Das Lobbying im Schweizer Tourismus ist gar nicht so schlecht, wie touristische Kreise zu behaupten pflegen. Das folgert Brigitte Zaugg, die im Rahmen ihrer Dissertation am Berner Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) die Einflussnahme von Interessenvertretern aus dem Tourismus unter die Lupe nahm. Auch wenn immer wieder Klagen laut werden, dass tourismuspolitische Anliegen in den Parlamenten kaum Gehör fänden, lässt sich die Bilanz des Tourismus-Lobbyings der letzten paar Jahre sehen: Innotour, das Instrument zur Förderung von Innovation und Zusammenarbeit im Tourismus, wurde geschaffen, eine Qualifizierungsoffensive gestartet, der Mehrwertsteuer-Sondersatz für den Schweizer Tourismus verlängert und für die Schweizer Reisebranche ebenfalls eingeführt, die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) erhielt trotz Kritik einen neuen Kredit und Schweiz Tourismus wird – trotz der legendären Ein-Franken-Forderung von Bundesrat Blocher – erneut mit einem namhaften Bundesbeitrag unterstützt. Die Studie gibt einen guten Einblick in Sinn und Zweck, Mechanismen und Vorgehensweisen des Lobbying sowie in das Gefüge der Akteure, die tourismuspolitisches Lobbying in der Schweiz betreiben. Der Blick bleibt dabei vornehmlich auf tourismuspolitische Vorlagen in einem engeren Sinn ausgerichtet. In einer umfassenderen Betrachtung wären sicher die Vorstösse, Zielsetzungen und Vorgehensweisen von Interessengruppen besser zu berücksichtigen, die im Zusammenhang mit raumplanerischen und verkehrspolitischen Fragen für einen nachhaltigen Tourismus lobbyieren oder die speziell im Bereich des out-bound Tourismus für gerechtere finanz- und handelspolitische Rahmenbedingungen sowie die Erfüllung der Milleniums- und globalen Nachhaltigkeitsziele eintreten.

Berner Studien zu Freizeit und Tourismus 45, Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern, Bern 2004, 352 Seiten, SFr. 48.-
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