Die Bliznitsa ist mit 1’883 Metern der höchste Gipfel des Bergmassivs, das sich über rund 45’000 Hektaren erstreckt. Zahlreiche Wälder, seine naturbelassene Wildheit, die Vielfalt der Flora und Fauna und seine drei natürlichen Seen machen es zu einem der schönsten Berggebiete der Karpaten. Die Bedrohung dieses Berggebiets hat zwei Gesichter. Das eine ist der illegale Holzschlag: In der Ukraine sind fast alle Wälder Staatseigentum, der Anteil an Gemeinde- und Privatwald ist verschwindend klein. Ausserhalb der abgegrenzten Gebiete oder mit gefälschten Genehmigungen fällen skrupellose Forstunternehmen tausende von Hektar Wald, angetrieben von der starken internationalen Nachfrage nach illegal geschlagenem Holz. Der Raubbau an den Wäldern führte bereits 1998 und 2000 zu grossen Überschwemmungen und Schlammlawinen. Seither ist die Situation eskaliert.
Als zweite Bedrohung kommt jetzt das geplante Tourismusprojekt hinzu: 2016 hat man zum ersten Mal vom Plan eines Skizentrums auf dem Svydovets gehört. Es soll grösser und schicker werden als "Bukovel", die bekannteste Skistation in der Ukraine. Der Gouverneur von Transkarpatien, Gennady Moskal, nannte zu dem neuen Tourismuskomplex unglaubliche Zahlen: geplant sind mehr als 60 Hotels, 120 Restaurants, 33 Lifte, die zu Pisten mit einer Gesamtlänge von 230 Kilometern führen. All das wird von Investoren finanziert, deren Namen er nicht nennen will. Ausserdem Einkaufszentren, Ärztehäuser, Fitness-Studios, Bankfilialen, mehrstöckige Parkhäuser und sogar eine 1 Kilometer lange Piste für kleinere Flugzeuge. Der zukünftige Tourismuskomplex soll Platz für bis zu 28’000 TouristInnen bieten. 5’000 Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. Laut Moskal wäre es für die Einheimischen ein Traum, Arbeit in der Nähe zu finden. In diesen Bergen gehen die Menschen seit Jahrhunderten oft weit entfernt auf Saison arbeiten.

Zu Beginn des Jahres 2017 hielt die Verwaltung der Distrikte Tyatchiv und Rakhiv öffentliche Informationsveranstaltungen ab, um die Zustimmung der drei betroffenen Dörfer Yassinya, Tchorna Tisza und Lopukhovo für den geplanten Tourismuskomplex zu erhalten. Der Unternehmer Vasyl Fabritsy, ein Aktivist des Dorfes Lopukhovo gegen die Verbauung des Bergmassivs, erklärt dazu: "Wir haben von der Versammlung in Lopukhovo erfahren, als sie zu Ende war. Es gab eine Ankündigung in der Zeitung, worin jedoch nicht erwähnt wurde, dass es um eine Abstimmung für oder gegen das Skizentrum Svydovets gehen sollte". Nur zwanzig von der Verwaltung manipulierte DorfbewohnerInnen waren anwesend und haben für das Projekt gestimmt. Sie haben für das ganze Dorf entschieden.

