Amerikanische UmweltschützerInnen und die chinesischen Behörden arbeiten zusammen an der Schaffung von Chinas erstem Weltklasse-Nationalpark in der abgelegenen Gegend von Lijiang. Der Park wird viermal so gross sein wie der Yellowstone-Nationalpark in den USA. Der geplante Yunnan Great Rivers Nationalpark erstreckt sich von den schneebedeckten Himalaya-Bergen des
Tibet-Qinghai-Plateaus im Norden bis zu den Regenwäldern Burmas im Süden und wird von vier der berühmtesten asiatischen Flüsse durchquert: dem Yangtse, dem Mekong, dem Salween und dem Irrawaddy. Das Gebiet beheimatet 10’000 Pflanzen- und Tierarten.
Entwicklungshungrige lokale Behörden, die den Nationalpark als touristische Goldmine einschätzen, haben das Projekt bewilligt. Auf Bemühungen der Behörden der Provinz Yunnan hin hat auch Beijing – vorerst für die nächste Phase – grünes Licht gegeben. In den nächsten zwei Jahren soll vermessen und eingezont werden. Die Kosten dafür dürften sich auf 5 Millionen Dollar belaufen. Danach wird eine endgültige Bewilligung benötigt, erst dann werden Wege und Strassen markiert und die Einzonung vervollständigt werden.
Das amerikanische Engagement wird von der Nature Conservancy (NC), einer NGO aus Washington, geleitet. Sie ist bekannt dafür, in vielen Ländern Boden zu Naturschutzzwecken zu kaufen.
Nach anfänglicher Skepsis einem solchen Riesenprojekt gegenüber, hat die NC-Leitung letztes Jahr beschlossen mitzumachen. Sie hat bereits mit Fundraising begonnen und eröffnet ihr erstes asiatisches Büro in Kunming, der Hauptstadt Yunnans. Die Projektverantwortlichen erhoffen sich die Schaffung von 1,5 Millionen Arbeitsplätzen für die Menschen, die im Gebiet des Nationalparks leben. Das Sammeln von Heilkräutern, die in der traditionellen chinesischen und tibetischen Medizin benutzt werden, soll gefördert werden. In einem nächsten Schritt wird das Friedenskorps der nordamerikanischen Regierung den BewohnerInnen Englisch-Sprachkurse anbieten, damit sie Arbeit als ReiseführerInnen finden können. Treibende Kräfte des Projekts meinen, es könnte ein Modell für die Zukunft werden. China hat 400 offiziell registrierte Nationalparks, aber keiner von ihnen erfüllt internationalen Standard.

new frontiers Juli/Aug. 1998/js