Zurück aus Burma berichten Reisende von leeren Hotels und spärlichen westlichen TouristInnen. Nach den Unruhen in den Strassen der Hauptstadt Rangoon vom vergangenen Herbst hätten die Hotels Absagen entgegennehmen müssen. Die effektiven Tourismusankünfte, so meinen Reisefachleute, würden weit hinter den Erwartungen der Militärs zurückbleiben, die für das Tourismusjahr 200’000 bis 300’000 BesucherInnen voraussagten.
Unerschütterlich optimistisch zeigt sich dagegen Armin Schoch, Managing Director des Reisebüros Insight Myanmar in Rangoon, neben Diethelm Travel dem wichtigsten Incoming-Agenten für den Schweizer Markt. Er erwartet für sein Unternehmen 1997 einen 30 prozentigen Zuwachs, erklärt er der Fachzeitung Schweizer Touristik in einem Interview, in dem er gleich kräftig die Werbe-trommel für das Reiseland «Myanmar» rührt. Auch individuell sei das Land bereisbar, «aber nur mit einem Guide, denn auf dem Land das Essen zu bestellen, ist mühsam». Er empfehle, sich auf die klassischen Sehenswürdigkeiten zu konzentrieren und «nicht zu viele Ecken in Myanmar anzuschauen». Dass sich das nicht empfiehlt, haben etliche TouristInnen in jüngster Zeit schmerzlich am eigenen Leib erfahren, als sie trotz offizieller Bewilligung abseits touristischer Wege von Polizei und Militär harsch räsonniert wurden (s. AkT&E-Kuna 1/97 und 2/96). Kein Wort verliert Schoch darüber, dass weite Gebiete Burmas für Reisende nach wie vor gesperrt bleiben. Sogar in Rangoon bleiben ausländische BesucherInnen nicht vor Polizeiwillkür verschont, wurden doch während der Studentenproteste anfangs Dezember 1996 Reisende aus Holland, Norwegen und Australien verhaftet und des Landes verwiesen und ein japanischer Journalist von den Ordnungskräften verprügelt.
Zur politischen Lage in Burma befragt, stellt der seit mehreren Jahren unter der Militärjunta unternehmerisch tätige Schoch weiter fest, «dass Myanmar – abgesehen von der Studentenrevolution von 1988, die niedergeschlagen wurde, und abgesehen davon, dass die burmesische Regierung im Anschluss danach Wahlen ausgerufen und verloren hat, aber trotzdem an der Macht geblieben ist – politisch gesehen Ländern wie Laos oder Vietnam ähnelt». Wer im Tourismus Geschäfte machen will, ist offenbar von Vorteil mit schwacher Sehkraft ausgestattet, um einfach über Tausende von Toten, Hunderttausende von Bürgerkriegsflüchtlingen und massive Verletzung der elementarsten Menschenrechte hinwegsehen zu können. Nicht geteilt wird Schoch’s Einschätzung von den 15 Aussenministern der Europäischen Union, die auf ihrer Sitzung vom 24.3.97 Burma die Handelsvorteile für seine Exporte nach Europa entzogen, weil die regierende Junta grundlegende Menschenrechte missachte und die Bevölkerung, darunter Tausende von Kindern, in Zwangsarbeit für das Militär Trägerdienste verrichten und Infrastrukturen auch für den Tourismus errichten lasse.

Tageszeitung 25.3.97; Far Eastern Economic Review 20.3.97; Schweizer Touristik 19.3.97; South China Morning Post 12.3.97; The Economist 22.2.97; Communiqué de presse de l’Association Suisse-Birmanie 14.2.97; New Frontiers January 1997; Burma Alert Vol.7, N°12 December 1996; eigene Recherchen/cp