Basel, 19.02.2009, akte/ Die deutsche Historikerin Claudia Lux hat eine zeitlang in der Tschechischen Republik als Assistentin für Deutschunterricht gearbeitet. Die vielen Lebensgeschichten ihrer tschechischen Freunde, aber auch die Fragen ihrer Schüler verarbeitete sie zur Lebensgeschichte der fiktiven Figur Rusalka Libová, einer Frau, die ihr Leben lang ihrer Geburtsstadt Prag treu bleibt und noch heute deutschsprachigen Gästen die Stadt als Fremdenführerin näher bringt. Es ist gewissermassen eine „Geschichte von unten“, über die Schwierigkeiten der Bürger in der Zeit zwischen 1945 und der „Samtenen Revolution“ von 1989, mit den alltäglichen Ungerechtigkeiten fertig zu werden: Den schlechten Schulnoten für Dissidenten und solche, die dafür gehalten wurden, den politisch motivierten Beförderungen oder Zurückstellungen, der Angst, offen mit anderen über eigene Haltungen und Ansichten zu sprechen, aber auch den Strategien zur Verwirklichung des eigenen Potenzials – oft scheint Libová eine Art weibliches Pendant zu Vaclav Havel zu sein. Wichtige Themen sind die Angst, die viele zu Unmenschen macht, und die Menschlichkeit, die andere zu mutigen Taten bewegt. Was fast wie ein Jugendroman mit den Dramen des ersten Schultages beginnt, entwickelt sich zu einer unterhaltsamen und gefühlvollen Lektüre, die uns Jahrzehnte der Geschichte eines sowjetischen Satellitenstaates auf neue Weise erschliesst und nicht zuletzt das Interesse an der von Libová so treu geliebten und im Buch detailliert und lebendig beschriebenen Stadt Prag weckt.

Claudia Lux: Mein Platz ist Prag. Roman. Wieden Verlag, Crivitz/Schwerin 2008, 320 Seiten, Euro 25.-, ISBN 978-3-9811832-9-0. Erhältlich über den Buchhandel oder online bei Claudia Lux.