Bruno Manser: Tagebücher aus dem Regenwald (1984-1990)
Vor vier Jahren, im Mai 2000, ist er im unwegsamen Regenwald von Borneo verschwunden. Verunglückt? In irgendeinem finsteren Loch festgehalten? Umgebracht? Trotz mehrer Such-Expeditionen wissen wir nicht, was mit Bruno Manser geschah. Gibt es bis Ende 2004 kein Lebenszeichen oder keine Beweise für seinen Tod, wird er für verschollen erklärt. Beeindruckt hat uns der Umweltaktivist und Menschenrechtler Bruno Manser immer wieder, wie er mit seinen spektakulären Aktionen für die Erhaltung des Lebensraumes und der Kultur der Penan eintrat, der von der Zerstörung des Regenwaldes bedrohten letzten nomadischen Ureinwohner Borneos. Wie er, in Malaysia als Staatsfeind deklariert, waghalsig per motorisiertem Gleitschirm einflog, um seinem grössten Widersacher, dem Chief Minister von Sarawak Taib Mahmud, zur Versöhnung die Hand zu bieten. Wie er den Hungerstreik vor dem Bundeshaus bis zur Erschöpfung durchzog und wie er für die Bundesräte Pullover strickte, die sie für die Sache der bedrohten Waldvölker erwärmen sollten. Wie er unermüdlich mit seinem Rucksäckchen voller Werkzeuge aus dem Dschungel hierzulande von Veranstaltung zu Veranstaltung eilte. Und wie er auch uns im Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung immer wieder zu gemeinsamen Protestaktionen motivierte. Jetzt erhalten wir einen neuen Schlüssel zum Verstehen, was ihn in seinem Engagement angetrieben hat, mit seinen Tagebuchaufzeichnungen, die er während seines Aufenthaltes im Dschungel von Sarawak zwischen 1984 und 1990 gemacht hat. Bislang waren jeweils nur einige Fragmente seiner reich illustrierten Beobachtungen des Lebens und Überlebens im Regenwald von Sarawak auf Ausstellungen zu sehen. Dank einer äusserst aufwändigen und sorgfältigen Recherchearbeit und Produktion hat der von Bruno Manser ins Leben gerufene „Bruno Manser-Fonds“ (BMF) gemeinsam mit dem Christoph Merian-Verlag nun die gesammelten 16 „Tagebücher aus dem Regenwald“ in einer wunderbaren vierbändigen Edition herausgegeben. So erhalten wir Einblick, wie Bruno Manser die Flora und Fauna des Regenwaldes erforschte und im Stil eines „Naturforschers“ vergangener Jahrhunderte inventarisierte, wie er den Penan begegnete und allmählich ihre Kultur und Lebensweise wie auch sein eigenes „Überleben“ unter den äusserst schwierigen Bedingungen verstehen lernte. Seine Tagebücher sind, wie John Künzli, Weggefährte von Bruno Manser und heute Geschäftsführer des BMF, im Vorwort schreibt, nicht als Chronik zu verstehen, „sondern als Reflexion über das Leben im Regenwald von Sarawak. „In diesem Sinne, so Künzli weiter, „sind die Tagebücher eigentlich Briefe an uns alle.“ In Brunos „Briefen“ wird die fortschreitende Abholzung des Regenwaldes durch die mächtigen Holzkonzerne zur greifbaren Bedrohung des Lebensraumes. Kein Wunder, hat sich Bruno Manser, als er in die Schweiz zurückkehrte und sah, wie wenig effektiv zum Schutz bedrohter Urvölker getan wird, zunehmend radikalisiert. Das zeichnet Ruedi Suter, der Basler Journalist und Freund von Bruno Manser, in seiner sehr aufschlussreichen Biographie einleitend zu den Tagebüchern nach. Man mag Bruno Manser in der Öffentlichkeit oft genug als „Spinner“ abgetan haben; Ruedi Suter würdigt ihn als einen der „konsequentesten Mahner“ und „glaubwürdigsten Umweltschützer des 20. Jahrhunderts“. „Ein Weltbürger, der das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden weiss, ein viel Begabter, der mit seiner asketischen Lebensweise, warmherzigen Art und seinem Engagement Verantwortung übernimmt, einer der lebt, was er sagt, und hinsieht, wenn andere wegschauen.“
Vier Bände, insgesamt 720 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen, broschiert in Schuber
Bruno Manser-Fonds (Herausgeber), Christoph Merian-Verlag Basel 2004, ISBN 3-85616-214-3
zu beziehen für SFr. 104.- inkl. Porto sowie einer „Hörbild-CD“ für SFr. 25.- bei:
Bruno-Manser-Fonds (BMF), Heuberg 25, CH-4051 Basel, Tel +41 61 261 94 74, Fax +41 61 261 94 73, info@bmf.ch, www.bmf.ch