Basel, 01.12.06, akte/ Trotz neuer Repressionen sammelte die Gruppe "88 Generation" Anfang Oktober innert weniger Tage über 120’000 Unterschriften,  für die Befreiung von fünf neu inhaftierten politischen Gefangenen.

In den letzten Wochen mehrten sich die Meldungenüber willkürliche Verhaftungen in Burma; im September wurden einmal mehr auch zwei der renommierten Komiker „Moustache Brothers“ in Haft genommen. Mitte Oktober verstarb der 34-jährige politische Gefangene Thet Win Aung im Gefängnis von Mandaly an den Folgen von Folter und nicht behandelter Malaria. Er war 1998 anlässlich einer friedlichen Studentendemonstration verhaftet und zu 59 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Politiker aus Grossbritannien, den USA und Australien sowie Amnesty International verurteilten den Todesfall in Haft öffentlich. Doch die Ungewissheit um das Schicksal der politischen Gefangenen wächst: Das Militärregime liess Ende November die Büros des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) kurzerhand schliessen, nachdem es bereits vor Wochen die Gespräche suspendiert hatte. Seit Ende 2005 darf das IKRK keine unabhängigen Gefangenenbesuche mehr durchführen.

In aller Stille laufen derzeit in Rangoon Protestaktionen weiter. Seit Anfang Oktober folgen Menschen dem Aufruf von „88 Generation“: Stumm, aber mit dem Tragen von weissen T-Shirts, mit denen sie gegen die Repression der Militärmachtaber und für die Befreiung von politischen Gefangenen protestieren. Hinter der „88 Generation“ stehen Menschen, die 1988 als Studierende für die Demokratie auf Rangoons Strassen gegangen sind. Die Armee griff damals gewaltsam gegen die Demokratiebewegung ein und metzelte über 3’000 Demonstrierende auf Rangoons Strassen nieder. Seither war die Angst vor den Militärs so gross, dass es in Burma zu keinen grösseren öffentlichen Protestaktionen mehr kam. Umso nervöser wirken nun Militär und Polizei; Anfang November wurde ein Gebet von über 100 Demokratie-Anhängern vor der Shwedagon Pagode in Rangoon aufgelöst. Bis dahin hatten aber die Demokratie-AktivistInnen schon über eine halbe Million Unterschriften für die Befreiung der insgesamt 1’200 politischen Häftlinge in Burma zusammengebracht.

Die ranghohen Militärs haben sich unterdessen weitab von Rangoon im Dschungel verbunkert: Handstreichartig liessen die Generäle im November 2005 den Regierungssitz von Rangoon nach dem rund 400 Kilometer nördlich gelegenen Pyinmana zügeln. Ganze Lkw-Konvois beladen mit Stühlen, Schreibtischen, Aktenschränken und Tausenden von konsternierten Beamten fuhren landeinwärts in den Dschungel. Astrologen des Oberkommandierenden Than Shwe hatten anscheinend das Datum für den Umzug bestimmt. Dahinter steckt laut Burma-Experten die Angst vor Volksaufständen in Rangoon, aber auch die Befürchtung vor einer Aggression der USA, die Burma als Schurkenstaat bezeichnet hat. Beobachter hatten seit 2004 Bulldozer und Bauarbeiten in Pyinmana ausgemacht. Derzeit können dort aber nur hochrangige Offiziere anständig untergebracht werden, so etwa Oberbefehlshaber Than Shwe in einem Palast von 4’000 Quadratmetern. Niedrige Staatsangestellte müssen sich mit Hütten ausserhalb der bebauten Zonen begnügen. Es könne noch Jahre dauern, meinen Kenner der Lage, bis sie menschenwürdig untergebracht würden. Schätzungsweise 80’000 Bauarbeiter seien derzeit zu unwürdigsten Bedingungen in Pyinmana beschäftigt. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat zudem Zeugnisse gesammelt, dass über 2’800 Menschen aus der unmittelbaren Umgebung der neuen Hauptstadt für die Errichtung von Armeeunterkünften und weiteren Bauten zwangsrekrutiert und für ihre Arbeit mit einer miserablen Entschädigung von umgerechnet rund einem US Dollar am Tag abgefertigt wurden. Über die Kosten des Baus der neuen Hauptstadt im Dschungel kann bislang nur spekuliert werden, doch die interne Verschuldung des Staates hat sich seit Baubeginn nahezu verdoppelt.

Quellen: Reuters Alertnet 27.11.2006, www.alertnet.org; The Irrawaddy, November 2006, October 2006, www.irrawaddy.org; Burma News 2.11.2006 – 10.9.2006, burma@euro-burma.be