Mobilisierung gegen die Zerstörung

Mehrere entschlossene BewohnerInnen von Lopukhovo haben eine Anzeige beim Verwaltungsgericht eingebracht. Wie 70 Prozent der Menschen in diesen Dörfern arbeiten sie im Wald, haben eine Sägerei oder einen anderen Job, der mit Holz in Verbindung steht. Schon seit 20 Jahren protestieren sie gegen das System, die schlechte Bewirtschaftung und die Korruption den staatlichen Wäldern. Sie haben JuristInnen, Umweltorganisationen, GemeinderätInnen und ParlamentarierInnen um Hilfe geben. Zu Beginn wollte sich niemand engagieren. Schliesslich hat sich eine junge Studentin des Umweltrechts der Sache angenommen, mehrere NGOs mobilisiert, darunter die ukrainische Umweltinitiative environment people law , Zeleny Dossier und die europäische Kooperative Longo maï.
Zeitungen begannen, über das Projekt zu schreiben und die Kehrseite der Medaille hervorzuheben. In mehreren Artikeln und in den sozialen netzen wurde über die Anzahl der Hektaren gestritten, die für einen derartigen Tourismus-Komplex abgeholzt werden müssten. Die AktivistInnen von Lopukhovo und die UmweltschützerInnen finden diese oberflächliche Polemik lächerlich. Sie solle nur dazu dienen, die Köpfe zu verwirren. Es gäbe sowieso keinen genauen Plan, wie diese zukünftige Tourismusstation aussehen solle. Auch wenn nur eine kleine Anlage (um die 1’400 Hektaren) genehmigt würde, eröffne das die Möglichkeit, die ganze Gegend zu zerstören, meinen die AktivistInnen.

Oksana Stankevych-Volosyanchuk, eine in Transkarpatien bekannte Ökologin, stellt fest: "Im Svydovets-Massiv entspringen die Zuflüsse der Theiss, also Tchorna Tisza, Kisva, Chopuorka und zum Teil der Fluss Teresva. Hier finden wir Seen, Sumpfgebiete, Bäche und Feuchtwiesen, die eine wichtige Rolle für die Hydrogeologie der Karpaten spielen. Diese Feuchtgebiete werden durch Schneeschmelze, Niederschläge und Oberflächenwasser alimentiert. Sie dienen als Wasserreserve über das ganze Jahr, indem sie einen Grossteil des Regen- und Tauwassers binden. So sinkt die Wahrscheinlichkeit grosser Hochwasser. Diese Täler und Feuchtgebiete bilden empfindliche Ökosysteme. Exzessive menschliche Eingriffe in das System haben zerstörerische Folgen. All diese Ökosysteme sind die Grundlage für die endemischen Arten der Karpaten".
Die Schaffung von touristischer Infrastruktur auf diesem Gebiet, die neuerliche Zerstörung von Wäldern, der Bau eines Strassennetzes, von Hotels mit Wasseranschluss und Kläranlagen wird sicher Änderungen im Wasserhaushalt hervorrufen. Diese fragilen Ökosysteme leiden schon jetzt unter den chaotischen Zuständen, die wildes Campieren an den Seen hervorrufen: Brennholznutzung, Wasserverschmutzung durch Putzmittel, was würde eine grosse Baustelle erst mit sich bringen? Wahrscheinlich würde so eine Projekt den Klimawandel, den wir schon spüren, beschleunigen. Wie werden sich die Veränderungen auswirken? Katastrophale Hochwasser, Bodenerosion, Erdrutsche, Absinken des Grundwasserspiegels, Wasserverschmutzung, Dürre. Nicht die Gäste, die Einheimischen werden die Leidtragenden sein.    

Ein Netzwerk zum Schutz der Wälder

Die AktivistInnen verstehen nicht, was die Urbanisierung im Herzen Svydovets soll. Wozu eine Infrastruktur oben auf den Almen, wenn es in den Bergdörfern keine gibt. Hier gibt es keine Strassen, keine Kanalisation, keine Kläranlagen, keine Mülltrennung, keine Hotels, keine Supermärkte, kein einziges gutes Restaurant, keine Banken und keine Krankenstationen. Die staatlichen Förster haben schon begonnen, eine Strasse durch das Bergmassiv zu dem zukünftigen Skizentrum zu bauen, welche die Distrikte Tyatchiv und Rakhiv miteinander verbinden soll.
Also gingen die AktivistInnen mit einer Kampagne gegen das Projekt an die Öffentlichkeit und reichten beim Gericht Rekurs wegen Verfahrensfehlern ein. Die erste Gerichtsverhandlung fand am 14. November 2017 statt. Die beiden zuständigen Präfekten wie ihre Anwälte fanden es nicht der Mühe wert zu erscheinen. Hingegen waren zwanzig AktivistInnen anwesend und die Verhandlung wurde von einem nationalen Fernsehsender gefilmt. Das Verfahren ist noch hängig.
Ausserdem zeigten sie gemeinsam mit Umweltschutzorganisationen in Uschgorod beim Umweltministerium eine Verletzung der Verpflichtung zum nachhaltigen Tourismus an, die laut Rahmen-Konvention zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Karpaten (Lillafüred, Ungarn) besteht. Bisher blieb ihre Bitte um eine Untersuchungskommission ohne Antwort.

