Basel, 10.05.2010, akte/ Die Kalebasse ist seit jeher ein nützliches Utensil afrikanischer Gemeinschaften. Ihr Fleisch ernährt Menschen, ihre Schale dient als Gefäss für Wasser, Bier, Getreide, Kräuter oder Medizinalmischungen, und getrocknet wird sie zur Rassel. Für Calabash Tours und die dazugehörige Stiftung Calabash Trust ist der Name Programm: Ziel des Ende der Neunzigerjahre gegründeten Unternehmens und der Stiftung ist, dass in Port Elisabeth, wo Tausende von Familien unter der Armutsgernze leben, die lokale Gemeinschaft vom Tourismus profitert.

Vom Kampf gegen Apartheid zur gesellschaftlichen Integrationsarbeit

Gründer und treibende Kraft hinter Calabash Tours ist Paul Miedema. Als Student habe sich bei ihm alles um den Kampf gegen das ungerechte Apartheidsystem gedreht, sagt er. Er habe praktisch nur für diesen Kampf existiert: „Damals habe ich entdeckt, dass in den Townships ein Geist und eine Energie wohnen, die das Leben verändern. Ich möchte diese Erfahrung mit so vielen Menschen wie möglich teilen.“ Doch nach der politischen Wende und der ersten demokratischen Regierung wusste er nicht, wofür er noch kämpfen sollte. Er suchte nach einem neuen Lebenssinn und -inhalt – und fand ihn im Tourismus. „Auf einer Reise nach Marokko begegneten wir Formen von Tourismus, bei denen die Lokalbevölkerung – nicht die Tourismuskonzerne und Hotelketten – vom Tourismus profitieren konnten. Mit Teppichgeschäften, Bed&Breakfasts, Souvenirläden. Die Leute schafften es, davon zu leben.“ Paul Miedema sammelte bei Freunden ein Startkapital und eröffnete Ende der 90er-Jahre ein Gästehaus mit sieben Zimmern. Den Gästen bot er Stadtbesichtigungen.
2005 beschlossen er und seine MitstreiterInnen, die Lodge zu verkaufen, um aus Calabash Tours ein marktführendes Unternehmen für Kulturtourismus zu machen. Einen Kulturtourismus, bei dem die verschiedenen Bevölkerungsgruppen beteiligt sind, der den bisher Benachteiligten neue Einkommensmöglichkeiten schafft und den Reisenden Einblick in die Dynamik der neuen Demokratie bietet. Bis heute hat Calabash Tours Tausende von Gästen beherbergt, ein gut ausgebildetes Team von Leuten aus der Community herangezogen, unzählige Einkommensmöglichkeiten aus dem Tourismus für TowhshipbewohnerInnen geschaffen und so das Leben hunderter Benachteiligter verbessert.
Die meisten Angestellten bei Calabash Tours waren früher arbeitslos und stammen aus den umliegenden Townships. Ihre Löhne liegen um 50 Prozent oder mehr über dem nationalen Mindestlohn-Richtlinien. Auch Guides erhalten entgegen dem Usus der Branche Festanstellungen.

Attraktive und vielseitige Besichtigungs- und Erlebnistouren

Die Tour von dreieinhalb Stunden ist attraktiv: Auf einer Distanz von rund 70 Kilometern begegnen Reisende der Geschichte von den ersten Siedlern bis zu den aktuellen Bemühungen, nach der Apartheid eine neue, demokratische Gesellschaft aufzbauen. Im Zentrum stehen die sieben ältesten Townships in Port Elizabeth, darunter New Brighton, Kwazakhele und Zwide, mit einer Bevölkerung von insgesamt über 400’000 Personen. Die Reisenden begegnen Menschen aller Milieus, nicht nur in den besonders armen Quartieren, sondern auch in Quartieren der Mittelklasse und der Reichen. Auch der Besuch des farbenfrohen Markts gehört dazu, und die Party in einer Shebeen (Quartiergaststätte). Klicken Sie auf das Bild rechts und erleben sie über den Youtube-Film eine solche Tour mit. 
Nicht alle Gäste sind lassen sich auf die Begegnungen ein, einige kommen wirklich nur als Voyeure, und hie und da finden sich auch RassistInnen unter den BesucherInnen: „Die schauen sich um und machen Bemerkungen wie: Warum sitzen die Leute hier nur untätig herum? Wollen die wirklich arbeiten? Einmal hat ein Besucher meinen Guide gefragt: Warum sind Ihre Lippen so gross? Doch der Guide hat nur gelacht.“ Paul Miedema will vorbehaltlose Begegnungen von Reichen und Armen ermöglichen. Es gehe nicht um die Besichtigung von Armut, sagt er, sondern darum, das Zusammenleben in einer pulsierenden Gemeinschaft zu erleben, wo der „Geist von Südafrika“ spürbar werde.

Das Fairtrade-Gütesiegel: mit Gleichgesinnten vorwärts gehen

Calabash Tour ist eines der ersten Unternehmen, die sich von „Fair Trade in Tourism South Africa“ FTTSA nach Fairhandelskriterien zertifizieren liess. Paul meinte dazu: „Wir behaupten von uns, einen verantwortlichen Tourismus zu praktizieren. Indem wir uns von FTTSA zertifizieren liessen, stellten wir uns dem Test, ob dem auch so sei. Noch während des Bewerbungsprozesses bemerkten wir, dass wir den einen oder anderen Aspekt nicht berücksichtigt hatten. FTTSA erachten wir als glaubwürdigen Zertifizierer. Wir waren oft frustriert, dass wir keine Partner mit denselben Visionen finden. Über FTTSA können wir uns mit anderen Tourismusorganisationen zusammenschliessen und uns über Erfahrungen und Best Practice austauschen. Uns ist es besonders wichtig, von Gleichgesinnten als glaubwürdig anerkannt zu werden."