
CSR-Tag an der ITB: Entscheidungsträger sind zum Handeln aufgefordert
Basel, 12.03.2009, akte/ Zum ersten Mal findet im Rahmen der Internationalen Tourismusmesse ITB in Berlin heute ein Tag zur unternehmerischen Sozial- und Umweltverantwortung CSR (Corporate Social Responsibility) statt. Heinz Fuchs von der Arbeitsstelle Tourism Watch des Evangelischen Entwicklungsdienstes in Bonn fordert dazu auf, Anspruch und Wirklichkeit von Konzepten der Unternehmensverantwortung in der Praxis zu prüfen:„Häufig werden unter CSR prestigeträchtige Spenden- und Sozialprojekte außerhalb des touristischen Kerngeschäfts aufgelistet. Ob Unternehmen aber eine Kinderschutzpolicy verfolgen, sich dem Klimaschutz verpflichtet haben und die Menschen in den Zielgebieten mehr Mitsprachemöglichkeiten und soziale Rechte haben, steht auf einem anderen Blatt. Das Wort ‚Unternehmensverantwortung’ darf kein Feigenblatt sein.“
Ein brandheisses Thema ist die Klimaerwärmung und der Tourismus. Die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen UNWTO erwartet Beiträge zum Klimaschutz aus der Innovationskraft der Branche. Rechtzeitig zur Diskussion dieses Themas an der ITB hat Tourismus-Watch eine Stellungnahme verfasst. Darin werden touristische Unternehmen, nationale und internationale Verbände UNWTO und die Reisebranche insgesamt aufgefordert, sich kreativ und innovativ für einen zukunftsfähigen Tourismus einzusetzen, indem sie:
- faire und verantwortungsvolle touristische Produkte entwickeln
- sich dafür einsetzen, dass Menschenrechte und soziale Standards eingehalten werden und die lokale Bevölkerung profitiert
- gesellschaftlich verantwortliches Handeln praktizieren und auf der Basis von Messbarkeit und Transparenz einen Aktionsplan zur Davos Deklaration mit klaren Klimaschutzzielen entwickeln
- eine soziale und ökologische Produktbezeichnung einführen, wie beispielsweise durch Angaben zum Carbon Footprint oder zur Ökobilanz touristischer Produkte
- Methoden und Standards zur Berechnung- und Erfassung touristischer Emissionen entwickeln und verbessern
- bei der Berechnung der Flugemissionen einen Radiative Forcing Index (RFI) von mindestens drei einbeziehen, der den erhöhten klimarelevanten Effekt der Emissionen des Luftverkehrs aufgrund der Emissionen in grosser Höhe berücksichtigt
- anerkennen und dafür sorgen, dass touristisches Wachstum mit gleichzeitiger Emissionsreduzierung möglich ist
- klare Reduktionsziele mit Zeitvorgaben für touristische Emissionen festlegen und innovative Instrumente und Methoden zur Erreichung dieser Reduktionsziele entwickeln
- Klimaschutzziele als unternehmerische Selbstverpflichtung definieren und in Strategien der Unternehmensverantwortung (CSR) integrieren.
- sicherstellen, dass die Reduktionsziele vor allem durch Effizienzsteigerungen und Einsparung im Kerngeschäft erreicht werden. Kompensationsmassnahmen in Entwicklungsländern durch Klimaschutzprojekte sollten nur in sehr begrenztem Umfang und unter strengen Auflagen erfolge (mindestens CDM-Gold-Stadard).
Darüber hinaus gehe es bei einem sozial- und umweltverantwortlichen Tourismus natürlich auch um Fragen wie Menschen- und Landrechte oder Armutsbekämpfung durch Tourismus, die nicht durch die Reduktion von Emissionen verwirklicht werden.
Diese Fragen werden in derVeranstaltung von morgen 13.03.2009 von EED Tourism Watch "Sonne, Sand und Sustainable Tourism? – Corporate Social Responsibility in der Praxis" zur Sprache kommen.
EED Tourism Watch: Klimawandel, CSR und Tourismus. Entscheidungsträger sind zum Handeln aufgefordert (pdf, 1’014 kb)
arbeitskreis tourismus & entwicklung: Factsheet CSR. Tourismusunternehmen in gesellschaftlicher Verantwortung (pdf, 58,22 kb)
Quellen: www.tourism-watch.de; Bild: www.itb-berlin.de