Briefkampagne an die Adresse des Präsidenten

Trotz Einschüchterung der AktivistInnen wächst die Bewegung gegen das Projekt vor Ort und international. Jetzt soll mit einer internationalen Briefkampagne direkt an Präsident Poroschenko appelliert werden. Er solle die Privatisierung des Bergmassivs stoppen und ihn stattdessen unter Schutz stellen.
Machen Sie mit! Bitte schicken Sie den Brief ab und eine Kopie an: Forum Civique Européen, Postfach 1848, 4001 Basel, oder ein Bestätigungsmail an: ch@forumcivique.org. Herzlichen Dank! 

Zu Beginn des Jahres 2017 hielt die Verwaltung der Distrikte Tyatchiv und Rakhiv öffentliche Informationsveranstaltungen ab, um die Zustimmung der drei betroffenen Dörfer Yassinya, Tchorna Tisza und Lopukhovo für den geplanten Tourismuskomplex zu erhalten. Der Unternehmer Vasyl Fabritsy, ein Aktivist des Dorfes Lopukhovo gegen die Verbauung des Bergmassivs, erklärt dazu: "Wir haben von der Versammlung in Lopukhovo erfahren, als sie zu Ende war. Es gab eine Ankündigung in der Zeitung, worin jedoch nicht erwähnt wurde, dass es um eine Abstimmung für oder gegen das Skizentrum Svydovets gehen sollte". Nur zwanzig von der Verwaltung manipulierte DorfbewohnerInnen waren anwesend und haben für das Projekt gestimmt. Sie haben für das ganze Dorf entschieden.

Mobilisierung gegen die Zerstörung

Mehrere entschlossene BewohnerInnen von Lopukhovo haben eine Anzeige beim Verwaltungsgericht eingebracht. Wie 70 Prozent der Menschen in diesen Dörfern arbeiten sie im Wald, haben eine Sägerei oder einen anderen Job, der mit Holz in Verbindung steht. Schon seit 20 Jahren protestieren sie gegen das System, die schlechte Bewirtschaftung und die Korruption den staatlichen Wäldern. Sie haben JuristInnen, Umweltorganisationen, GemeinderätInnen und ParlamentarierInnen um Hilfe geben. Zu Beginn wollte sich niemand engagieren. Schliesslich hat sich eine junge Studentin des Umweltrechts der Sache angenommen, mehrere NGOs mobilisiert, darunter die ukrainische Umweltinitiative environment people law , Zeleny Dossier und die europäische Kooperative Longo maï.
Zeitungen begannen, über das Projekt zu schreiben und die Kehrseite der Medaille hervorzuheben. In mehreren Artikeln und in den sozialen netzen wurde über die Anzahl der Hektaren gestritten, die für einen derartigen Tourismus-Komplex abgeholzt werden müssten. Die AktivistInnen von Lopukhovo und die UmweltschützerInnen finden diese oberflächliche Polemik lächerlich. Sie solle nur dazu dienen, die Köpfe zu verwirren. Es gäbe sowieso keinen genauen Plan, wie diese zukünftige Tourismusstation aussehen solle. Auch wenn nur eine kleine Anlage (um die 1’400 Hektaren) genehmigt würde, eröffne das die Möglichkeit, die ganze Gegend zu zerstören, meinen die AktivistInnen.

