Die Mehrheit der britischen Urlaubsreisenden wäre bereit, für ihre Auslandsferien mehr zu bezahlen, wenn der Aufpreis garantiert zur Verbesserung der Löhne und Arbeitsbedingungen der Tourismusangestellten sowie zur Erhaltung der Umwelt am Reisezielort verwendet würde. Das zeigt die repräsentative Umfrage, die das Markforschungsinstitut Ipsos-RSL im Auftrag des kirchlichen Hilfswerks Tearfund im November 1999 bei über 2000 britischen Reisenden durchgeführt hat. Auch wenn Klima, Preis und Serviceleistungen noch immer die ausschlaggebenden Kriterien für die Wahl einer Ferienreise sind, so zeigt die Marktstudie doch, dass KonsumentInnen zunehmend auch ethische Kriterien in Betracht ziehen, zum Beispiel, wie sie mit ihren Ferien die lokale Kultur und Gesellschaft unterstützen können. So wünschten sich mehr als ein Viertel der Befragten bessere Informationen über den wirtschaftlichen Nutzen eines Ferienangebotes für die Lokalbevölkerung; an die zwei Drittel der Befragten möchten besser über die Kultur im Ferienland informiert werden und konkrete Tipps zum Verhalten vor Ort erhalten. Mehr als die Hälfte der Befragten erwartete diese Informationen von ihrem Reiseveranstalter oder -verkäufer, annähernd so viele würden klar einen Veranstalter wählen, der sich in einem Verhaltenskodex dazu verpflichtet hat, gute Arbeitsbedingungen für Tourismusangestellte zu garantieren, Massnahmen zum Schutz der Umwelt vorzunehmen und soziale Institutionen am Reisezielort zu unterstützen. Die Studie zeigt auf, dass immer mehr Reisende sehr wohl um die problematischen Auswirkungen des Tourismus wissen und diesen – entgegen immer wieder erhobenen Behauptungen – nicht gleichgültig gegenüberstehen. Zudem belegt die Marktforschung, dass die „Fair-Trade“-Bewegung der neunziger Jahre sich generell auf die Kaufgewohnheiten auswirkt, sind es doch in erster Linie Leute, die zu Hause auch Produkte aus dem „Fairen Handel“ kaufen oder Hilfsprojekte unterstützen, die ein entsprechendes Angebot im Tourismus wahrnehmen würden. Die KonsumentInnen, so folgert das Hilfswerk Tearfund in seinem Kommentar zur Marktstudie, seien sich über die Auswirkungen ihres Konsumverhaltens auf die ProduzentInnen bewusster geworden und heute immer mehr bereit, entsprechend zu handeln und Produkte zu kaufen oder einen Aufpreis zu bezahlen, um faire Löhne und Arbeitsbedingungen für die ProduzentInnen sichern zu helfen. Dieser Trend werde sich in den kommenden Jahren deutlich verstärken. Gefordert seien denn auch, so der Kommentar zur Studie weiter, vor allem die Reiseveranstalter, mit Informationsleistungen und einem entsprechenden Angebot aufzuwarten. „Change in line with changing public attitudes or be left behind!“ Mit einer simplen Rechnung zeigt das Hilfswerk Tearfund, was für ein Potenzial gemäss den Umfrageergebnissen brachliegt: Mehr als die Hälfte der Befragten würden für eine nach ethischen Kriterien gestaltete Reise einen Aufpreis von durchschnittlich 5 Prozent auf ihrem Reisearrangement in Kauf nehmen. Jährlich geben britische Reisende rund 2 Milliarden Pfund allein für Reisen in Entwicklungsländer aus – fast gleich viel übrigens, wie die Regierung im Jahr an Entwicklungshilfe zahlt. Würde nun ein Aufpreis von 5 Prozent erhoben, so kämen 100 Millionen Pfund jährlich zusammen, die für bessere Löhne der Tourismusangestellten, zur Erhaltung der Umwelt und zur Unterstützung von sozialen Institutionen im Ferienland ausgegeben würden! Ein nach ethischen Kriterien betriebener Tourismus könnte sich also ganz entscheidend auf die Verbesserung der Lebensbedingungen der Lokalbevölkerung in den Zielgebieten auswirken. /plus

Quellen: Survey reveals public demand for ‘ethical tourism’, Press Release Tearfund mit Kommentar u.a. von Tourism Concern, 10.1.2000; Tourism – an Ethical Issue, Market Research Report, A Public Plicy Paper, Tearfund 10.1.2000