Die Welt, die aus dieser Krise hervorgehen wird, wird anders sein als wir sie bisher kannten. Es liegt an uns allen zu entscheiden, ob sie besser sein wird oder nicht. Werden wir zurückkehren und uns genauso verhalten wie vorher oder werden wir lernen, uns anzupassen um die nächste Krise mit einem neuen, verbesserten Gesellschaftsmodell zu überwinden?

Die jüngste Wirtschafts-, Klima- und Pandemiekrise, mit der wir konfrontiert sind, hat alle Grenzen und Schwächen einer profitorientierten Gesellschaft aufgezeigt. Doch hat die Gesellschaft einmal ihr Konsumverhalten mit allem, was dazugehört, abgelegt, wird sie merken, dass sie letztlich aus Menschen besteht und dass die Welt ein schöner und komplexer lebender Organismus ist, in dem wir Menschen, Lebewesen und Pflanzen alle voneinander abhängig sind.

Der Zusammenbruch der Tourismusindustrie in diesen unruhigen Zeiten ist ein klares Beispiel dafür, wie diese globalen Herausforderungen uns etwas Wertvolles lehren können.

Fairbnb.coop steht in Kontakt mit Dutzenden von lokalen Gemeinden und Tausenden von GastgeberInnen und Tourismusanbietern, die zu Recht Angst um ihre Zukunft haben. Die Flugverbote und Quarantänen haben Druck auf einen bereits kompetitiven Markt ausgeübt, normalerweise eine Bühne für die "Jeder-gegen-Jeden" Kampfmentalität. Kleine Anbieter kämpfen dabei gegen die Konkurrenz größerer ausbeuterischer Spekulanten, die in der Lage sind, Preise zu drücken oder hoochzutreiben. Oder gegen Zwischenhändler, die sich mit Ellbogenkraft in die Position manövriert haben, in der sie unangemessene Gebühren für den Zugang zu einem größeren Markt durchdrücken können.

Die Gemeinden, die gezwungenermassen oder breitwillig den Tourismus als wichtigste und oft einzige Einnahmequelle akzeptiert haben, wechseln rasch von Schock und Angst zu Panik nun da sie das Ausmass dieses Fehlers erkennen.

Es gibt Familien, die voreilig all ihre Ressourcen in Kredite investiert haben, um einige oder mehrere Wohnungen zu erwerben, die sie für kurzfristige Vermietungen nutzen können. Familien, in denen alle Mitglieder ihre Karriere in anderen Bereichen aufgegeben haben, um dem Traum zu folgen, von Mieteinkommen aus diesen Liegenschaften zu leben. Klar haben diese Menschen Angst. Sie haben alles auf eine Karte gesetzt, und die steht jetzt in Flammen. Ihnen wurde ein Traum verkauft, der in schlechten Zeiten nicht realistisch und nachhaltig ist.

Dasselbe gilt für die traditionellen Gastgewerbe-UnternehmerInnen. Anstatt ihre Investitionen zu diversifizieren und ihre Gewinne zur Schaffung eines vielfältigeren wirtschaftlichen Umfelds in Gemeinden zu verwenden, in denen sie tätig sind, haben sie sich dafür entschieden ihre Gewinne zu maximieren und die Umgebung in eine spezialisierte touristische Destination zu verwandeln.

Der Tourismus ist für InvestorInnen oft zu einer Einbahnstrasse geworden. Sie investieren in der Hoffnung auf einfache Gewinne, investieren aber selten in andere Branchen, um die Wirtschaft diversifizieren und ihr zu helfen, widerstandsfähiger und flexibler zu werden. Wir haben oft von Kapital gehört, das anderweitig erwirtschaftet und dann in den Tourismus gepumpt wurde. Es ist aber ziemlich selten, dass vom Tourismus aus andere Sektoren unterstützt und gefördert werden. 

Ein System zu planen, das nur in guten Zeiten funktionieren kann, ist intuitiv eine schlechte Wahl, aber es scheint die einzige Wahl der gegenwärtigen marktgesteuerten Gesellschaft zu sein.

