Brasilien: Schweizer Investfirma plant Grosskomplex in Caldas Novas
«Kristall-See. Wo das Leben Spass macht.» Mit diesem Motto wirbt eine Schweizer Investitionsfirma für ein 100 Millionen-Franken schweres Tourismusprojekt in Caldas Novas, einer Stadt mit Thermalquellen im brasilianischen Bundesstaat Goías. Den zukünftigen Teilhabern, die mit ihrem Geld auf einer Fläche von 163’165 Hektaren den Bau einer Fünfstern-Hotelanlage mit Spielkasino, Sportanlagen, Golfplatz,
Shoppingcenter, einer Seniorenresidenz für betreutes Wohnen und Einfamilienhäuser ermöglichen, wird im Prospekt tatsächlich der Mund wässrig gemacht. Innerhalb von zehn Jahren nach Baubeginn sollen die Renditen der 2’000’000 Inhaberaktien à 50 Franken auf maximal 14,77 Prozent steigen! Möglich gemacht wird der traumhafte Ertrag durch den Betrieb des Spielkasinos. Caldas Novas soll nach Auskunft der Investfirma «CN Immobilien und Grundinvest AG» eine der drei Städte sein, in denen es in Brasilien möglich sein wird, ein Spielcasino zu eröffnen. Die Lizenz für den Betrieb des Casinos sei seiner Firma so gut wie sicher, gibt der Geschäftsführer der «CN Immobilien und Grundinvest AG», Peter H. Gundlach, zu erkennen. Hinter der Investfirma, die erst Ende Oktober 1997 gegründet wurde, verbirgt sich Gundlachs Beratungsunternehmen SARTOS AG mit Sitz in Kreuzlingen, das im Mai 1997
ins Leben gerufen wurde. Nach Auskunft von SARTOS-Mitarbeiter Milan Savic wurden bis Ende 1997 36 Prozent des Aktienkapitals von 100 Mio. Franken gezeichnet. Unter den Zeichnenden befinden sich neben den Firmeninhabern auch viele Kleinanleger. Offensichtlich stehen die Investoren in Verhandlungen mit Grossanlegern wie den Hilton-Hotels und einer arabischen Hotelgruppe. Das Grossprojekt ist klar auf die reiche brasilianische Oberschicht zugeschnitten, die am künstlich geschaffenen Kristall-See ihrem Erholungs- und Spieldrang nachgehen soll. Die Nähe zum Regierungsdistrikt Brasilia soll das Ihre zum Erfolg des Projekts und dem Aufstreben von Caldas Novas zum – laut Emissionsprospekt – «führenden Tourismusort Brasiliens» beitragen.
Das Millionen-Geschäft in Brasilien wird zwar über einen Firmensitz in der Schweiz abgewickelt, doch sitzen in den Gremien der Investfirma fast ausschliesslich Ausländer. Beim VR-Präsidenten Peter H. Gundlach handelt es sich um einen «Sicherheitsmanager», der als Geschäftsführer von einem Österreicher und einer Brasilianerin sekundiert wird. Auf Anfrage outete sich der «Sicherheitsmanager» Peter H. Gundlach als ehemaliger Beamter der deutschen Polizei. An der Tatsache, dass Gundlach trotz fehlender Managementerfahrung das Grossprojekt im Griff hat, lässt er aus seiner Sicht keinen Zweifel offen. Stutzig macht nur, dass bereits kurze Zeit nach der Firmengründung die einzige Schweizerin im Verwaltungsrat ersetzt wurde. Sie sei «aus persönlichen Gründen» zurückgetreten, wie Gundlach betonte. Eine Nachfrage hatte ergeben, dass es sich bei der Zurückgesetzten um eine ältere Frau aus dem Rheintal handelt, die über das Megaprojekt nicht allzusehr im Bilde war.
Recherche AkT&E/Beat Grüninger