Burmesische Flüchtlinge in «ethnischen Zoos»
Immer wieder zeigen neue Recherchen, wie unmenschlich Angehörige ethnischer Minderheiten aus Burma, die vom Krieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden, im Tourismus ausgebeutet werden (s. akte-Kuna 4/98). In der Umgebung des thailändischen Touristenzentrums Mae Hong Son in der thailändisch-burmesischen Grenzregion haben thailändische Geschäftsleute in Absprache mit den Behörden über die letzten Jahre drei touristische „Modell-Dörfer“ eingerichtet, wo ethnische Minderheiten gegen eine Eintrittsgebühr besichtigt und fotografiert werden können. Hauptattraktion sind nach wie vor die als „Lang-Hals-Frauen“ bekannten Kayan- oder Palaung-Frauen aus Burma, die als Teil ihrer traditionellen Kleidung ihre Hälse, Hand- und Fussgelenke mit vielen Reifen schmücken. Zur Schau gestellt werden neuerdings auch Kayaw-Frauen, deren Ohrläppchen vom schweren Silberschmuck übermässig gedehnt werden. In diesen Dörfern – mittlerweile festen Stationen von „Ökotourismus“-Programmen – leben die Menschen wie unter Hausarrest: Die Flüchtlinge aus Burma, meist ursprünglich Reisbauern, haben höchstens ein kleines Stück Garten zu bebauen und leiden unter der erzwungenen Inaktivität, fehlenden Perspektiven und den Touristen, die hemmungslos ihren Alltag und ihre Frauen knipsen. Die von einem Menschenrechtsaktivisten befragten Frauen sind zwar oft auch stolz, fotografiert zu werden, empfinden jedoch das ewige Posieren vor den Kameras als entwürdigend. Zudem werden sie kaum angemessen entschädigt: So berichtet eine Frau, die bereits in allen drei Dörfern „gelebt“ hat, sie habe meist weder Geld noch Reisrationen bekommen; erst jetzt, im dritten Dorf, erhalte sie 1’000 Baht pro Monat (ca. 20 USD). Vor allem aber verstärkt die Tatsache, dass sie keine Freiheit haben, ihr Gefühl, im „Zoo“ eingesperrt zu sein. Nach Burma können sie nicht zurück; unter dem herrschenden Regime würden sie ihr Leben riskieren. /plus
Quellen: Clearinghouse for Reviewung Ecotourism N° 12, tim-team Bangkok 9.8.01; www.twinside.org