Branchenumfrage der Europäischen Kommission zum Kindersextourismus: Selbstverständlich ist man dagegen…
Analog zu den Ergebnissen des Eurobarometers über die öffentliche Akzeptanz von Massnahmen gegen Kindersextourismus (s. akte-kuna 1/99) sind sich auch die Verantwortlichen des Tourismus der Problematik des Kindersextourismus weitgehend bewusst. Das zeigen die ersten Ergebnisse der Umfrage, welche die Europäische Kommission bei AusstellerInnen und FachbesucherInnen der Tourismusmesse in Brüssel im November 1998 durchgeführt hat. Im Gegensatz zu den Ergebnissen des Eurobarometers bei europäischen VerbraucherInnen aus 18 Ländern setzen Tourismusverantwortliche in erster Linie auf breite Informationsund Sensibilisierungskampagnen zur Bekämpfung der kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern, während die breite Öffentlichkeit verstärkt gesetzliche Massnahmen und die Repression der Täter fordert. Diese Informations- und Präventionsarbeit soll gemäss den Tourismusfachleuten vorab in den Ländern erfolgen, wo Kindersextourismus stattfindet, oder durch internationale Organisationen wahrgenommen werden; nur gerade ein Fünftel der Befragten legt Wert auf eine solche Arbeit in den Entsendeländern der TouristInnen. Und nur gerade 8 Prozent der befragten Tourismusverantwortlichen sind ihren eigenen Angaben zufolge jemals direkt mit dem Problem des Kindersextourismus konfrontiert worden. Die Hälfte aller Befragten ist überzeugt, dass Tourismusverantwortliche in der Bekämpfung des Kindersextourismus eine Rolle zu übernehmen haben; 43 Prozent der Befragten erklären sich mit Sicherheit, weitere 32 Prozent der Befragten mit Wahrscheinlichkeit bereit, sich aktiv gegen Kindersextourismus zu engagieren. Die Bereitschaft zur Bekämpfung des Kindersextourismus ist demnach in
der Tourismusbranche durchaus vorhanden, wenn auch zuweilen etwas verhaltener als erwartet. Sehr viel nachdenklicher stimmt allerdings der einleitende Kurzkommentar zu den Ergebnissen, der von einem „climat de suspicion“ und gar der Aggressivität gegenüber den BefragerInnen auf der Tourismusmesse in Brüssel spricht. Gemäss Beobachtungen des akte während dem Anlass wurden die Aktivitäten der Europäischen Kommission auf der Fachmesse – eine hochkarätige Veranstaltung in Anwesenheit des belgischen Königs, die Befragung und ein Stand der EU mit einer klaren Stellungnahme gegen den Kindersextourismus – von Tourismusverantwortlichen als eher störend, die unmittelbare Nähe zum Stand der EU sogar als geschäftsschädigend, empfunden./plus
Quellen: Erste Ergebnisse aus: Commission Euopéenne, Direction Générale XXIII Direction Tourisme: Etude de la sensibilité des professionnels du tourisme à la problématique du tourisme sexuel impliquant des enfants, réalisée à l’occasion de la Brussels Travel Fair 1998; eigene Recherchen