Einen Monat vor den Wahlen fragten wir in Costa Rica nach, wie es um den Ökotourismus steht. Die Antwort: Das Land steht am Scheideweg. Bleibt Costa Rica auf dem Pfad der Nachhaltigkeit oder wird der Tourismus «cancunisiert»? Hat sich mit den Präsidentschaftswahlen, die Anfang April stattgefunden haben, der Weg des costa-ricanischen Tourismus entschieden? Wir haben Isaac Rojas von Friends of the earth international, der Partnerorganisation von Pro Natura, nach seiner Einschätzung der Lage gefragt.  

«Es ist nicht einfach die Frage zu beantworten, welchen Ansatz die neue Regierung verfolgen wird. Meiner Meinung nach wird es keine grossen Veränderungen in der Tourismuspolitik geben. Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen des Landes und die staatliche Unterstützung wird zumindest die gleiche sein, die wir bisher von den Vorgängerregierungen erhalten haben.  

Der Tourismus in Costa Rica ist vielseitig. Er reicht von grossen und teuren Hotels bis hin zu kleinen Unterkünften, die von Gemeinden verwaltet werden, ohne oder mit sehr wenig staatlicher Unterstützung. Der Ökotourismus ist ein heikles Konzept, denn er kann von grossen Unternehmen oder Hotels betrieben werden, deren Auswirkung auf die Umwelt zwar geringer, für die die lokalen Gemeinschaften aber nicht unbedingt positiv ist. Der community-basierte Tourismus, der für die Costa-Ricanischen Bevölkerung am besten ist, wird auch von der neuen Regierung sicherlich nicht stärker unterstützt.»  

Der neue Präsident von Costa Rica Rodrigo Alberto Chaves vom Partido Progreso Social Democrático (PSD) hat mit rund 53% die Präsidentschaftswahlen gewonnen und damit José María Figueres Olsen, den Kandidaten des Partido Liberacion Nacional geschlagen. Beide gehören «zum breiten Zentrumsspektrum sozialdemokratischer Prägung», schreibt die NZZ; beide gelten als wirtschaftsfreundlich. Figueres Olsen war in einen Korruptionsskandal verwickelt. Dem Ökonom Chaves wurden bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Weltbank, mehrere Fälle von sexueller Belästigung vorgeworfen. Trotz oder wegen beträchtlicher Ähnlichkeit zwischen den beiden Kandidaten war der Wahlkampf schmutzig und die Wahlbeteiligung mit 57% für costa-ricanische Verhältnisse tief.