Oksana Stankevych-Volosyanchuk, eine in Transkarpatien bekannte Ökologin, stellt fest: "Im Svydovets-Massiv entspringen die Zuflüsse der Theiss, also Tchorna Tisza, Kisva, Chopuorka und zum Teil der Fluss Teresva. Hier finden wir Seen, Sumpfgebiete, Bäche und Feuchtwiesen, die eine wichtige Rolle für die Hydrogeologie der Karpaten spielen. Diese Feuchtgebiete werden durch Schneeschmelze, Niederschläge und Oberflächenwasser alimentiert. Sie dienen als Wasserreserve über das ganze Jahr, indem sie einen Grossteil des Regen- und Tauwassers binden. So sinkt die Wahrscheinlichkeit grosser Hochwasser. Diese Täler und Feuchtgebiete bilden empfindliche Ökosysteme. Exzessive menschliche Eingriffe in das System haben zerstörerische Folgen. All diese Ökosysteme sind die Grundlage für die endemischen Arten der Karpaten".
Die Schaffung von touristischer Infrastruktur auf diesem Gebiet, die neuerliche Zerstörung von Wäldern, der Bau eines Strassennetzes, von Hotels mit Wasseranschluss und Kläranlagen wird sicher Änderungen im Wasserhaushalt hervorrufen. Diese fragilen Ökosysteme leiden schon jetzt unter den chaotischen Zuständen, die wildes Campieren an den Seen hervorrufen: Brennholznutzung, Wasserverschmutzung durch Putzmittel, was würde eine grosse Baustelle erst mit sich bringen? Wahrscheinlich würde so eine Projekt den Klimawandel, den wir schon spüren, beschleunigen. Wie werden sich die Veränderungen auswirken? Katastrophale Hochwasser, Bodenerosion, Erdrutsche, Absinken des Grundwasserspiegels, Wasserverschmutzung, Dürre. Nicht die Gäste, die Einheimischen werden die Leidtragenden sein.    

Ein Netzwerk zum Schutz der Wälder

Die AktivistInnen verstehen nicht, was die Urbanisierung im Herzen Svydovets soll. Wozu eine Infrastruktur oben auf den Almen, wenn es in den Bergdörfern keine gibt. Hier gibt es keine Strassen, keine Kanalisation, keine Kläranlagen, keine Mülltrennung, keine Hotels, keine Supermärkte, kein einziges gutes Restaurant, keine Banken und keine Krankenstationen. Die staatlichen Förster haben schon begonnen, eine Strasse durch das Bergmassiv zu dem zukünftigen Skizentrum zu bauen, welche die Distrikte Tyatchiv und Rakhiv miteinander verbinden soll.
Also gingen die AktivistInnen mit einer Kampagne gegen das Projekt an die Öffentlichkeit und reichten beim Gericht Rekurs wegen Verfahrensfehlern ein. Die erste Gerichtsverhandlung fand am 14. November 2017 statt. Die beiden zuständigen Präfekten wie ihre Anwälte fanden es nicht der Mühe wert zu erscheinen. Hingegen waren zwanzig AktivistInnen anwesend und die Verhandlung wurde von einem nationalen Fernsehsender gefilmt. Das Verfahren ist noch hängig.
Ausserdem zeigten sie gemeinsam mit Umweltschutzorganisationen in Uschgorod beim Umweltministerium eine Verletzung der Verpflichtung zum nachhaltigen Tourismus an, die laut Rahmen-Konvention zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Karpaten (Lillafüred, Ungarn) besteht. Bisher blieb ihre Bitte um eine Untersuchungskommission ohne Antwort.

Briefkampagne an die Adresse des Präsidenten

Trotz Einschüchterung der AktivistInnen wächst die Bewegung gegen das Projekt vor Ort und international. Jetzt soll mit einer internationalen Briefkampagne direkt an Präsident Poroschenko appelliert werden. Er solle die Privatisierung des Bergmassivs stoppen und ihn stattdessen unter Schutz stellen.
Machen Sie mit! Bitte schicken Sie den Brief ab und eine Kopie an: Forum Civique Européen, Postfach 1848, 4001 Basel, oder ein Bestätigungsmail an: ch@forumcivique.org. Herzlichen Dank!