Christoph Becker (Hrsg.). Beiträge zur nachaltigen Regionalentwicklung mit Tourismus
Der vorliegende Sammelband mit Referaten des Arbeitskreises Freizeit- und Fremdenverkehrsgeographie enthält unterschiedlichste Beiträge zur regionalen Tourismusentwicklung unter der Perspektive der Nachaltigkeit.
Interessant ist der Versuch von Gerd Osterloh den Reisestern, ein Modell zur Evaluation der Nachaltigkeit von Reisen, am Beispiel von Reisen in der Bundesrepublik Deutschland zu regionalisieren. Er tut dies anhand einer Vielzahl von Indikatoren, welche die ökonomische, die ökologische wie auch die soziale Dimension erfassen. Eine schwierige Aufgabe, welche der Autor selbst als noch unvollendet betrachtet. So erfasst zum Beispiel der Indikator «Was bedeutet mein Geld für die Wirtschaft» den Beitrag der tourismusinduzierten Umsätze zum Volkseinkommen, was zu schwer erklärbaren Ergebnissen führt. Eine Städtereise nach Bremen erreicht bei diesem Indikator den maximalen Negativ- Wert. Positiv würden jedoch Reisen in eine Region gewertet die 100 Prozent vom Tourimus abhängig ist. Ein Kriterium für nachhaltiges Reisen?
Als einziger Beitrag, der ein deutsches Fallbeispiel aufgreift, analysiert Matthias Schwotzer den Versuch einer nachhaltigen Fremdenverkehrsentwicklung im Königreich Bhutan. Bhutan, das sich erst 1974 dem Tourismus zaghaft öffnete, und mittlerweile rund 5’000 BesucherInnen pro Jahr empfängt, gilt als Paradebeispiel einer konntrollierten Tourimusentwicklung. Aufhorchen lässt in diesem Zusammenhang das Gespräch mit einer bhutanesischen Schulklasse zu den Auswirkungen und Möglichkeiten des Tourismus. Die SchülerInnen im Alter von 16-17 Jahren aus einer Region, die mit dem Tourismus konfrontiert wird, empfinden den Bau des Flughafens, die Landenteignungen bzw. Entschädigungen und die zunehmende Lärmbelästigung als einen Eingriff in das eigene Umfeld. Neben dem Flugbetrieb wurde auch die steigende Zahl der Touristenbusse und die zunehmnde Umweltbelastung durch den Trekkingtourismus als umweltzerstörende «Innovationen» als Folge des Fremdenverkehrs genannt. Die SchülerInnen waren sich einig, dass mit Ausnahme der Deviseneinnahmen für den Staat der Tourismus für sie selbst keinerlei positive Auswirkungen hat. So wurde auch die Frage, ob dem Tourismus als Mittel der Völkerverständigung eine besondere Bedeutung zugemessen werden kann, verneint. «Auch wenn der Tourimus in Bhutan bislang nur in recht geringem Ausmass praktiziert wird, kann als Ergebnis der Diskussion festgehalten werden, dass die Mehrzahl der SchülerInnen – sofern sie Einfluss darauf nehmen könnten – das Land wieder schliessen würden. Diese Haltung der SchülerInnen resultiert auch aus dem teilweise diskriminierenden Fotografierverhalten vieler Touristen.»
Institut für Tourismus, Freie Universität Berlin, Berichte und Materialien Nr. 16, Verlag für universitäre Kommunikation, 1997, 255 Seiten, 29.80 DM, ISBN 3-928077-15-5