In Gemeinden hingegen, in denen der Tourismus nur eine der aktiven Wirtschaftszweige ist und es gesunde Beispiele für Kreislaufwirtschaft, Diversifizierung und eine eng gestrickte soziale Beteiligung gibt, ist man sich einig, dass die Widerstandsfähigkeit dieses Gesellschaftsmodells, vor den schädlichen Auswirkungen solch bedeutender Stürme schützt. Familien, die kurzfristige Mietverträge nur als Mittel zur Aufstockung ihres Budgets genutzt und ihre Aktivitäten nicht vollständig auf die Aufnahme von Gästen umgestellt haben, sind belastbarer und letztlich "nachhaltiger". Dasselbe gilt für UnternehmerInnen, die, nicht bloss auf den Tourismus gesetzt, sondern, ihre Gewinne daraus genutzt haben, um sich wirtschaftlich breiter durch Investitionen in alternative Sektoren abzustützen.

Bei Fairbnb.coop war man immer der Meinung, dass ein gemässigter, vernünftiger und daher nachhaltiger Ansatz für den Tourismus der richtige Weg ist. Die Einnahmen daraus sollten in eine Kreislaufwirtschaft fliessen, die zu einem diversifizierten Umfeld beiträgt, das bereit ist, den Stürmen zu trotzen und der Gemeinschaft in Zeiten der Not zu helfen, aber gleichzeitig in der Lage ist, den positiven Output in guten Zeiten zu maximieren.

Wir sollten die Welt als ein Netzwerk von Netzwerken betrachten, in dem wir alle miteinander verbunden, aber gleichzeitig in der Lage sind, die Auswirkungen einer globalen Krise durch den Aufbau widerstandsfähigerer lokaler Gemeinschaften zu minimieren. Ein Netz, mit stärkeren Knotenpunkten, das nicht unter Druck zusammenbricht. Versagt ein Knotenpunkt, hält ihn ein anderer zusammen, ohne selber geschwächt zu werden.

Genossenschaften sind ein perfektes Instrument zur Umsetzung solcher Modelle. Sie sind demokratischer und partizipativ und haben zudem starke Knotenpunkte der Kooperation, die sich vorteilhaft auf die gesamte Gesellschaft um sie herum auswirken könnten.
Ein Umdenken in der Tourismusindustrie mit Hilfe von Kooperationsmodellen könnte die Antwort sein, die wir brauchen, wenn wir nach Instrumenten suchen, um eine bessere Version unserer Gesellschaft aufzubauen.

Stellen Sie sich Gastgeber-, Bürgerinnen- und Arbeitnehmerkooperationen in jeder Gemeinschaft vor, die ausschliesslich rechtmäßige GastgeberInnen akzeptieren und die Beschäftigung von Reinigungskräften, WartungsspezialistInnen oder Verwaltungspersonal für, die Kundenbetreuung und die Ein- und Auscheckvorgänge, zu einem angemessenen und rechtmäßigen existenzsichernden Lohn garantieren; da diese Kooperationen eng mit der Gesellschaft, in der sie Erfolg haben, verbunden sind und die BürgerInnen demokratisch beteiligt sind, hätten sie die Weisheit, die Stärke und die Verantwortung, mit lokalen Regierungen und globalen Plattformen umzugehen, um nachhaltige Regelungen für ihren Markt zu fördern, die letztlich der gesamten Gemeinschaft zugutekommen könnten. Diese Art von Strukturen sind das, was letztendlich aus dem Konzept der lokalen Knotenpunkte von Fairbnb.coop entstehen könnte.

Am Ende des Tunnels gibt es also definitiv ein Licht. Die gute Nachricht: Es ist wohl doch nicht der Zug ins Verderben. Fairbnb ist überzeugt, ihn mit dem richtigen Ansatz für eine bessere Welt zum Leuchten bringen zu können.