Weltweiten Protesten zum Trotz treibt die Militärjunta den Bau eines 60 Meter hohen Aussichtsturmes für TouristInnen inmitten der historischen Tempelanlage in Pagan voran. Die über tausendjährige Stätte von Pagan, die rund 2’237 Pagoden und andere religiöse Ruinen zählt, gehört zu den bedeutendsten archäologischen Sehenswürdigkeiten Asiens. Nebst renommierten Archäologen und Historikern, die den Bau als „Kulturverbrechen“ bezeichnen, hat auch die Regionalstelle der UNESCO in Bangkok bereits verschiedentlich bei den Behörden interveniert, bislang ohne Antwort zu erhalten. Kritisiert wird nicht nur der Plan des neuen 16-stöckigen Aussichtsturmes, sondern auch der Bau einer neuen Strasse mitten durch die Anlage sowie die völlig unsachgemässe „Renovierung“ von Tempeln, mit der sich wohlhabende Burmesen ein Denkmal setzen. Als „Disneyfication“ bezeichnen die Wissenschafter diese Entwicklungen in den historischen Stätten, doch gemäss UNESCO wäre jetzt das kulturelle Erbe von Pagan in seiner Substanz noch zu retten. Die regierenden Militärs aber haben den Tourismusausbau im Visier: Bereits 1990 vertrieben sie über 5’000 BewohnerInnen, die sich seit Generationen in den Tempelanlagen angesiedelt hatten, aus den historischen Stätten; die Familien erhielten eine Entschädigung im Gegenwert von ca. 2.50 US Dollar und mussten gut sieben Kilometer weiter ein völlig neues Dorf bauen. Seither wurden verschiedene touristische Anlagen und Golfplätze in der historischen Tempelstätte erbaut. /plus

Quellen: new frontiers Nov.-Dec. 2003, www.twinside.org.sg/tour.htm; AP-Meldungen vom 12.12./30.11.2003; Burma-Dossier des Arbeitskreises Tourismus & Entwicklung 1996 mit
regelmässigen Aktualisierungen, siehe auch www.akte.ch