Zu absoluten „Sensationspreisen“ ab 245 Schweizer Franken wird gegenwärtig eine Ferienwoche inkl. Halbpension und mehreren Ausflügen in der Südtürkei auf dem Schweizer Reisemarkt feilgeboten. Gemäss Recherchen der Fachzeitschrift Schweizer Touristik können Reiseveranstalter diese einwöchigen Packages nur deshalb zu Schleuderpreisen auf den Markt werfen, „weil Flüge, Hotels und Ausflüge von den lokalen Agenturen und Anbietern, sprich der Teppichknüpf-, (Gold-)Schmuck-, Lederkleider- und Souvenir-Industrie in der Türkei subventioniert werden.“ Dies ohne jegliches Risiko für die Schweizer Branche: „Was an Flugsitzen oder Hotelbetten nicht verkauft ist, geht vollumfänglich zu Lasten der lokalen Agenturen in der Türkei.“ Diese erwarten natürlich im Gegenzug, möglichst viele Kunden anzulocken, sie auf den im Arrangement inbegriffenen Ausflügen durch die Läden zu schleusen und so insgesamt ihre Umsätze zu steigern. So habe, führt die Schweizer Touristik weiter aus, auf Werbeflügen in die Südtürkei, die vor einigen Jahren im deutschen Markt lanciert wurden, jeder deutsche Urlauber durchschnittlich 550 bis 650 Franken bei den Shoppingtouren ausgegeben. Etliche Schweizer Kunden erfuhren aber offenbar erst, dass sie eine „Butterfahrt“ gebucht hatten, als sie auf den zweitägigen Ausflug nach Pamukkale verzichten wollten – und dafür prompt zur Kasse gebeten wurden: Einen Aufpreis von 50 Franken hätten die Kunden von PickPay-Reisen in dem Fall an die örtliche Reiseleitung zu berappen, bei Vögele Reisen, dem Direktanbieter von TUI Suisse, würde eine Nichtteilnahmegebühr von 49 Euro fällig, brachte die Schweizer Touristik in Erfahrung. Eigentlich völlig logisch, dass bei solchen Angeboten unter jeglichem realen Preis Entschädigungen fällig werden, wenn der Kunde seine Rolle als potenzieller Teppichkäufer nicht spielen will! Hilfreich wäre da sicher, die Kundschaft würde beim Buchen über solche Erwartungen aufgeklärt, besser noch, die Preisgestaltung des Angebotes würde transparent offen gelegt. Bemerkenswert bleibt aber doch, welche Dynamik der globale Preiskampf im Tourismus und die Billigreiserei erreicht haben: Von wegen Tourismus als „Entwicklungshilfe“ – die Gastländer subventionieren, um auf dem Markt attraktiv zu bleiben, ihre Tourismusangebote schon beinahe selbstverständlich; und jetzt wird auch noch die Reisekundschaft zur Kasse gebeten, wenn sie einen Reiseausflug nicht unternimmt. /plus
Quellen: Schweizer Touristik 22, 10.10.2003; eigene Recherchen.