des barbares, 1999. Deutsch von Regina Keil-Sagawe)
Merlin Verlag, Gifkendorf 2003.
459 Seiten Fr. 38.80  / Euro  23.-
ISBN 3-87536-229-2

Die Rahmengeschichte ist rasch erzählt: Zwei Männer werden am gleichen Tag ermordet. Der eine ist der reiche Moh, der dank seinen Beziehungen auf höchster Ebene unangreifbar schien, der andere ein armer Schlucker, den kaum einer kannte. Den Fall des Landarbeiters Bakour muss Kommissar Larbi, der kurz vor seiner Pensionierung steht, übernehmen. Die Affäre Moh wird von den höchsten Autoritäten der Polizei bearbeitet, die mit den politischen Spielregeln bestens vertraut sind. Im Verlaufe seiner Untersuchungen, die auf Zusammenhänge zwischen den beiden Morden hinweisen,  gerät Larbi in grosse Gefahr.
Diesen Rahmen füllt der algerische Autor mit einer farbenprächtigen und sprachgewaltigen Schilderung des Lebens in Algerien. Nichts wird von der scharfzüngigen und witzigen Ironie verschont: Weder die Diktatur, die Korruption, der FIS, die Kolonialzeit, das beschauliche Leben im Kleinstädtchen Rouiba, noch die Frömmigkeit des Islamisten. Abstecher in die glorreiche und weniger glorreiche Geschichte des Landes ergänzen das an scharf beobachteten Details reiche Bild.
Der Autor, der bereits mehrere Literaturpreise (darunter 1999 den Prix du Premier Roman) erhielt, lebt in Algerien und arbeitet in einem algerischen Ministerium. Er schreibt unter seinem eigenen Namen und wagt es, die Zustände in seinem Land schonungslos zu kritisieren. Ein  grossartiges Werk, das aber dem Leser und der Leserin einiges abverlangt.

Ruth Macauley

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